Bärbel Schäfer

Auf die Frage, ob man einsam sei, fällt die Antwort nicht leicht. Zumindest zieht sie die Notwendigkeit des Nachdenkens mit sich, und das ist gut so. Wie unterscheiden sich „Einsamkeit“ und „Alleinesein“? All diese Fragen stellt die Autorin in ihrem Buch.  Ganz plötzlich soll sie sich um Ava, die Schwester einer Freundin kümmern, die sich in dem Zustand einer tiefen Verlassenheit befindet.

Die Autorin, als Icherzählerin,  trägt die Verantwortung für Ava ein Stück weit und beschreibt all ihre Bemühungen der Kontaktaufnahme. 

Es macht das Buch auf eine besondere Weise sehr persönlich, denn Bärbel Schäfer bezieht immer auch ihr eigenes Sein in ihre Überlegungen mit ein. Sie gibt uns damit tiefe Einblicke in ihre eigene Erfahrung mit der Einsamkeit. Dies erzeugt eine Authentizität, die das Buch zu etwas ganz Besonderem macht,

Der scheinbar leicht zu lesende Inhalt hat eine ihm eigene Schwere, die ich an dem Buch sehr schätze. Von mir eine eindeutige Leseempfehlung!

Bärbel Schäfer verarbeitet in ihrem Buch den plötzlichen Unfalltod ihres Bruders und den Tod ihres Vaters im Alter. Sie schildert ihre Zeit danach, sehr emotional und ehrlich. Ihre Suche nach Gott ist sehr nachvollziehbar, bleibt trotzdem unbeantwortet. Hier konnte ich sehr mitfühlen. Sie wirft auf ihrer berührenden Reise viele Fragen über das Leben und den Tod und über das Trauern in unserer Gesellschaft auf.

Ein wirklich tolles Buch, sehr zu empfehlen!

In "Avas Geheimnis" beschreibt Bärbel Schäfer ihre Begegnung mit Ava, der Schwester ihrer Freundin. Außerdem gibt sie einen großen Einblick in ihre eigene Gefühlswelt.

Anfangs gefiel mir ihr Schreibstil sehr gut, doch im Laufe des Buches wurde es zunehmend langatmiger.

Das Vermischen Avas' Geschichte mit der von Bärbel Schäfer selbst fand ich nicht gelungen. 

Bis zum Schluß konnte ich nicht nachvollziehen, ob Ava eine fiktive Person ist oder nicht. Tatsächlich bin ich mir sicher, dass es Menschen mit einem ähnlichen Verhaltensmuster gibt, beziehungsweise hatte ich auch Begegnungen. Dabei halte ich aber "Einsamkeit" als Symptom einer ausgewachsenen Depression. Bei Ava, stellvertretend für alle Menschen, die ähnlich fühlen und sich verhalten, sollte der erste Gang zu einem guten Therapeuten sein. Meiner Meinung nach hat Avas Geschichte mit der von Bärbel Schäfer nichts zu tun und gehört nicht in ein Buch. Da hätte ich mir eher zwei Bücher, dafür aber mit mehr Tiefgang und besonders bei Ava mit einem Therapeuten gewünscht.

Dementsprechend finde ich auch den Titel unpassend gewählt.

3 Sterne gibt es von mir, weil Avas Geschichte nicht unrealistisch ist. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen.