Rezension zu "Der Hauptmann von Köpenick : ein dt. Märchen in 3 Akten - (Fischer-Bücherei) ; 423" von CARL. ZUCKMAYER
BuchgespenstWilhelm Voigt war eigentlich ein ehrenwerte Mann, der nur durch Geldnot es gewagt in die Kasse der Post zu greifen. Dadurch ist er aber in das paradoxe Rechtssystem des Deutschen Kaiserreiches geraten. Aus dem Gefängnis entlassen, will er wieder arbeiten und zwar in Deutschland, seiner Heimat. Dies kann er aber erst, wenn er einen Pass vorweisen kann. Für diesen wiederum benötigt er einen Arbeitsnachweis. An der Unmöglichkeit dies zu erfüllen scheitert er und wird wieder straffällig. Als er beim zweiten Versuch ein neues Leben zu beginnen, erneut vor das Paradoxon gestellt wird, hat er die Nase voll. Ständig wurde ihm die Macht der Uniform vor Augen geführt und genau diese macht er sich jetzt zu Nutze.
Ein witziges Stück, dass das Paradoxe eines Rechtssystems einem vor Augen führt, dem nur blinde, bequeme Beamte in Erwartung ihrer Mittagspause dienen. Die Uniformgläubigkeit ist erschreckend und komisch zugleich.
Mit Wilhelm Voigt hat man nur noch Mitleid. Man versteht ihn, doch manchmal ist auch seine Naivität zum wahnsinnig werden.
Das Stück zieht sich am Anfang ziemlich in die Länge. Die verschiedenen Versuche Voigts zum normalen Leben zurückzukehren und die parallele Geschichte der Uniform, von ihrer Entstehung bis sie in die Hände Voigts gelangt, ist ziemlich langatmig. Ich weiß schon, was Zuckmayer damit wollte, doch ich hatte mir irgendwie mehr erhofft, von der eigentlichen Szene, in der Voigt in der Uniform auftritt. Sie wird so hochgejubelt, dass ich eigentlich erwartet hatte, sie ausführlicher zu sehen.
Trotz allem ist das Buch lesens- und wiederlesenswert.