Bruno Goetz

Alle Bücher von Bruno Goetz

Cover des Buches Schilf im Wind (ISBN: 9783717525240)

Schilf im Wind

 (8)
Erschienen am 13.04.2021

Neue Rezensionen zu Bruno Goetz

Cover des Buches Schilf im Wind (ISBN: 9783717525240)
Anna625s avatar

Rezension zu "Schilf im Wind" von Grazia Deledda

Schöne Neuauflage eines ruhigen Klassikers
Anna625vor einem Jahr

Efix ist der Knecht dreier adliger Schwestern, die jedoch in Armut leben. Ergeben bewirtschaftet er für sie das alte, abgeschiedene Landgut auf Sardinien, dessen Ertrag kaum zum Überleben ausreicht. Dann kehrt eines Tages der Sohn der vierten Schwester, die vor langer Zeit Insel und Familie verließ, heim, und bringt mit seiner Ankunft große Unruhe in die Verschlafenheit und die festgefahrenen Strukturen des Dorflebens.

Der Klassiker von Grazia Deledda ist im Original bereits 1913 erschienen und wurde nun anlässlich des 150. Geburtstags der Autorin, die außerdem den Literaturnobelpreis 1926 erhielt, neu aufgelegt.
Ich habe eine Weile gebraucht, um mit ihrem Roman warmzuwerden, denn er enthält vor allem sehr viele detaillierte Landschaftsbeschreibungen. Dadurch wird der Roman zu einem sehr ruhigen, wenig actionreichen Buch, auf das man sich erstmal einlassen muss. Gelingt einem das, überzeugt es jedoch mit seiner wunderschönen poetischen Sprache, die voller Metaphern und einer ganz eigenen Mystik ist und eine großartige Atmosphäre irgendwo zwischen "feierlich" und "düster" erschafft. Wenn man die Ruhe dazu hat, kann man wunderbar in der Geschichte Efix' und der Pintor-Schwestern versinken.

Nach einigen anfänglichen Längen habe ich "Schilf im Wind" sehr genossen.

Kommentieren
Teilen
Cover des Buches Schilf im Wind (ISBN: 9783717525240)
ulrikerabes avatar

Rezension zu "Schilf im Wind" von Grazia Deledda

Dem Schicksal beugen
ulrikerabevor 2 Jahren

Ein Dorf in Sardinien in den Jahren kurz vor dem 1. Weltkrieg. Dort dient Efix als Knecht auf dem Gut der Schwestern Pintor. Die Damen sind verarmt, leben äußerst abgeschieden und Efix scheint an einer lang vergangen Schuld zu zehren. Als der junge Neffe vom Festland kommt, um von da an auf Sardinien zu leben, bringt dies viel Unruhe in das Gefüge der Schwester, aber auch der ganzen Dorfgemeinschaft, mit sich.

„Schilf im Wind“ ist das Werk der mit dem Literaturnobelpreis 1926 ausgezeichneten Dichterin Grazia Deledda. Zu deren 150. Geburtstag ist der Roman in einer wunderschönen Ausgabe im Manesse Verlag neu aufgelegt worden.

„Wir sind das Schilf, und der Wind ist das Schicksal“ ist das Lebensmotto der Menschen in diesem Roman. Die Menschen beugen sich ihrem Schicksal, sind zwischen Glauben und Aberglauben hin und hergerissen.

Das Werk erinnert in seinem Aufbau und Dramatik an eine klassische Tragödie. Efix, der dienstbare Geist, ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, in der es immer wieder um Schuld, Buße und Vergebung geht. In der pittoresken Kulisse der sardischen Landschaft wirkt die Geschichte nahezu zeitlos. Die Beschreibung von Natur und Umgebung ist sehr eindrucksstark und plastisch.

Sehr viele Fußnoten zu Ereignissen, Geografie, sardischen Eigennamen werden im Anhang erläutert. Hier musste sich die Leserin immer wieder entscheiden, aus dem Lesefluss gerissen zu werden, oder Hintergrundinformationen zu versäumen. Ein Nachwort gibt noch einen schönen Überblick über Grazia Deledda und den historischen Kontext zu dem „Meisterwerk“ der Schriftstellerin.

Schilf im Wind reizt mit seiner altertümlichen Sprache, macht das Lesen damit aber nicht unbedingt zu einer einfachen Sache. Stellenweise zu viel an Kirche und Gebräuchen machen lesemüde, die Handlungen der schuldgebeugten Protagonisten sind (aus unserer modernen Sicht) mitunter nicht immer nachvollziehbar.

Dieses Buch war dennoch ein lohnender und bildender Ausflug in eine längst vergangene Welt, sprachlich und inhaltlich. Die optisch unglaublich ansprechende Ausgabe ist jedenfalls eine Empfehlung wert.

Kommentare: 3
Teilen
Cover des Buches Schilf im Wind (ISBN: 9783717525240)
pardens avatar

Rezension zu "Schilf im Wind" von Grazia Deledda

Eindrucksvoll aber düster...
pardenvor 2 Jahren

EINDRUCKSVOLL ABER DÜSTER...

Auf einem halb verfallenen Landgut inmitten der kargen Landschaft Sardiniens, zwischen Granatapfelbäumen und wilden Kaktusfeigen, verbüßt der Knecht Efix eine geheime Schuld im Dienst der Schwestern Pintor. Doch schon bald werden die Frauen in ihrer trostlosen Abgeschiedenheit, gewissermaßen auf einer Insel innerhalb der Insel, von der Vergangenheit eingeholt. Von dieser archaischen, unwirklichen Welt, mit Kobolden, die ihre Schätze verstecken, und Feen, die auf ihren Webstühlen Goldstoffe herstellen, scheint der Mensch nur widerwillig geduldet zu sein. 

Fast zeitlos, dahinströmend im Rhythmus der Naturgezeiten, wirkt das Geschehen in diesem fast märchenhaft anmutenden Werk Grazia Deleddas (1871–1936). Dem Schilf im Wind vergleichbar sind die Menschen, die uns die Nobelpreisträgerin  in ihrem Sardinien-Roman vor Augen führt: geduldig, vom Schicksal erfasst, niedergedrückt und von der Liebe schließlich wieder emporgerichtet. 

Naturschilderungen in allen Farbnuancen bilden das Grundgerüst dieses Romans: sehr bildhaft und stellenweise überaus poetisch - aber die teilweise sehr langen Sätze mit den vielen Details und zahllosen Beschreibungen empfand ich durchaus auch als anstrengend. Andererseits tragen gerade diese Schilderungen zur wohl gewollt elegischen Stimmung bei, so dass sie wiederum passend erscheinen.

Die Stimmung der Erzählung ist leise, melancholisch, und oftmals fast traumhaft (im Sinne von: wie in einem Traum). Ich gewann zeitweise den Eindruck, in etwas Vergangenem festgehalten zu werden, gemeinsam mit den Figuren. Ein karges, armes Leben führen da die meisten, und abgesehen von den täglichen Ritualen gibt es kaum Erwähnenswertes. Kirchenfeste stellen den Höhepunkt im Leben der Dorfbewohner dar, da lassen es sich alle gut gehen und feiern, dann jedoch zieht nur allzu bald wieder der von Armut geprägte, malariaverseuchte, mühsalgeplagte, von Andachten unterbrochene und von Aberglauben bestimmte Alltag ein.

Ganz im Stile eines klassischen Dramas, kommen die Charaktere dem Leser nicht wirklich nahe. Efix als Knecht der Schwestern Pinto steht im Mittelpunkt des Geschehens. Er ist es, der alles zu richten versucht, sich den Schwestern verpflichtet fühlt, obschon sie ihm schon seit Monaten keinen Lohn mehr zahlen können, und der von einer Schuld zerfressen scheint, die ihm immer mehr von seiner Lebensenergie raubt. 

Schuld und Sühne sind hier ebenso Thema wie Kirche und Aberglaube, die große Armut allerorten gegenüber der übervollen Schönheit der Natur sowie das traditionelle Dorfleben und der Geisterglaube - und dazu durchweg tragische Figuren. Einige Längen - gerade im letzten Drittel des Romans - sowie eine Anhäufung von Schilderungen von Kirchenfesten bewirkten, dass ich das Lesen zeitweise als etwas zäh empfand. 

Zusätzlich hemmten auch die zahlreichen Fußnoten den Lesefluss, die zwar im Text gekennzeichnet sind, dann aber viel weiter hinten im Buch aufgeführt werden: 103 Anmerkungen auf 26 kleinebedruckten Seiten. Ich fand es schwierig zu entscheiden, welche davon ich getrost übergehen konnte und welche unbedingt nachgelesen werden sollten - und so habe ich letztlich fast alle Fußnoten verfolgt, was den Lesefluss jedoch stets empfindlich unterbrach.

Ich bin tatsächlich etwas zwiegespalten, was diesen Roman anbelangt. Ich habe ihn nicht ungern gelesen - und tatsächlich ist es doch schön, dass solche alten "Schätze" - immerhin von einer Nobelpreisträgerin für Literatur - nicht verloren gehen und auch der heutigen Leserschaft zugänglich gemacht werden. Aber man muss sich wirklich auf die Erzählung einlassen, was mir nicht durchgehend leicht fiel.

Immerhin ist diese Neuauflage im Kleinformat mit dem bildschönen Cover ein wahres optisches Kleinod. Und ich freue mich letztlich doch, dass ich die mir bis dahin unbekannte Autorin, die als eine der bislang wenigen Frauen den Literaturnobelpreis gewann, mit diesem Roman kennenlernen durfte...   


© Parden

Kommentare: 10
Teilen

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks