Cover des Buches Bilder des Bösen (ISBN: 9783958249912)
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Rezension zu Bilder des Bösen von Britta Hasler

Tatort: Wien, 1906

von Miamou vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Kommt nicht ganz an den Vorgänger ran, kann aber trotzdem mit einem großen Spannungsbogen und atmosphärischer Dichte überzeugen!

Rezension

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Miamouvor 7 Jahren
Nachdem ich zu Beginn dieses Jahres „Das Sterben der Bilder“ verschlungen habe, habe ich mich sehr gefreut, als die Autorin selbst mich darauf aufmerksam machte, dass es eine Fortsetzung geben wird. Voller Vorfreude habe ich mich daher in „Bilder des Bösen“ gestürzt und mich in das Wien um das Ende der Habsburgerzeit versetzen lassen.

Pawalet und Lischka habe nach der Aufklärung der Wiener Porträtmorde beschlossen, eine Privatdetektei zu gründen, die ihren Zulauf hat. Unter anderen bekommen sie eine Auftrag der gutsituierten Fr. Sutter, die eines Tages ein pornographisches Bild erhält, auf dem ihr Mann in einer sehr pikanten Situation fotografiert wurde. Bei ihrer Suche stoßen Pawalet und Lischka auf einen Serienmörder, der innerhalb kürzester Zeit sieben Prostituierte ermordet hat, indem er ihnen ihre Hände abschlug. Bei einem der Tatorte wird Pawalet gesehen und er wird somit sofort zum Hauptverdächtigen. Als er und Lischka jedoch weiter recherchieren, stoßen sie auf ein Geheimnis, das an Grausamkeit kaum zu überbieten ist.

Pawalet und Lischka suchen also den Jack the Ripper Wiens und geraten unversehens ins Visier des Mörders. Es war schön, den beiden wieder zu begegnen. Während Lischka mir im ersten Band schon besonders gut durch seine Bodenständigkeit gefallen hat, war mit Pawalet zu Anfang doch ein wenig fremd, was aber vielleicht dem Thema an sich und den Umgang damit geschuldet war. Natürlich darf man in einem Roman, in dem es um Morden am Prostituieren geht, nicht unbedingt prüde sein, weil doch die ein oder andere Situation auftaucht, in der es einfach heiß zur Sache geht. Allerdings gab es dann für mich persönlich auch Situationen, wo es diese erotischen Spielchen überhaupt nicht gebraucht hätte und dann zu viel Platz eingenommen haben, ohne dass es der Handlung wirklich dienlich war. Pawalet war zu Anfang auch sehr in diesen SM – Spielchen verhaftet, sodass man ihn nicht so ganz als die Figur aus „Das Sterben der Bilder“ erkennen konnte. Ebenso ging es mir mit Johanna, die mir im ersten Band als Frauentyp wirklich gut gefallen hat. Hier im zweiten Teil, war sie eine ganz andere.

Wenn es aber dann an die wirkliche Ermittlungsarbeit geht, lässt Britta Hasler keinen Stein auf dem anderen und es wird hochspannend und sehr atmosphärisch. Die Stadt Wien zum Ende der Kaiserzeit hat sie wirklich wunderbar eingefangen und sie verknüpft die Schauplätze gut mit ihrer Handlung bzw. gibt ihnen die atmosphärische Dichte, die die Nerven des Lesers bis zum Zerreißen anspannen lassen. Auch den vielen Nebenfiguren hat sie besonderes Leben eingehaucht und sie so in die Handlung gesetzt, dass man nicht eine von ihr missen möchte.

Die Handlung an sich ist ihr sehr gelungen und sie schreckt nicht davor zurück, Themen anzusprechen, die nicht nur in der damaligen, sondern auch in der heutigen Zeit noch ein großes Tabu darstellen, aber zu den schlimmsten Verbrechen jeder Zeit gehören. Dabei schafft die Autorin aber immer wieder den Spagat, sodass einen nicht nur die Gänsehaut aufzieht, sondern, dass man zwischendurch auch immer wieder mal Lächeln kann. Ein großes Plus geht wieder an den Showdown, der dem im ersten Teil um nichts nachsteht.

Der Schreibstil reißt einem sehr schnell mit und lebt von seiner Dialoglastigkeit. Eine Sache, die ich besonders gerne mag, weil ich finde, dass die Figuren sehr viel von sich preisgeben und man sie dadurch sehr schnell liebgewinnen kann oder eben nicht (soll es ja auch geben….und gibt es in diesem Buch auch :-))

Sehr toll fand ich auch, dass in diesem Band auch wieder eine historische Figur vorkommt, die einfach jeder kennt. Im ersten Teil hat sich seine Majestät die Ehre gegeben, hier in der Fortsetzung durfte Sigmund Freud auf die Bühne treten. Genau solche Episoden geben einem historischen Roman eine gewisse Authentizität. Freud passte im Zusammenhang mit dem Handlungsaufbau auch sehr gut in das ganze Geschehen.

Was mir bereits in „Das Sterben der Bilder“ aufgefallen ist und was Britta Hasler in „Bilder des Bösen“ konsequent wieder so gemacht hat ist, dass sie zwei Handlungsstränge aufbaut, die durch ein Ereignis, dass beide betrifft, ins Rollen gebracht werden. Beide haben nur bedingt miteinander zu tun, werden aber logisch aufgelöst und nicht im klassischen Sinne, dass sie zusammenlaufen müssen. Ein Detail, das mir sehr gut in beiden Büchern gefallen hat.

In meiner persönlichen Wertung kommt der zweite Teil nicht vollends an den ersten heran, was aber für mich der Erotiklastigkeit in diesem Buch geschuldet ist. Das muss man mögen. Ich habe mir das nicht in diesem Sinne erwartet und war dann überrascht. Trotzdem konnte mich das Buch mit seinem Spannungsbogen und seiner atmosphärischen Dichte überzeugen.
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