"Ein richtiger Page Turner. Absolut genial konstruiert." - France 2 -
Mit diesem Statement auf dem Cover hat mich der Roman Bevor es geschah von Céline Spierer, erschienen als E-Book am 16. August 2024 im Kein&Aber Verlag, auf sich neugierig gemacht.
Es ist wieder soweit: Das alljährliche Familien-BBQ steht bei der Vorzeigefamilie Haynes vor der Tür. Und nicht alle der vier Geschwister und ihrer Familien freuen sich gleichermaßen, vom kritischen Blick der Matriarchin Elisabeth Haynes beäugt, das wie gewohnt perfekt arrangierte und ausgerichtete Familienessen zu absolvieren. Und gleich zu Beginn steht ein einschneidendes Ereignis, dass micht nur die Konflikte und Untiefen der Familie an die Oberfläche spült, sondern auch all die Geheimnisse oder Probleme der zahlreichen ProtagonistInnen zu Tage treten lässt.
Mit ihrem sehr ausdrucksstarken Schreibstil gelingt es der Autorin nicht nur den Leser die Atmosphäre des Familientreffen miterleben zu lassen. Vielmehr wird der Leser auch durch die verschiedenen Perspektiven in der Erzählung zu den wichtigen Ereignissen in der Vergangenheit der Familienmitglieder geführt. Leider erlebt man die Geschichten der einzelnen ProtagonistInnen vielmehr nur als distanzierter Betrachter als das man eine Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Schnell wird dem Leser auch klar, das auch die Mitglieder Familie Hayes ihre Zugehörigkeit zur Familien nicht aussuchen kann, das Geld nicht die Lösung von Problemen ist und jeder sein Päckchen auf den verschiedenen Ebenen zu tragen hat. Mit Alaister und Elisabeth Haynes, deren vier Kinder (Jacquelyn, Winston, Sean und Rose), den jeweiligen Lebenspartnern und Nachwuchs tummelten sich für meinen Geschmack zu viele Menschen.
Die Storyline des Romans wirkte, bei all ihrem Potenzial, auf mich jedoch oftmals eher konstruiert, dann aber auch ab und an sehr lebensnah. Und auch die Protagonisten konnten mich nicht für sich einnehmen: In jeder Einzelgeschichte kratzt die Autorin nur an der Oberfläche, ohne wirklich so richtig in die Charaktere einzutauchen. Und so konnte ich zu keinen von ihnen eine Beziehung aufbauen. Sympathie wollte leider auch nicht aufkommen.
Und gerade das Wechselbad zwischen Konstruktion, die mehr die Seiten füllt, als die Geschichte voranbringt, und Lebensnähe, welche jedoch hinter ihren Möglichkeiten stark zurückbleibt, hat bei mir leider dazu geführt, dass ich keine Bindung zur Geschichte und den Protagonisten aufbauen konnte. Und so blieb Bevor es geschah für mich nur ein weiterer Roman um die Abgründe familiärer Zugehörigkeit. Bedingt durch diese Vielfalt an Protagonisten fehlte es mir beim Lesen und auch Nachhaltigkeit in der Erzählung, welche die Autorin durch ihre angenehme Sprache und die gut terminierten Zeitsprünge nicht wegmachen konnte.
Und auch wenn Céline Spierer das Ende ihres Romans in Teilen offen lässt, entfaltete dieser literarische Kniff in meinem Fall nicht die sicherlich damit beabsichtige Wirkung. Vielmehr wirkte es auf mich auf ein auf wenigen Seiten zusammengestricktes Ende nur um einen Abschluss des Abschluss willens herbeizuführen. Schade!
Fazit
3⭐ - für einen Roman, der sein Potenzial nicht vollends ausnutzen konnte und so für mich "nur" ein Lesevergnügen ohne Nachhall, statt eines genial konstruierten Page Turners war.
Vielen Dank an die Autorin, den Kein&Aber Verlag & Netgalley.de für das E-Book Rezensionsexemplar.
Céline Spierer
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Bevor es geschah
Neue Rezensionen zu Céline Spierer
„Bevor es geschah“ von Celine Spierer ist sowohl ein Drama als auch eine Milieustudie.
Das jährliche Familien-BBQ bildet den Rahmen dieser Geschichte, die an einem einzigen Sommertag im Anwesen der Matriarchin Elisabeth Haynes spielt.
Auch nach dem Tod ihres Mannes versammeln sich ihre 4 Kinder, deren Lebenspartner und die Enkelkinder an einem schönen, sonnigen Tag, um zu essen und zu plaudern. Doch die Gespräche bewegen sich an der Oberfläche. Jeder versucht die Fassade der perfekten Familie aufrecht zu erhalten aber durch Perspektivwechsel und Flashbacks werden Geheimnisse und Lebenslügen nach und nach aufgedeckt. Alle sind so mit sich selbst beschäftigt, dass der jüngste Spross des Familienclans unbemerkt in den Pool klettern kann.
Jeder hat seinen Platz in dieser Familie. Die Autorin versteht es die komplexen Eltern - und Geschwisterbeziehungen, sowie die Wahl der jeweiligen Partner und deren Ehen genau zu analysieren.
Es liest sich ein bisschen wie eine Familienaufstellung und bietet leider nichts Neues, auch wenn die Geschichte gut geschrieben ist.
Die Fülle an Personen führte bei mir anfänglich zu Verwirrung, zumindest bis man sich merken konnte, wer zu wem gehört.
Ich habe dieses für mich eher durchschnittliche Buch trotzdem ganz gerne gelesen. Es fehlte aber das gewisse Etwas, dass ein Buch zu etwas Besonderem macht.
Bei den Haynes gibt es das alljährliche Barbecue. Doch eigentlich hat niemand wirklich Lust auf dieses Treffen. Aber sie kommen trotzdem zusammen. Es herrscht keine lockere Feieratmosphäre, sondern man spürt deutlich die Anspannung. Während alle mit sich beschäftigt sind, fällt ein Kind in den Pool.
Die Autorin Céline Spierer schafft es ganz leicht, den Leser in diese Geschichte hineinzuziehen, zumal aus wechselnden Perspektiven und auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt wird. Ihr Schreibstil liest sich gut und flüssig.
Die Familie Haynes trifft sich immer im Haus der Mutter zum alljährlichen Barbecue. Elisabeth ist eine unterkühlte Person, die sich nicht um die Feier kümmert. Ihre Kinder haben Angst vor ihr. Sie stellt ihr Haus zur Verfügung und überlässt ihrer Tochter Jacquelyn die Arbeit. Jacquelyn sucht durch hyperaktives Werkeln die Anerkennung der anderen, die sie aber nicht erhalten wird, genauso wenig wie Hilfe. Rose ist nicht glücklich, sie trinkt zu viel und versucht immer ihre Mutter zu provozieren. Dann gibt es da noch die Brüder Winston und Sean. Winston hat eine Entscheidung getroffen, die seine Frau Mathilde wohl nicht billigt. Er kann nicht zugeben, dass im Job nicht alles glatt läuft und behauptet daher krank zu sein. Sean ist ein Hallodri. Seine Frau Emma fühlt sich sehr unwohl bei diesem Familientreffen. Jeder von den Erwachsenen scheint etwas zu verheimlichen. Doch dann passiert eine Katastrophe und dann enthüllen sich viele Geheimnisse. Alte Konflikte brechen aus und unterdrückte Gefühle lassen sich nicht mehr zurückhalten.
Auch wenn ich am Ende vieles nachvollziehen kann, muss ich doch feststellen, dass mir niemand aus dieser Familie sympathisch war.
Auch wenn sich am Ende vieles klärt, so bleiben doch einige Punkte offen.
Mich hat diese ungewöhnliche Familiengeschichte gut unterhalten.
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