Cover des Buches Krampus (ISBN: 9783426653340)
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Rezension zu Krampus von Brom

Ein tolles Weihnachtsbuch für alle, die es nicht rosarot mögen

von horrorbiene vor 10 Jahren

Rezension

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horrorbienevor 10 Jahren
Ich habe bereits ein Buch des Autors gelesen, nämlich Der Kinderdieb und hatte auch Gefallen an Broms düsterer, brutaler Interpretation von Peter Pan gefunden. In Krampus hat Brom sich nun die Geschichte des Weihnachtsmanns und den Mythos um Krampus und das Julfest vorgenommen und diese beiden nicht nur miteinander verbunden, sondern auch noch eine Prise der nordischen Mythologie beigefügt. Diese Idee hat mir sehr gefallen und so musste ich sie einfach lesen.
Im Mittelpunkt steht Jesse, aus dessen Sicht wir auch den größten Teil der Geschichte erleben. Jesse ist eine traurige Gestalt, der in einem geliehenen Wohnwagen haust und versucht seine Brötchen durch seine Musik zu verdienen. Leider glaubt er nicht stark genug an sich selbst, so dass er bisher noch keinen Erfolg mit seinen Liedern feiern konnte. Um überleben zu können hat er sich auf illegale Geschäfte eingelassen. Doch sein Leben sollte sich ändern, als er plötzlich Zeuge wurde, wie eine Gestalt, die seltsamerweise dem Weihnachtsmann sehr ähnlich sah mit einigen Dämonen in einen Konflikt geriet und letztlich einer dieser Dämonen samt des Nikolaussackes vom Schlitten genau in Jesses Wohnwagen knallt. Diese Dämonen gehören zu Krampus, der Geist des Julfestes und mithilfe des Sackes, kann er wieder aus seinem Gefängnis ausbrechen.
Enttäuscht wurde ich zwar nicht, aber begeistern konnte mich das Buch auch nicht. Krampus ließ sich ähnlich wie Der Kinderdieb einfach lesen und ist diesem Buch in vielen Dingen sehr ähnlich, allerdings fehlt ihm der gewisse Zauber, wie ich ihn in Der Kinderdieb noch finden konnte. Zudem war das Buch auch spannend. Es gab genug Action und es ging z.T. blutig und brutal zu, aber dennoch ist der Funke nicht übergesprungen. Dies mag zum einen daran liegen, dass das Buch gänzlich in der realen Welt spielte und es so wenig fantastisch daherkam, zudem war mir beim Lesen nicht ganz klar, worauf das ganze hinauslaufen soll. Klar, da gibt es die Fehde zwischen Weihnachtsmann und Krampus, doch die ist seltsamerweise recht schnell abgehandelt. Danach kommt aber noch mehr, und zum Schluss kommt es einerseits dann doch anders, andererseits löst sich so manches in Wohlgefallen auf. Für mein Empfinden hapert es hier daher vor allem am Aufbau der Geschichte, die deutlich vom Schema Einführung, Hauptteil, Finale abweicht und daher auch keine sich aufbauende Spannungskurve hat. Daher konnte ich nicht wirklich komplett in die Geschichte abtauchen…
Gefallen hat mir allerdings das Spiel mit “Gut” und “Böse”. Der Hauptcharakter ist dem Titel nach Krampus und dieser hat zwar eindeutig böse Seiten, andererseits erlebt der Leser einiges aus seiner Sicht und daher ging es mir so, dass ich den Geist des Julfestes nicht als böse empfand und auch eher “anti-Weihnachtsmann”-gesinnt war. Allerdings hat Brom auch diese Figur sehr ambivalent gezeichnet, so dass er je nach Sichtweise mal als “gut” und mal als “böse” dargestellt wird. Solche Spielchen mit dem Leser gefallen mir sehr.
Auch die Idee, die nordische Mythologie mit einzubeziehen, fand ich zu Anfang sehr skurril und an den Haaren herbei gezogen, doch im Laufe der Zeit konnte ich mich sehr damit anfreunden. Schade nur, dass dieser Hintergrund und die zahlreichen Gestalten wie Hugin und Munin, sehr schnell beiseite gedrängt wurden. Noch mehr solcher Details und auch noch mehr Hintergrund zum Julfest, hätten der Geschichte meiner Meinung nach sehr gut getan. Auf jedenfall hätten sie sie noch atmosphärischer gestaltet.
Was ich an den Büchern von Brom sehr schätze, sind seine Zeichnungen. Zu jedem Kapitelanfang ist eine von Broms Zeichnungen in schwarz-weiß abgedruckt und in der Buchmitte sind sogar die Hauptpersonen in Farbe abgedruckt. Dies hebt die Stimmung und macht das Buch atmosphärischer. Da das Buch allerdings nur 18 Kapitel hat, hätte ich mir an passenden Stellen weitere Bilder gewünscht, die die Atmosphäre einfangen und wiederspiegeln.

Fazit: Im Gegensatz zu Der Kinderdieb ist Krampus nicht wirklich märchenhaft, sondern eher eine mythologisch angehauchte Weihnachtsgeschichte. Zwar ist das Buch an manchen Stellen ausbaufähig, dennoch hat mir das Lesen sehr viel Freude bereitet und zur Weihnachtszeit ist es jedenfalls eine passende Lektüre – vor allem, wenn man nichts lesen will, bei dem alles rosarot und kitschig zugeht.

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