Dieses Geschichtsbuch ist phantastisch und stammt in seiner Erstausgabe aus dem Jahr 1938, geschrieben von der britischen Historikerin C.V. Wedgewood.
Letzteres mag ein Indiz dafür sein, warum allein schon die wunderschönen und doch gut lesbaren Sätze das Buch zu einem Genuß machen.
Hinsichtlich des Inhalts schafft es Wedgwood auf einzigartige Art und Weise verschiedene Erzählebenen miteinander zu verbinden.
1) Die politische Großwetterlage: Das Europa im 17. Jahrhundert war geprägt von den Großmächten Österreich, Spanien, Frankreich und Spanien. Dazwischen war Europa und vor allem Deutschland ein Flickenteppich aus kleinen Fürstentümern und Königreichen. Wedgewood schafft es, die vertrakten Winkelzüge der einzelnen Protagonisten verständlich aus dem Kontext der Zeit heraus zu beschreiben und den Mythos vom Religionskrieg zu widerlegen.
2) Die handelnden Akteure: Wie so häufig in der Geschichte ist auch der Dreißigjährige Krieg maßgeblich geprägt von der Persönlichkeit der handelnden Akteure. Im Buch werden diese da von es dem Geschichtsverlauf zuträglich ist, ausführlich und lebendig beschrieben. Dass das Buch dennoch nicht in ein Kompendium von Einzelbiografien ausartet, sondern sich ständig auf die wesentlichen Charakterzüge beschränkt, ist für mich bewundernswert und höchste Schreibkunst.
3) Die geschichtsprägenden Ereignisse passieren häufig nicht über eine lange Zeit, sondern während einer Schlacht, einer Konferenz oder dem plötzlichen Tod. Wedgewood beschreibt solche Ereignisse nicht nur, sondern zoomt den Leser ganz nah dran. Und dann fühlt man, wie vermeintliche Kleinigkeiten wie z. B. Gelände und Wetterlage im Morgengrauen die Schlacht von Nörtlingen beeinflusst haben.
Ich werde es noch mal lesen, nicht weil ich nur die Hälfte verstanden habe (kommt auch vor), sondern weil es einfach so schön war.
...aus einer Zeit, die Europa bis heute prägt