Cover des Buches Die Witwe der Brüder van Gogh (ISBN: 9783293207257)
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Rezension zu Die Witwe der Brüder van Gogh von Camilo Sánchez

Bruderliebe und Emanzipation

von Farbwirbel vor 8 Jahren

Rezension

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Farbwirbelvor 8 Jahren

Johanna van Gogh-Bonger ist die Protagonistin des biographischen Romans „Die Witwe der Brüder van Gogh“ von Camilo Sánchez. Er handelt von der Geschichte, wie Vinzent van Goghs Werk berühmt und anerkannt wurde. Es handelt aber auch von einer Frau, die bereits im 19. Jahrhundert emanzipiert ihren Weg geht.

Der Auftakt des Romans ist der theatralische Selbstmord van Goghs. Johannas Mann, Theo van Gogh, leidet sehr unter dem Tod seines geliebten Bruders, den er über Jahre hinweg finanziell und emotional unterstützt hatte. Theo selbst ist bald nicht mehr fähig, ohne seinen Bruder zu leben. Er vertieft sich in die Briefkorrespondenz zwischen ihm und van Gogh, erkrankt an Nervenleiden und macht Johanna das Leben schwer. Sie erkennt ihren Mann kaum wieder, muss sich um den Haushalt kümmern und parallel ihren Sohn Vincent aufziehen.

Um ihre Gedanken zu ordnen und sich den Kummer von der Seele zu schreiben, beginnt sie ein Tagebuch, welches den Leser durch den Roman begleitet. Immer wieder werden Passagen ihrer Gedanken in den Text eingefügt.

Theo stirbt ein halbes Jahr nach van Goghs Tod an gebrochenem Herzen und Johanna muss nun selbst für sich und ihren Sohn sorgen. Sie beschließt, die Briefe van Goghs zu lesen und erhält dabei einen Einblick in dessen Kunstphilosophie. Dabei erkennt sie, wie wertvoll seine Texte sind und fängt damit an, die Werke van Goghs, ca. 600 Stück, zusammenzutragen. Sie stellt sich der Aufgabe, van Goghs Werk in die Kunstgeschichte eingehen zu lassen.

Van Gogh hatte es fünf Jahre zuvor gemalt. Seitdem waren hundert Jahre vergangen. - S. 36

Unabhängig und frei ist sie. Sie agiert als emanzipierte, selbstständige Frau und ist dabei Vorbild für die Dinge, die da kommen. Unterstütz wird sie von einigen Freundinnen und von ihrem Vater.

Heimat, das ist die Gesamtheit der Spaziergänge ums eigene Dorf – wie wahr! - S. 119

Der Roman ist recht kurz. Meine Ausgabe umfasst 180 Seiten. Dabei fiel es mir zu Beginn schwer, den Schreibstil zu mögen – er wirkte etwas platt. Johannas Tagebucheinträge waren dabei aber sehr angenehm zu lesen. Es ist ein Buch, das nett war, aber auch nicht überragend. Wer sich mit van Goghs Werk nicht auskennt, sollte dabei jedoch immer mal wieder seine Bilder ansehen, um zu begreifen, wovon geschrieben wird.


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