Cover des Buches Mein Herz hämmert, dass es wehtut (ISBN: 9783791519999)
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Rezension zu Mein Herz hämmert, dass es wehtut von Brynjulf Jung Tjonn

Wenn Glück und Trauer gleichzeitig das Herz regieren...

von Verena-Julia vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein Junge. Auf der einen Seite: sein sterbenskranker Onkel, auf der Anderen: seine erste große Liebe. Traurig und glücklich zugleich? Ja!

Rezension

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Verena-Juliavor 9 Jahren
Sommerferien - die schönste Zeit im Leben eines Schülers. Eigentlich sollte man da glücklich sein. Doch bei Henrik ist alles etwas komplizierter. Zum ersten Mal ist er so richtig verknallt, in die lebensfrohe Kjersti und möchte sein neu gewonnenes Glück genießen. Wäre da nicht Simon, sein geliebter Onkel, Vaterersatz und bester Freund, der schwerkrank und ohne Aussicht auf Heilung im Krankenhaus liegt. Sein Tod rückt unaufhaltsam immer näher. Und Henrik ist hin und her gerissen zwischen Liebe, Trauer, Glück und Schuldgefühlen. Darf man glücklich sein, wenn man gleichzeitig trauert? Warum ist das Leben schmerzhaft und zugleich fantastisch?

"Mein Herz hämmert, dass es wehtut" von Brynjulf Jung Tjonn kommt ganz zart um die Ecke, offenbart eine gewaltige Tiefe, umhüllt den Leser und lässt ihn lange nicht mehr los. Kurze Sätze machen den unverwechselbaren Schreibstil aus, der offen und schonungslos das Chaos in Henriks Leben ausdrückt. Fast ganz alleine muss er mit der Situation fertig werden Abschied zu nehmen. Seine Mutter kann ihm dabei nicht helfen - sie kümmert sich so um Simon, ist die meiste Zeit im Krankenhaus und sieht in ihrer Trauer ihren eigenen Sohn nicht mehr. Doch Henrik ist nicht allein, Kjersti und ein Freund stehen ihm zur Seite...

Dabei ist die Sprache verständlich, poetisch, glasklar und mit vielen Bildern, die Eindruck hinterlassen. Schonungslos und unverblümt wird der Leser sofort in die Geschichte geworfen und bereits die ersten Seiten fesseln und lassen erahnen, welch ein Gefühlskuddelmuddel in Henrik herrscht. Wunderbar übersetzt, die richtigen Worte eingefangen, die Leichtigkeit bewahrt und ohne Kitsch. Katrin Frey verzaubert. Auf ganzer Linie.

"Das Gras kitzelt mich an den Fußsohlen. Als würde es wachsen, während ich drauf stand. Als wollte es sich durch meinen Fuß bohren." (S. 25)

Es ist ein kurzes Lesevergnügen - die 128 Seiten kommen leicht daher und hinterlassen doch einen tiefen Eindruck. Eine traurige und glückliche Geschichte, die an die Substanz geht. Ich empfehle: Taschentücher bereit legen und abtauchen zwischen die Seiten.

Aber auch ein Buch, dass nicht unbedingt alleine gelesen werden sollte. Nach Beendigen der Lektüre sollte ein eventuell aufkommender Redebedarf unbedingt ausgesprochen werden.

Eine Lektüre zum Nachdenken und Mitfühlen!

"Alles, was ich wissen musste, lernte ich von Simon.
Und nun war das Leben selbst schon zu viel für ihn." (Klappentext)


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