Cover des Buches Die Duftnäherin (ISBN: 9783863654955)
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Rezension zu Die Duftnäherin von Caren Benedikt

Rezension zu "Die Duftnäherin" von Caren Benedikt

von mabuerele vor 11 Jahren

Rezension

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mabuerelevor 11 Jahren
Wir schreiben das Jahr1349. Als ihr Vater wegen seiner Schulden verhaftet wird, nutzt die 16jährige Anna die Gelegenheit, aus Lünen zu fliehen. Seit dem Tode ihrer Mutter vor 10 Jahren muss sie nicht nur den Haushalt versorgen, sondern auch im Wirtshaus Geld verdienen. Vom Verdienst hat sie heimlich Pfennig um Pfennig abgezweigt. Das ist nun ihr Startkapital. Um ihren Vater in die Irre zu führen, sagt sie einem Nachbarjungen, sie würde nach Köln gehen. In Wirklichkeit führt sie der Weg nach Bremen. Unterwegs lernt sie Gawin kennen, einen 13jährigen Jungen, der im Wald lebt. Margrite, Seifensiederin und Händlerin, ist auf den Weg nach Norden. Als sie in einer Gaststätte übernachten, treffen sie auf Helme, Annas Vater. Margrite hat sofort ein ungutes Gefühl und beantwortet die Fragen nach seiner Tochter vorsichtig. Sie schickt ihn nach Köln. Am nächsten Morgen weiß sie, dass sie ihr Gefühl nicht getrogen hat. Helme ist schon verschwunden. Eine der Huren, die mit Margrite gereist ist, wurde grausam ermordet. Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Handlung spielt in Köln und Bremen. Dabei werden die geschichtlichen Ereignisse geschickt in die Erzählung integriert. Das betrifft insbesondere das Auftreten der Pest in Deutschland. Deutlich wird herausgearbeitet, wie die Angst vor der Krankheit von einzelnen zum Aufhetzen der Massen genutzt wurde. Persönliche Motive spielten dabei eine entscheidende Rolle. Dass dies zum Schaden der Stadt war, hatte man nicht bedacht oder in Kauf genommen. Der Judenprogrom in Köln ließ den Handel lange erlahmen. Gefallen hat mir, dass die Autorin nicht jede Grausamkeit exakt geschildert, sondern sich mit wenigen Andeutungen begnügte. Außerdem hat sie die Kölner Bürgerschaft sehr differenziert dargestellt. Nicht jeder war mit dem Vorgehen gegen die Juden einverstanden. Die Örtlichkeiten werden ausreichend beschrieben. Die Besonderheiten des Doms in Bremen waren mir neu. So habe ich beim Lesen erneut dazugelernt. Die Personen werden ausreichend charakterisiert. Anna ist eine junge Frau, die für ihre Zeit viel Vertrauen in ihre Fähigkeiten hat. Sie ist durch eine harte Schule gegangen. Das hat sie reifen lassen. Auch Gawin war schon in jungen Jahren auf sich gestellt. Als er seine Begabung erkennt, nutzt er sie. Helme ist ein Psychopath. Er verfügt über ein schauspielerisches Talent, dass seine dunkle Seite verdeckt. Margrite hat ein großes Herz. Selbstlos hilft sie, wenn sie gefordert ist. Schon nach wenigen Seiten wird klar, dass es zwischen den handelnden Personen vielfältige Beziehungen gibt. Nach und nach werden die Fäden der Vergangenheit entwirrt und die einzelnen Handlungsstränge zusammengeführt. Das Buch ließ sich flott lesen. Es hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Die Handlung ist logisch aufgebaut, der Spannungsbogen wird kontinuierlich bis zum Schluss gesteigert und das Ende hat mir gefallen. Das Buch werde ich gern weiterempfehlen.
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