Rezension zu "Das Schicksal hat dich nicht vergessen" von Caitlin Daray
Nachdenklich und schön, aber mit Schwächen
Hotaruvor 5 Jahren
Shawn ist 16 Jahre alt, als er seine Jugendliebe bei einem Unfall verliert. Traumatisiert und voller Schuldgefühle flüchtet er vor seiner Familie und der seines Freundes. 14 Jahre später kehrt er mit dem Wunsch zurück, die Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen, was ihm erleichtert und gleichzeitig erschwert wird, als er Wesley, den jüngeren Bruder seines verstorbenen Freundes, trifft ...
Diese Rezension enthält SPOILER!
Die Geschichte wird abwechselnd aus Shawns und Wesleys Perspektive erzählt, was sehr passend ist, da oft deutlich wird, wie unterschiedlich beide die gleiche Situation wahrnehmen und wie sie einander immer wieder missverstehen.
Shawn ist gut beschrieben und man nimmt ihm ab, wie sehr er leidet. Toll finde ich, dass die Autorin das nicht nur in seinen Gedanken zeigt, sondern auch körperliche Symptome einbaut. Die kurzen Sequenzen, die ihn und Jugendliebe Cale zeigen, sind schön, driften aber für mich gegen Mitte und Ende zu sehr ins Kitschige ab. Zudem hatte ich Probleme, die ganze Geschichte um den plötzlichen Reichtum von Shawns Familie nachzuvollziehen. Irgendwie erschien mir das alles etwas platt und damit unglaubwürdig. Außerdem fand ich merkwürdig, dass es nach dem Unfall keine Konsequenzen für Shawns Vater gab. Die Verletzungen werden von den Ärzten oder der Polizei ja bemerkt worden sein und ich verstehe nicht, wieso Shawn scheinbar nichts gesagt hat. Sein Vater wäre in dem Fall sicher verhaftet und angezeigt worden.
An Wes hat mir gefallen, wie fröhlich und fürsorglich er dargestellt wird. Auch sein Job passt gut ins Gesamtbild. Ich verstehe seinen Drang, Shawn helfen zu wollen und er macht es oft gut, aber meiner Meinung nach schießt er auch immer wieder über das Ziel hinaus und wird sogar übergriffig. Klar, ohne das wäre Shawn vielleicht abgehauen. Trotzdem hat es mich gestört, gerade weil er es immer wieder selbst reflektiert, aber trotzdem weitermacht.
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden entwickelt sich langsam und nachvollziehbar, besonders was die Schuldgefühle Cale gegenüber angeht. Mich haben nur irgendwann die ständigen Wiederholungen des Herzklopfens, an-die-Wange-Greifens etc. gestört.
In den Schreibstil musste ich mich auch erst einfinden. Gerade am Anfang bin ich öfter ins Stocken geraten, weil es viele Wiederholungen und immer wieder Zeitsprünge mitten in Szenen gibt. Auch das Setting blieb mir zu diffus.
Das Thema des Buchs fand ich wiederum sehr emotional und passend umgesetzt. Auch das Cover ist schön.
Insgesamt eine solide und nachdenkliche Geschichte mit schönen Momenten, restlos begeistern konnte sie mich aber nicht.
