Brinx-Kömmerling

 3,8 Sterne bei 117 Bewertungen

Lebenslauf

Anja Kömmerling und Thomas Brinx erzählen Geschichten wie das Leben – mit Ecken und Kanten, Höhen und Tiefen, gerne über Menschen, die anders sind und nicht ganz ins System passen. Bis heute in über 40 Büchern, Märchenfilmen, Krimis und Komödien für Kino und Fernsehen. Ihr Thienemann-Jugendbuch »Neumond« wurde mit der Segeberger Feder ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Brinx-Kömmerling

Neue Rezensionen zu Brinx-Kömmerling

Das Mädchen in den Bäumen...

DAS MÄDCHEN IN DEN BÄUMEN...

Marie lebt in den Bäumen, will den Boden nicht berühren. In geschlossenen Räumen hält sie es nicht aus, darum ist sie aus jedem Heim, jeder Pflegefamilie abgehauen. Denn seit dem Tag, an dem ihr Stiefvater gestorben ist, ist da das Rot. Es brüllt, tobt und bedroht Marie, die sich nur in den Bäumen halbwegs sicher fühlt. Das Rot ist die Wahrheit, der sich Marie nicht stellen kann. Dass sie es war, die zum Messer gegriffen hat, damit ihr brutaler Stiefvater ihre Mutter nicht umbringt. Doch so sehr Marie auch aneckt, sie ist nicht allein. Da ist Schlappe, die ihr Kuchen bringt, ihre Schwester Lisa, die Frau vom Jugendamt, die sich für sie einsetzt, und Jori, den Marie ganz nah an sich ranlässt. Und schließlich kann sie sich dem Rot stellen. (Klappentext)

Dieser Jugendroman stellt ein außergewöhnliches Mädchen in den Mittelpunkt und dazu für die Zielgruppe schwere Themen, die m.E. durchaus eine Triggerwarnung verdient hätten (häusliche Gewalt, Gefängnis, Trauma, Traumafolgestörung, Blut, Wut, Psychiatrie). Marie ist gerade einmal fünfzehn Jahre alt, und ihr Leben verläuft vollkommen anders als normal. Sie lebt nicht nur allein, sondern dazu auch noch im Wald - und zwar nicht in einer Hütte oder einer Höhle, sondern in einem Baum, den sie dauerhaft als ihr Zuhause eingerichtet hat. Marie klettert geschickt von Baum zu Baum und vermeidet es den Boden zu berühren. Noch nicht einmal zum Waschen verlässt sie den Baum.

Dennoch gibt es Menschen, die regelmäßig im Wald auftauchen: die Zwillige Tim und Tom, die Marie das Leben schwer machen wollen; Schlappe, die dem Mädchen immer etwas zu essen bringt und sich vergewissert, dass es ihr gut geht, und schließlich zwei Mitarbeiterinnen vom Jugendamt, die Karierte und die Gute - die eine korrekt und sachlich ohne große Empathie, die andere mit viel Verständnis und der Hoffnung, dass die Zeit für Marie und die Verarbeitung des schrecklichen Traumas arbeitet. Denn dieses Trauma ist der Grund dafür, dass Marie es nicht in geschlossenen Räumen aushält und schon von überall her weggelaufen ist, und dass sie sich wahnsinnig vor dem Rot fürchtet, das in ihrem Elternhaus so gewütet hat und das das Mädchen zu verfolgen scheint.

In der Guten vom Jugendamt hat Marie eine Fürsprecherin gefunden, die ihr Zeit lassen will, um zu sich zu kommen, bis sie schließlich andere Hilfsangebote annehmen kann. Doch als Marie erfährt, dass ihr Elternhaus verkauft werden soll, eskaliert die Situation. Für Marie ist klar: das darf AUF GAR KEINEN FALL geschehen! Koste es was es wolle. Denn das Rot ist und und bleibt gefährlich - und es hat unbedingt etwas mit ihrem Elternhaus zu tun...

Neben Marie widmet sich der Roman auch ihrer älteren Schwester Lisa, die es ebenfalls nicht leicht hat. Mit gerade einmal 19 Jahren versucht sie, das besagte traumatische Erlebnis zu verdrängen, hat gerade erfahren, dass sie schwanger ist und hofft ihren Freund nicht zu verlieren, wenn der erfährt, was seinerzeit geschah. Lisa soll zudem darüber entscheiden, ob das Elternhaus nun verkauft wird oder nicht, die Interessenten scheinen es ernst zu meinen. Und sie soll Marie endlich zur Vernunft bringen, so zumindest der Wunsch der Karierten vom Jugendamt. Der Sohn der potentiellen Käufer lernt Marie in ihrem Baum zufällig kennen. Jori ist im selben Alter wie Marie und hat keinerlei Interesse daran, in dieses Kaff zu ziehen, bloß weil sein Vater mal wieder das ganz große Immobiliengeschäft wittert. Pfosten nennt Marie den Sohn der Kaufinteressenten, und das hat womöglich auch seinen Grund...

Einen düsteren Jugendroman haben Brinx und Kömmerling da geschrieben, der gegen Ende deutlich an Fahrt und Spannung aufnimmt. Um das Geschehen in Maries Elternhaus wird lange ein Geheimnis gemacht, was zwischen den Zeilen jedoch durchaus zu erahnen ist. Auch die Überraschung gegen Ende konnte mich da nicht wirklich überraschen. Aber sei's drum... Neben den ernsten Themen gibt es auch wohltuende Episoden um Freundschaft und vielleicht auch ein wenig mehr, was den Roman zumindest stellenweise für mich etwas leichter gemacht hat.

Der Schreibstil ist leicht und der Zielgruppe angemessen, der Roman lässt sich süffig lesen. Ich habe Marie gerne ein Stück ihres Weges begleitet und fand einige der angeschnittenen Themen bedenkenswert. Daher eine klare Leseempfehlung von mir!


© Parden

Sehr heftige Themen, aber wirklich gut und sehr "anders"

Triggerwarnung: Trauma, PTBS, häusliche Gewalt!

 

Marie lebt in den Bäumen. Seit etwas Schreckliches passiert ist, will sie den Boden nicht mehr berühren. Ihre Mutter sitzt im Gefängnis und ihre Schwester lebt woanders, also ist das Jugendamt für Marie zuständig und versucht sie irgendwie aus den Bäumen zu bekommen. Sie verstehen nicht. Sie verstehen Marie nicht und sie verstehen nicht, warum sie nicht weg kann. Warum sie es in geschlossenen Räumen nicht mehr aushält. Denn das Rot lauert auf Marie. Es schleicht sich an sie an und überfällt sie, nur in den Bäumen ist sie einigermaßen sicher. Dann will ihre Schwester das Haus verkaufen, das Haus wo ES passiert ist und Marie hat panische Angst, dass es noch einmal passieren wird. In Jori, dem Sohn der potenziellen Käufer findet Marie einen Verbündeten, denn Joris will auf keinen Fall in diesem Kaff wohnen.

 

 

Dieses Jugendbuch hat es wirklich in sich. Marie hat etwas zutiefst Traumatisches erlebt und fühlt sich nun nur noch in den Bäumen sicher. Aber niemand versteht das so wirklich, bis auf eine angehende Sozialarbeiterin, die wenigstens ein wenig Zeit für Marie herausschinden kann. Sie tut niemandem etwas, fällt niemandem zur Last und doch gibt es genug Leute im Ort, die absolut nicht damit umgehen können, dass Marie anders ist. Allen voran die Zwillinge, die alles tun, um Marie zu schikanieren, als ginge es ihr nicht schon schlecht genug.

 

Der Schreibstil ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Marie gibt vielem andere Namen und das macht es manchmal nicht ganz leicht zwischen den Zeilen zu lesen. Unter "das Rot" kann man sich einfach nicht so viel vorstellen. Auch Menschen nennt sie nicht bei ihrem "richtigen" Namen, sondern gibt ihnen neue, wie "die Gute" oder "Pfosten". Das sagt teilweise etwas darüber aus, wie Marie zu ihnen steht, teilweise aber auch nicht. Manchmal war das insgesamt einfach etwas verwirrend.

 

Es werden mehrere wichtige Themen angesprochen und wie ich finde gut dargestellt und vermittelt. Allerdings sind es teilweise echt heftige Themen, die einem auch nachhängen, gerade weil sie so lebensnah sind.

 

Keiner der Charaktere ist perfekt, wenn man streng sein will, könnte man sagen, alle seien sehr egoistisch. Allerdings muss man differenzieren. Maries Mutter versucht, das Beste für ihre Töchter zu tun, auch wenn sie dafür vielleicht auch mal falsche Entscheidungen trifft. Maries Schwester ist einfach mit allem total überfordert und versucht sich deswegen komplett zu distanzieren, außerdem ist sie wütend und eifersüchtig auf Marie. Lange war sie mir unsympathisch, weil ich sie als extrem egoistisch empfand, aber man darf auch nicht vergessen, dass sie erst 19 Jahre alt ist und damit selbst noch sehr jung. Marie selbst ist auch in gewisser Weise egoistisch, aber gleichzeitig versucht sie auch andere zu beschützen vor dem, was ihrer Meinung nach geschehen könnte. Zudem darf man nicht aus den Augen verlieren, wie traumatisiert sie ist. Jori handelt oft sehr "jung". Er ist in Maries Alter, aber handelt immer wieder auch ohne nachzudenken, weil ihm etwas nicht passt oder er sich verletzt fühlt.

 

Mir hat die Sprache des Buches manchmal etwas Schwierigkeiten bereitet – ich spreche einfach keine Jugendsprache und hab mich in den Bereichen etwas schwergetan.

 

 

Fazit: Marie tat mir von Anfang an sehr leid. Sie ist zutiefst traumatisiert – ganz am Ende des Buches erfährt man, wodurch, obwohl man es schon teilweise erahnen konnte – und versucht nur irgendwie zurecht zu kommen. Weil sie dabei aber stark von der Norm abweicht und dem, was die Gesellschaft tolerieren will, macht man es ihr vor allem von Seiten des Jugendamtes immer wieder schwer. Klar, sie wollen ihr helfen, aber das Problem ist, dass niemand wirklich auf Marie hört. Sie ist fünfzehn und deswegen wird ihr jegliche Fähigkeit irgendetwas von Bedeutung zu entscheiden aberkannt.

 

Ich persönlich hatte meine Schwierigkeiten mit Maries Schwester. Für sie ist ihre kleine Schwester vor allem eine unliebsame Erinnerung an Dinge, die sie gern vergessen würde und eine Belastung, um die sie sich nicht kümmern will. Klar, sie ist überfordert, handelt aber in meinen Augen oft egoistisch. Ihre Entwicklung – und auch Maries und Joris – fand ich dafür toll.

 

Jori verhält sich für mich immer wieder sehr "jung" und manchmal hatte ich so meine Probleme mit ihm. Aber ich mochte ihn auch immer wieder.

 

Ich fand das Buch gut, es behandelt mehrere sehr wichtige, aber heftige Themen. Diese werden meiner Meinung nach sehr gut transportiert. Ich hätte mir allerdings eine Triggerwarnung gewünscht. Mich hat das Buch gepackt und Marie immer wieder berührt. Von mir bekommt das Buch 4 Sterne.

schwierige Thematik mit anspruchsvollen Sil


Meinung
Dieses Buch lässt mich etwas gespalten zurück. Auf der einen Seite behandelt der Roman wichtige Thematiken, die unter die Haut gehen und leider auch der Realität in manchen "Zuhausen" entsprechen. Der Stil des Buches war mir jedoch stellenweise etwas zu verworren. Auf der einen Seite stand die Jugendsprache und auf der anderen Seite hatte ich das Gefühl, als würde das Buch aus abgekürzten Sätzen und unvollendeten Gedanken bestehen.

Jeoch machte dieser Stil auch das Buch so authenthisch, denn mal ehrlich wie oft denkt man selbst in verschiedene Ecken und Kanten ohne diese final zu beenden? Doch für das Lesen an sich stellte es ein Hindernis dar, da der Lesefluss dadurch oftmals unterbrochen wurde.

Das Traumata, welches die Hauptprotagonistin hier durchlebt (hat) ging mir sehr nahe. Man kann nach und nach das Verhalten von Marie nachvollziehen.

Fazit
Die Welt zum Zittern bringen ist eine komplexe Story mit eigenem Stil und einer schwierigen Thematik. 4 von 5 Sternen

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 146 Bibliotheken

auf 10 Merkzettel

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks