Rezension zu "This Flawless Place Between" von Bruno Portier
“Das Tibetische Totenbuch” ist sicherlich dem ein oder anderen Leser bekannt, der sich ein wenig für Buddhismus interessiert.
Was ist der Sinn unseres Lebens, wie können wir an seinem Ende mit uns ins Reine kommen? Was passiert, wenn wir sterben, wie ist der Übergang, wie werden wir wiedergeboren, wie können wir es uns und unseren Angehörigen leichter machen? Und auch anders rum, wie machen wir es einem Sterbenden einfacher, zu gehen?
All das sind Fragen, die uns schon zu Lebzeiten beschäftigen sollten, damit wir es im entscheidenden Moment einfacher haben. Doch gerade im Westen gilt der Tod als Tabu-Thema, man spricht nicht darüber, man lässt die Toten schnell abholen, will nicht wirklich was mit ihnen zu tun haben und hat selbst panische Angst vor diesem Moment.
Wieso wir keine Angst haben müssen und was wir in dem Moment tun sollten, erklärt uns das Totenbuch. Ein absolut wunderbares Buch, das ich jedem nur empfehlen kann. Und es ist auch Grundlage des Buches von Bruno Portier “This Flawless Place Between” – bisher leider nicht auf Deutsch erschienen.
Wie auch das Totenbuch ist “This Flawless Place Between” ganz sicher keine einfache Lektüre, vor allem nicht für Menschen, die das Thema “Tod” lieber verdrängen.
Anne und Evan sind endlich da, wo sie schon lange hinwollten – im Urlaub, im Himalaya, in Tibet!
Ein Traum wird wahr. Obwohl sie ihre kleine Tochter schrecklich vermissen, genießen die beiden ihren Motorrad Trip, das fremde Land, die andere Kultur.
Doch dann verliert Evan in einer Kurve plötzlich die Kontrolle über das Motorrad, beide werden vom Motorrad geschleudert. Evan wird schwer verletzt, Anne stirbt.
Und plötzlich ist ihre Reise eine ganz andere – eine Reise des Akzeptierens, des Abschiednehmens und des Neubeginns.
Ein alter Tibeter, der an dem Unfallort vorbeikommt, hilft Anne dabei, ihren Körper, ihr Leben und ihre Welt zu verlassen – 10 Tage lange ringt er um ihre “Seele” und obwohl Anne zunächst nicht wahrhaben will, was passiert ist, folgt sie irgendwann der eindringlichen Stimme das altes Mannes und begibt sich auf den Pfad, der sie auf den nächsten Weg schickt.
Portier verarbeitet in seinem bewegenden Roman den Inhalt des Totenbuches auf einfache, aber wunderbare Weise. Es ist eine Geschichte über den Tod und trotzdem ist sie Mut machend und bereichernd. Annes Leben ist zu Ende, doch ihr Geist beginnt seine Reise erst. Kein Buch für jeden Leser, zumal der Tod, wie in Tibet üblich, als völlig natürlich behandelt wird und uns daher verschiedene Traditionen und Rituale etwas pietätlos und makaber erscheinen können. Auch der an sich emotionslose Erzählstil wirkt zuerst befremdlich, unterstützt jedoch die Aussage des Buches umso mehr.
5 Sterne für ein inspirierendes und befreiendes Buch, das nicht nur für Buddhismus Interessierte geeignet ist, sondern für jeden, der gewisse Gedankengänge nicht scheut.