Der wahre Dracula
von Steppenwolf
Kurzmeinung: Wer am wahren Dracula interessiert ist, kommt an diesem Roman eigentlich nicht vorbei. Ein herausragendes Buch und das ganz ohne Vampire!
Rezension
Zum Inhalt: Vlad Dracula oder auch Vlad der Pfähler, wie er später genannt wird, geht auf eine türkische Schule, ein Zugeständnis welches sein Vater, Vlad Dracul, dem Sultan machen musste. Diese Zeit bei den Türken prägt Vlad ganz entscheidend, liegt doch hier der Grund für seine spätere Schreckensherrschaft. Er wird zum Fürst der Walachai, wird gestürzt, geht ins Exil und steigt Jahre später wieder zum Herrscher empor. Stets in seinem Nacken sind die Türken, welche ihn anfänglich tolerieren, gegen jene er aber bald offensiv in die eine oder andere Schlacht zieht. Dabei ist die Rache für seinen Vater nicht das einzige, was ihn antreibt.
Meine Meinung: Über Dracula gibt es viele Bücher, sei es der ursprüngliche gleichnamige Roman von Bram Stoker oder all diejenigen die folgten und das Dracula-Thema aufnahmen, von Verfilmungen ganz zu schweigen. Doch hier bekommt man etwas abseits all der Vampirthriller und Gruselgeschichten. Hier wird die historische Person Vlad Dracula in den Focus gerückt. Trotz dichterischer Freiheit, gibt es viele geschichtliche Ereignisse zu entdecken, welche hilfreicher Weise auch am Ende des Buches nochmals aufgeführt sind.
Vlad ist sicherlich kein Sympathieträger, dachte ich mir, aber dennoch, der Autor schafft es diesen Fürsten trotz seiner zutiefst abscheulichen Handlungen so darzustellen, dass man nicht anders kann als seine Partei zu ergreifen.
Man kann sein Handeln anhand der Umstände und Einflüsse unter denen er aufwuchs wirklich ausgezeichnet nachvollziehen und man versteht vor allem, warum er so geworden ist wie man ihn aus den Geschichtsbüchern kennt. Natürlich ist das kein Freifahrtschein, seine Handlungen kann man so zwar verstehen, aber das heißt selbstverständlich nicht, sie auch billigen zu müssen. Trotzdem bleibt Dracula in diesem Buch Sympathieträger und auch Held in gewisser Weise, was mir beim Lesen schon seltsam vorkam, aber konnte ich mich dem dennoch nicht entziehen.
Als besonders gelungen empfand ich die Konstruktion der Geschichte und wie sie erzählt wird. Denn so sind es drei Vertraute Draculas, die sein Leben erzählen und das Ende war mehr als würdig, das hat gepasst und lies mich das Buch zuklappen mit dem Gefühl: „Wow, was für ein geniales Buch!“.
Was einem eventuell zu schaffen machen kann, ist die Darstellung der Gewalt und Brutalität in manchen Szenen, aber letztlich sind sie unumgänglich. Ansonsten bekäme der Leser eine verzerrte und letztlich auch verharmloste Darstellung. Man muss sicher einige Male schlucken, aber das ist ein Teil dessen, auf was man sich einfach einlassen muss, wenn man Dracula verstehen will.
Fazit: Fakt und Fiktion sind hier in wunderbarer Form zu einem großartigen Roman verwoben. Wer am wahren Dracula interessiert ist, kommt an diesem Roman eigentlich nicht vorbei, ist er doch ungleich unterhaltsamer, als ein historischer Lebenslauf.