Rezension zu "Make Me Feel Real" von C.J. Kingston
Dank einer Blogtour bin ich auf "Make me feel real" von C.J. Kingston aufmerksam geworden. Die Charakterbeschreibungen und das kurze Eintauchen in die Geschichte haben mich wahnsinnig neugierig gemacht, denn hier vermischt sich Fantasie mit Romantik, wie ich es mir absolut nicht vorstellen konnte.
Ein junger Mann, der sein Leben lang einen Schutzengel an seiner Seite hat und sich in ihn verliebt - es klingt so klischeehaft und trotzdem zum träumen.
Der zwanzigjährige Eric schottet sich von so ziemlich jeder zwischenmenschlichen Beziehung ab. Die einzigen Ausnahmen bilden dabei seine Mutter, mit der er einmal in der Woche telefoniert und seine Chefin Clara, bei der er als Tierarzthelfer in ihrer Klinik arbeitet und die ihn als Sohn sieht, den sie nie hatte.
Seinem Vater wirft er vor, dass er mit seinem Fremdgehen die Familie zerstört hat und auch sonst schafft er es nicht seine Schüchternheit bei anderen Menschen abzustellen. Viel zu lange denkt er über das nach, was er sagen will und meist ist es dann zu spät überhaupt noch was zu sagen.
Den Kontakt zu seinem besten Freund Rory hat er auch abgebrochen und das wegen dessen Schwester Natalie. Sein Hass und sein Schmerz ist deutlich zu fühlen, aber das Warum erfährt man erst sehr viel später.
Suhlend in Selbstmitleid und voller finsterer Gedanken wandelt Eric durch's Leben, bis auf einmal eine wütende Stimme hinter ihm erklingt, die sagt "Okay, jetzt reichts"
Leo ist genauso alt wie Eric und dessen Schutzengel. Als ich das erste Mal davon gehört habe, war ich von dieser Vorstellung sehr fasziniert - natürlich anders als es Eric erging, der es zunächst nicht glauben wollte.
Das erste Aufeinandertreffen der Beiden ist geprägt durch Eric's stures Verhalten und Leo's kindliche Nervigkeiten. Ich habe mit einem Grinsen weitergelesen und mir verschiedene Szenarien für die Beiden vorgestellt, weil die Charaktere doch schon recht verschieden waren. Eric ist der klassische Stubenhocker, der sich selbst am meisten Leid tut und Leo ist schon fast eine ununterbrochen plappernde Frohnatur. Er weiß alles über seinen Schützling, was für viele peinliche, aber auch nachdenkliche Momente gesorgt hat.
Das ganze Thema Schutzengel kann man als Leser leider nur am Rande betrachten. Die Autorin behält Eric und Leo im Blickpunkt und erschafft wunderbare Szenen voller Tiefe und Sehnsucht, bei denen schnell klar wird, dass es völlig egal ist, was real ist und was nicht.
Richtig beeindruckt war ich von dem Schreibstil, der fesselnd ist, auch wenn Eric als Ich-Erzähler von dem, was ich oben beschrieben habe, eher ein richtig unangenehmer Geschichtenführer hätte sein können. Doch Kingston beschreibt seine innere Stimme und seine Sicht auf die Welt erfrischend sarkastisch, lustig und ernst zugleich, dass ich mich direkt wohl mit ihm gefühlt habe. Natürlich konnte ich mir hin und wieder ein Augenverdrehen nicht verkneifen, aber Eric ist ein spannender und angenehmer Charakter, der viel Potenzial in sich trägt und das kitzelt Kingston wunderbar aus ihm raus.
Die ganze Athmosphäre der Geschichte fühlte sich wirklich zum Greifen nahe an und die einzelnden Situationen waren - so überzogen es sich manchmal auch anhörte - für mich immer sehr gut nachzuvollziehen.
Fazit:
"Make me feel real" ist ein sanftes Buch voller Höhen und Tiefen, die meist durch den Ich-Erzähler Eric strenger und explosiver bei dem Leser ankommen. C.J. Kingston erzählt eine Liebesgeschichte zweier junger Männer mit so viel Gefühl, ohne das es zu kitschig oder aufgesetzt rüberkommt. Auch der Aspekt, dass hier eine schwule Liebesbeziehung erzählt wird, als sei es das normalste von der Welt, finde ich toll, denn meist müssen sich in solchen Geschichten die Charaktere immer mit einem konservativen Verwandten- und Bekanntenumfeld herumschlagen, dass man meinen könnte, Homosexualität wäre etwas schlimmes.
Wer hier allerdings heiße Leidenschaft und Liebesspielchen erwartet, sollte besser gewarnt sein, dass hier zwei sehr sanftmütige Charaktere auftreten, die sehr tiefsinnig und emotional miteinander umgehen. Das heißt aber nicht, dass dieses Buch nicht prickelt. Es hat seinen ganz eigenen und besonderen Touch, den man vorallem als Leser von romantischen Geschichten nicht verpassen sollte.
Schon vor dem lesen war ich von dem Buch begeistert und ich bin froh, dass meine Erwartungen alle erfüllt wurden und ich das Buch mit einem Lächeln beenden konnte.
"Make me feel real" ist ein traumhaft schönes, ehrliches und fantasievolles Buch, was einen bleibenden Eindruck im Leseherz hinterlässt!