Cover des Buches Kirschroter Sommer (ISBN: 9783499227844)
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Rezension zu Kirschroter Sommer von Carina Bartsch

Liebe, Zickigkeit und andere Stolpersteine. Und doch wunderschön und authentisch.

von Merely vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Unterhaltsame Literatur für Zwischendurch, kleine Kritikpunkte inklusive.

Rezension

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Merelyvor 10 Jahren

Cover & Gestaltung:
Bereits damals als das Buch erschien gefiel mir das Cover auf Anhieb so gut, dass ich es mir direkt auf die Wunschliste gesetzt habe. Leider kam es bis vor wenigen Tagen nicht dazu, dass ich es mir tatsächlich kaufte. Nun halte ich es in den Händen und bin einfach mega begeistert. Ich finde, die Persönlichkeiten auf dem Cover passen perfekt zu der Darstellung und Beschreibung der Protagonisten; und allein Elyas' Augen stechen herrlich schön heraus. Auch das kirschrote Band waagrecht über das Cover finde ich gelungen und es symbolisiert meiner Meinung nach diese undurchdringbare Grenze zwischen Elyas und Emily. Schrift sowie Aufmachung des Titels stechen ebenfalls ins Auge, sodass ich nun mit gutem Gewissen sagen kann, dass ich an diesem Cover schlicht und ergreifend nichts zu meckern habe.

Charaktere:
Emily ist die tragende Person in diesem Buch. Zu Anfang empfand ich sie auch als wirklich sehr sympathisch, authentisch und herrlich sarkastisch. Ihre gesamte Art war erfrischend und gefiel mir ausgezeichnet - nur leider schien es so, als würde sich die junge Frau nicht weiter - sondern zurück entwickeln. Etwa nach der Hälfte der Geschichte war ihre Zickigkeit und ihr Sturkopf kaum noch zu ertragen. Teilweise war ich wirklich so gefrustet, dass ich das Mädchen gern mal an den Schultern gepackt und gerüttelt hätte, um ihr mal die Augen zu öffnen. Mit einem absoluten Tunnelblick und mit jeder Menge Gedankenchaos geht sie durchs Leben und treibt so nicht nur ihre Mitmenschen auf die Palme, sondern auch die Leser. Ich hätte ja im Grunde sehr gut verstanden, wenn Emily wenigstens sich selbst bzw. dem Leser klar gemacht hätte, dass sie garnicht so kontra-alles ist, doch sie redete das ja wirklich allem und jedem ein. Dann kam der große Umschwung, die große Erleuchtung, die hätte schon etwa 200 Seiten zuvor kommen können - aber bitte doch nicht so aprupt. Wie aus heiterem Himmel änderte sie ihre Meinung und wirkt beschwingt und glücklich. Im Endeffekt war sie mir dann so auch wieder deutlich lieber; trotzdem empfand ich es als zu spontan und unvorbereitet. Jedenfalls war ich dann aber doch der Meinung, dass ich über diesen Wendepunkt hinwegsehen kann und Emily anschließend auch wieder besser leiden konnte als während ihrer Anti-Alles-Phase. Kurz gesagt: ich denke schon, dass es genügend Mädchen/Frauen gibt, die so ticken wie Emily und so kann ich auch nicht behaupten, dass sie nicht authentisch und real gewirkt hat - dennoch hatte sie einen deutlich zu hohen Nerv-Faktor der mich teilweise massiv störte.
Elyas hingegen wirkte von der ersten Seite an, und das durch das ganze Buch hinweg, sehr aufgeschlossen, frech und trotzdem charmant. Er trug sein Herz definitiv am rechten Fleck und seine Anmach-Sprüche waren teilweise so plump, dass ich darüber lachen konnte. Dennoch will ich nicht behaupten, dass er ein durchweg positive Seiten an sich hatte; immerhin erschien er mir oft als relativ oberflächlich; auch wenn er das nicht war. Nichts desto trotz verlor ich mein Herz tausend Mal mehr an ihn, als an Emily & exakt das machte ihn schon zu einem sehr liebenswerten und realistisch dargestellten Charakter.
Alle Nebenfiguren wie zum Beispiel Alex, Nick und viele andere gefielen mir ebenfalls; teilweise sogar ein bisschen mehr als die Protagonisten selbst. Alex, die beste Freundin von Emily und somit die Schwester von Elyas war zwar an mancher Stelle zu euphorisch, rechthaberisch und weiberhaft aber damit konnte ich umgehen und aufgrund ihrer gefühlvollen Art drüber hinweg sehen. Darstellung sowie Tiefgang besaß jeder einzelne von ihnen.


Schreibstil & Perspektive:
Carina Bartsch' Schreibstil war ein wirklicher Genuss. Der Einstieg fiel mir so leicht, die gesamte Geschichte hat sich herrlich schnell lesen lassen und ich konnte mich regelrecht entspannen. Mit bloßen Worten baut die Autorin eine sehr eingehende, ergreifende Atmosphäre auf, die mich sofort mit sich riss und verschlang. Ich muss auch sagen, dass die gewählte Sprache teilweise ein wenig zu "jugend-slam-mäßig" war, aber es störte mich nicht im Geringsten, sondern war einfach mal was Neues, was Ungewohntes in einem Buch. Szenen im Wald erinnerten mich stark an meine Jugendzeit und es schien, als würde dieses Buch in mir Erinnerungen wach rufen, die ich einst verloren glaubte. Ich muss ja ehrlich sagen, dass ich selbst so angetan von einem Schreibstil war wie in diesem Fall. Lustig, ehrlich, authentisch und gleichzeitig auch teilweise sehr ernst - die perfekte Mischung.
Außerdem gefiel mir auch die gewählte Perspektive sehr gut, denn ich glaube, ich hätte es nicht ertragen wenn ich aus der "Ich-Form" die Art der Protagonistin ertragen hätte. So empfand ich den allwissenden Erzähler als deutlich passender.

Story & Umsetzung:
Jetzt kommen wir zur Story an sich. Ich muss sagen, dass es schon sehr klischeehaft war, was man da vor die Nase geknallt bekommen hat - dafür war die Umsetzung umso toller; und dass selbst die älteste Idee neu und erfrischend wirken kann, wissen wir ja bereits aus zahlreichen anderen Geschichten. Mir persönlich hat die Geschichte unglaublich gut gefallen und ich war richtig gefesselt von der Erzählweise und den Geschehnissen. Das Buch war an keiner einzigen Szene langweilig oder fad. Es hat mich mitreißen und begeistern können, wenngleich ich doch auch schon teilweise etwas zu sehr von Emily genervt war. Doch das habe ich oben schon ausführlich zusammen gefasst & will ich hier garnicht weiter vertiefen. Ich muss aber sagen, dass mir die Mails von Luca, die zwar keinen großen Teil der Geschichte für sich beansprucht, aber doch eine recht wichtige Rolle spielt, teilweise irgendwie zu 'aufgesetzt' wirkten. Einerseits war es ja ganz schön solche liebenswerten Mails zu lesen, aber mir waren sie einfach teilweise etwas zu unglaubwürdig und überzogen. Auch was hinter den Mails steckte, war mir ziemlich schnell klar und dass Emily das nicht verstand, machte mich rasend. Es war so auffällig, so klar - selbst ein kleines Kind hätte sehr schnell verstanden, was es zu bedeuten hatte. Der Schluss hat mir dann nochmal ganz gut gefallen, ich fand ihn alles in allem aber viel zu offen. Ich weiß inzwischen, dass der zweite Teil nahtlos an den Ersten anschließt - dennoch hätte ich mir gewünscht, die ein oder andere Antwort schon in Band 1 zu erfahren und nicht erst Band 2 dahinter klemmen zu müssen.

Fazit:
Dieses Buch ist sicherlich eine Bereicherung für jede Lese-Ratte, gleichzeitig sollte man aber die ein oder andere Kritik hinweg sehen können. "Kirschroter Sommer" überzeugte mich zwar nicht auf ganzer Linie, konnte mich aber bedingungslos unterhalten und hat für einige Lacher gesorgt. Ich freue mich auf Band 2 und somit den Abschluss dieser Dulogie.
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