Als historisches Dokument handelt es sich bei der Schrift um einen Bericht der zwei Reisen nach Albanien und Montenegro, die eine österreichische Forschergruppe 1916 durchgeführt haben. Die archäologischen Entdeckungen und Aufarbeitungen, die dabei gemacht wurden, wurden akribisch beschrieben und damit der Nachwelt erhalten.
Ich habe das Buch eigentlich gekauft um mehr über die Archäologie Albaniens zu erfahren. Dabei hatte ich eine etwas andere Vorstellung davon, was mich hier erwartet. So wurde ich erst einmal davon überrascht, dass die Schrift sich auf Forschungen bezieht, die schon über hundert Jahre her sind. Aber gerade das hat meine Aufmerksamkeit erregt. Was bewog die Forscher in mitten des ersten Weltkrieges eine solche Reise zu machen? Obwohl die Gründe dafür nicht geklärt wurden, ist der Bericht im Stile der damaligen Zeit nicht ein reiner Ergebnisbericht. Kurz aber immer wieder vorkommend wird auf die Reise eingegangen und die Gegend, in der sich die Grabungen und Reste befanden beschrieben.
Bald schon habe ich festgestellt, dass sich die Forschungen auf die klassische Archäologie bezieht – und nur Reste der klassischen Antike beschrieben werden, während die für mich auch sehr interessanten mittelalterlichen/türkischen/wenigen illyrischen Vermächtnisse nur kurz angesprochen werden. Die mitunter sehr ausführlichen Beschreibungen irgendwelcher römischen Mauerreste waren auch für mich – als an Archäologie Interessierte – nicht wirklich interessant. Leider meist nur als Zitate und nicht ausführlich behandelt, aber faszinierend fand ich die Zusammenfassung antiker Texte, die sich auf die Gegend bezogen.
Sehr interessant war aber der historische Aspekt: zwischen den Zeilen, anhand der kurzen Teile zur Reise, anhand der Beschreibungen der Umgebung aber auch durch die Fotografien (die leider von schlechter Qualität sind, da so alt) konnte ich einen Einblick in das Land gewinnen, der so gar nicht dem entspricht, der einem heute begegnet: Flüsse haben ihren Lauf geändert, jährliche Überschwemmungen wurden durch Stauseen reguliert, Städte haben sich ausgeweitet... Schon allein die Karte, die am Ende des Berichts angehängt wurde fand ich interessant, da sie österreichische Bezeichnungen beinhaltete, von denen ich noch nie gehört hatte – bis jetzt wusste ich aber auch noch nicht, dass die österreichische Armee so weit nach Süden gekommen ist.
Fazit: Man muss ein sehr spezielles Interesse aufweisen, um diese Schrift informativ zu finden. Ich jedenfalls habe zwar ganz was anderes gefunden, als ich eigentlich gesucht hatte, aber eine Menge Neues erfahren.