Der Mann meiner Kollegin trinkt seit sie ihn kennt, dass es Sucht ist, wurde ihr erst spät klar. Er ist zum Glück nicht gewaltätig oder auffällig. Viele wissen es auch gar nicht, sondern denken, dass er einfach gesellig ist und gern feiert.
Dass es so ist, dafür sorgt nämlich meine Kollegin, indem sie die Energie, die ihr neben Arbeit, Kindern und Haushalt noch bleibt, da rein steckt, das Bild nach außen hin aufrecht zu erhalten. Gute Mine zu bösem Spiel macht.
Sie hat dieses Buch im Büro gelesen, in den Pausen. Und kam immer öfter zu mir und sagte: Genau so ist es! Genau so, wie es da steht.
Am Ende hat sie das Buch ihrem Mann gegeben und ihm gesagt, wenn er wissen will, wie es ihr geht, dann soll er das Buch lesen. Das hat zuerst eine Krise ausgelöst, aber auch den Mann zum Nachdenken angeregt. Sie haben dann gemeinsam eine Therapie gemacht, die der Mann dann zwar abbrach, aber sie macht weiter und grenzt sich ab. Trennen will sie sich nicht, sie hat aber auch nicht mehr die Illusion, dass sie ihn überreden kann, nicht mehr zu trinken und vor allem, lernt sie langsam, dass sie nicht die Verantwortung hat für den Mann.
Ich selbst habe nur kurz reingelesen - aber allein, dass das Buch bei meiner Kollegin, die ich sehr mag und schätze, ausgelöst hat, aktiv zu werden, zeigt mir, dass es ein gutes Buch ist.