Ich bemühe mich wirklich immer sehr, wenn ich in Geschäften, die eigentlich keine Buchhandlungen sind, sondern irgendwelche Sachen für Schule oder Büro verkaufen (ich will ja keine Werbung machen :-)), an einem Regal vorbeikomme, auf denen Büchern stehen, die zu 90% Mängelexemplare sind, vorbeizugehen. Ich gestehe, dass mir das nur äußerst selten gelingt und wenn ich dann ein Buch finde, dass ich schon ewig lesen wollte und es wird dir dann zu einem Spottpreis „nachgeworfen“ wäre ich eigentlich schön blöd, wenn ich nicht zugreifen würde. „Bilder einer Ausstellung“ stand nicht auf meiner Wunschliste, ich wusste nicht mal, dass es ein Buch mit diesem Titel gibt. Eigentlich verbinde ich mit diesem Titel Mussorskys Klavierzyklus, der nebenbei bemerkt wunderschön ist (für den mache ich sehr gerne Werbung :-)).
Und was soll ich sagen…mit diesem Buch habe ich eine wahre Entdeckung gemacht. Im Grunde ist die Geschichte so ja nicht ganz neu und auf ähnliche Weise liest man sie in dutzenden Büchern. Es geht um das Ehepaar Claire und Rob, die einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen müssen, der ihre Ehe zu zerstören droht. Als Rob von einem Anwalt aus Kanada das Vermächtnis seiner verstorbenen Großmutter zugesendet bekommt, befindet sich darunter ein Stapel Briefe, die eine gewisse Daisy an Robs Großmutter geschrieben hat. Besagte Daisy war zu der Zeit als sie die Briefe geschrieben hat im kriegsgebeutelten London des Jahres 1943 und sie erzählt, dass in den Jahren des Krieges in der National Gallery monatlich ein Bild ausgestellt wird, damit die Kunst trotz des Krieges nicht ganz verloren geht. So stand Daisy jeden Monat vor einem neuen Bild und Claire verfolgt Daisys Spuren rund 70 Jahre später. Claire lernt dabei eine Frau kennen, die stark war, aber trotzdem ihre Schwächen und Ängste hatte, was Claire aber gleichzeitig hilft auch wieder nach vorne zu schauen.
Wie gesagt, es ist eine Geschichte, in der ein Familiengeheimnis aufgedeckt werden will, welches sich über mehrere Generationen hinweg aufgebaut hat bzw. in Vergessenheit geraten ist. Die Hauptprotagonistin Claire hängt sich an diese Geschichte, weil sie meint, dass sie der rettende Strohhalm ist, der ihr hilft ihren eigenen Schicksalsschlag zu überwinden. Ohne wirklich kitschig zu werden, geht Camilla Macpherson an diese Geschichte ran. Die Handlung, die sie dem Buch gibt, ist nicht wirklich spektakulär oder atemberaubend, aber sie ist sehr gefühlvoll und wunderschön. Man leidet mit Claire und Rob, obwohl es auch manchmal schwerfällt ihre gesetzten Handlungen zu verstehen (vielleicht muss man dazu aber wirklich in der Situation der beiden sein, um das zu können). Sehr schön verwebt sie darin auch die Bilder, die sie für ihr Buch gewählt hat. Das auf dem Cover abgebildete Bild ist von Renoir und heißt „Regenschirme“. Es ist das Bild, welches das letzte Kapitel des Buches betitelt und die Autorin wählt für ihre Protagonisten eine schöne Interpretation, sodass Vergangenheit und Gegenwart sehr schön ineinanderfließen. Eine Sache, die sie in jedem Kapitel macht. Denn jedes der vierzehn Kapitel hat als Titel ein Bild…und ja…es handelt sich dabei um die Bilder, die in der National Gallery 1943 ausgestellt wurden und die Claire in der Gegenwart ebenfalls besichtigt.
Bisweilen schweift Camilla Macpherson mit ihren Interpretationen auch in philosophische Gedanken ab, ohne dabei ausufernd zu werden, aber wo man sich als Leser schon öfter dabei ertappt, dass sie das nicht besser hätte ausdrücken können. Auch ihren Figuren, allen voran Claire, gibt sie damit eine sehr reflektierte Haltung, was ich persönlich sehr schön finde. Gleichzeitig greift sie damit auch Themen auf, die nicht immer einfach sind, die einem im Alltag aber immer wieder treffen (bspw. wie man mit Schicksalsschlägen umgehen kann; wie weit man geht bzw. was man einsetzt um Freundschaften/Beziehungen/eine Ehe zu retten). Ich fand es sehr rührend, wie Rob sich bemüht, die vermeintlich zerstörte Ehe mit Claire wieder zu kitten und wie sie sich schlussendlich auch wieder darauf einlassen kann.
All dies macht die Autorin, ohne dabei so richtig kitschig zu werden. Auch wenn sie das ein oder andere Klischee dann doch auch bedient hat, so hat mich das in diesem Fall nicht so sehr gestört, wie es das normalerweise tut. Das Ende war aber nicht wirklich überraschend, obwohl es zwischendurch mal so aussah, als ob es anders kommen könnte.
Ich spreche daher eine Leseempfehlung aus, besonders für alle, die Liebesromane eigentlich nicht lesen, weil sie zu verkitscht sind.