Die vorliegende Graphic Novel beleuchtet das Leben und die fürchterlichen Taten von Nikolaus Barbie (Spitzname: Klaus), einem am 25. Oktober 1913 geborenen SS-Mann, genannt »Der Schlächter von Lyon«. Barbie hat es nach dem Krieg geschafft, unterzutauchen und im Gegensatz zu seinen unzähligen Opfern jahrzehntelang ein nahezu unbehelligtes Leben zu führen, bis er im Jahr 1983 nach einer gescheiterten Entführung letztendlich doch noch durch die bolivianische Regierung ausgeliefert worden ist. Im Mai 1987 begann in Frankreich ein aufsehenerregender Prozess gegen den Kriegsverbrecher.
»Der Prozess gegen Klaus Barbie ist der erste Prozess, der in Frankreich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhandelt wird. Und da es nicht nur darum geht, einen Mann, sondern ein ganzes System zu verurteilen, wird das Verfahren vollständig gefilmt und von mehr als 600 Journalisten aus der ganzen Welt beobachtet. Dieser Prozess wird in die Geschichte eingehen.« (Seite 91)
Als Klaus Barbie der Prozess gemacht wurde, war ich noch zu jung, um richtig erfassen zu können, um was es geht. Natürlich war ich thematisch in der Lage, zu verstehen, was ihm zur Last gelegt wurde, allerdings habe ich der Gerichtsverhandlung damals noch nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken können, sodass ich umso erfreuter war, als ich die Graphic Novel entdeckte, da mir der doch eher ungewöhnliche Name bis heute im Gedächtnis geblieben ist.
Die Aufteilung der Graphic Novel in verschiedene Bereiche war klug gewählt, allerdings ergab sich dadurch auch das Problem, dass gerade zu Beginn ein klein wenig der rote Faden fehlte, weil es etwas chaotisch wurde wegen der vielen Zeitsprünge. Dazu kommt, dass es schwierig ist, besonders die politischen Verwicklungen auf so wenigen Seiten wiederzugeben, sodass ich manchmal das Gefühl hatte, nicht folgen zu können. Die zeitliche Zuordnung wird aber in einem Dossier mit der Überschrift »Klaus Barbie - Ein Kind des Fanatismus« von Jean-Olivier Viout, dem stellvertretenden Generalstaatsanwalt von Lyon beim Prozess, sehr gut abgebildet, sodass sich ein ziemlich genaues Bild ergab.
Insgesamt eine phantastisch gezeichnete Graphic Novel, die mich, insbesondere was die Zeugenaussagen angeht, emotional sehr berührt hat. Wer sich intensiv mit der Person Klaus Barbie beschäftigen möchte, dem würde ich zusätzlich zu einem ausführlichen Sachbuch raten, wer aber, wie ich, seinen Horizont erweitern und sich informieren möchte, wer dies war und was es mit dem spektakulären Prozess auf sich hat, dem lege ich diesen Comic für Erwachsene ans Herz.