Cover des Buches Vor dem Anfang (ISBN: 9783839816509)
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Rezension zu Vor dem Anfang von Burghart Klaußner

Die letzten Tage des Krieges...

von parden vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Die letzten Tage des Krieges - Überleben oder nicht? Humor, Wahnsinn und Nachdenkliches vereint, lebendig vorgetragen vom Autor selbst...

Rezension

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pardenvor 5 Jahren

DIE LETZTEN TAGE DES KRIEGES...

April 1945. Es sind die letzten Stunden, bevor die Hölle losbricht in Berlin und der Häuserkampf beginnt. Die letzten Tage, bevor alles vorbei ist: die Schüsse, das Gebrüll, die Befehle und die Angst. Aber vorher müssen Fritz und Schultz noch einen Auftrag erfüllen. Und der führt sie mitten hinein ins Zentrum der Gefahr. Burghart Klaußner erzählt von zwei Männern, die es geschafft haben, den Krieg zu überleben, indem sie den Kopf unten hielten. Und die es auf den letzten Metrn doch noch kalt erwischt: Sie erhalten den Auftrag, die Geldkasse ihrer Einheit ins Reichsluftfahrtministerium zu bringen. Nach Berlin-Mitte – einmal quer durch die zerbombte Stadt. Und das einzige Beförderungsmittel, das sie haben, sind ihre klapprigen Fahrräder…

In den letzten Kriegstagen in Berlin befindet sich alles in einem heillosen Chaos. In aller Eile werden kompromittierende Papiere vernichtet, verlassen die Verantwortlichen den ihnen zugewiesenen Platz und fliehen, werden Schätze verladen und in Sicherheit gebracht, fallen zahllose Bomben und legen Häuser und Viertel in Schutt und Asche - und niemand weiß, wann genau es so weit sein wird, dass Deutschland kapituliert.

Fritz und Schultz, zwei Männer, die in den letzten Kriegsjahren ihren Dienst fernab der Front an einem kleinen Flughafen verrichten konnten, werden nun mitten in dieses Getümmel gestoßen. Sie sollen eine versiegelte Kassette mit 750 Reichsmark ins Reichsluftfahrtministerium bringen, einmal quer durch die Stadt. Dabei weiß niemand, was einen gleich hinter der nächsten Straßenecke erwartet, und die einzigen Fahrzeuge, die zur Verfügung stehen, sind zwei klapprige Fahrräder.

Die Gefahr lauert überall: die Geldkassette könnte leer sein und ihr Vorgesetzter, der sie damit losgeschickt hat, könnte sich mit dem Geld aus dem Staub gemacht haben; wenn Fritz und Schultz die versiegelte Geldkassette aber aufbrechen, um sich der Summe zu vergewissern, droht ihnen ebenso der Kopfschuss als wenn sie mit leeren Händen im Reichsluftfahrtministerium auftauchen. Auf dem Weg könnte man deutschen Patrouillen in die Hände fallen, die den beiden Männern Fahnenflucht unterstellen - da wird nicht lange gefackelt -, man könnte ebenso auf feindliche Soldaten treffen, von Bomben getroffen werden u.v.m.

Im Grunde also ein Himmelfahrtkommando, das noch dadurch an Brisanz gewinnt, dass sich Fritz und Schultz nicht wirklich über den Weg trauen. Ernst und nachdenklich der eine, gewitzt und schlagfertig der andere, sind sie doch aufeinander angewiesen, auch wenn sie nicht ahnen, was der jeweils andere tatsächlich denkt oder plant. Eines wollen sie aber beide: heil aus dem Krieg herauskommen. Und so machen sie sich auf den gefährlichen Weg...

Laut Burghart Klaußner gab es die beiden Männer und ihre Geschichte, die hier erzählt wird, tatsächlich, und einer der beiden hat dem Autor vor langer Zeit bereits davon berichtet. Da macht es nichts, dass keiner der beiden ein Held ist, von denen Geschichten sonst so gern erzählen - teilweise erinnert das ganze eher an ein Schelmenstück. Die Stimmung der letzten Tage des Krieges wird jedenfalls glaubhaft geschildert, lakonisch oft, nachdenklich manchmal, aufgelockert mit Berliner Jargon und gewitzten Kommentaren.

Dass der Autor selbst die Lesung bestreitet, hat mir gut gefallen. So wird zum einen die Charakterzeichnung deutlicher, da sie genauso eingesprochen werden, wie Burghart Klaußner es sich vorgestellt hat. Zum anderen bringen Betonungen beim Lesen dem Hörer eben gerade die Stellen ins Bewusstsein, die der Autor von besonderer Bedeutung hält. 3 Stunden und 13 Minuten währt die ungekürzte Lesung, die zwar keine besondere Botschaft übermittelt, den Hörer aber die wahnwitzige Atmosphäre der letzten Kriegstage ahnen lässt.


© Parden

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