Cover des Buches Den ganzen Weg entlang (ISBN: 9783743162556)
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Rezension zu Den ganzen Weg entlang von Carina Posch

Eine unterhaltsame Geschichte für zwischendurch

von Nyansha vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Eine emotionale Unterhaltung für zwischendurch

Rezension

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Nyanshavor 7 Jahren

„Den ganzen Weg entlang“ von Carina Posch erschien im März 2017. Der Roman umfasst 218 Textseiten, aufgeteilt in 29 Kapitel.

Gestaltung

Das Cover ist eher schlicht, der Betrachter erkennt das Meer und ein kleines Stück Sandstrand, auf dem schwarze Möwen stehen. Das Bild wirkt recht verpixelt und auch eher nicht wie die Abbildung eines Kunstwerks.


Bewertung und Kritik

Liz als Charakter ist einfach ungeheuer anstrengend. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie irgendeine Art von Charakterentwicklung durchgemacht hat. Die Welt soll sich um sie drehen, sie hat mehr als nur ein Problem mit sich selbst und merkt nicht, dass sie auf den Gefühlen anderer herumtrampelt, wann immer es ihr gut passt. Jason sollte wohl nun auch als negativ behafteter Charakter dargestellt werden, allerdings konnte ich ihn an so einigen Stellen verstehen. Natürlich ist es abstoßend gewesen, dass er sie betrogen und das sogar in ihrem gemeinsamen Bett getan hat, dennoch stimmt es schlichtweg, dass Liz schlichtweg nervt mit ihren ständigen Nachfragen. Ich denke auch, dass sie eine der Frauen ist, die mit sich selbst so unzufrieden ist, dass sie einen Mann braucht, der ihr alle fünf Minuten sagt, wie atemberaubend sie ist. In meinen Augen ist das auch der Grund für die Anziehung, die sie und Noah verbindet. Er hat sich in sie verliebt, ich denke mal, dass er diese Unnahbarkeit ganz anziehend findet. Liz kann es dagegen nicht lassen, einen Mann praktisch ganz für sich haben zu wollen, weil ihr Vater die Familie verlassen hat. Wahrscheinlich hat sie dahingehend einfach einen Knacks. Jason ist jedoch recht freiheitsliebend und hat sich wahrscheinlich überreden lassen, mit ihr zusammen zu ziehen. Dass er kein Typ für eine feste Bindung ist, wurde mir als Leserin ziemlich schnell klar. Liz missinterpretiert sein Verhalten, er zeigt abweisende und kalte Züge, ehe er sie wieder gütig zu stimmen versucht. Ich denke wirklich, dass sie sich unbewusst einen Mann wie ihren Vater gesucht hat, der nicht viel mit Familie anfangen kann. Der Unterschied ist nur, dass sie in Jasons Versöhnungsversuchen einen Moment sieht, den sie sich eher von ihrem Vater gewünscht hätte.


Noah tat mir die meiste Zeit über einfach nur leid und ich habe nicht verstanden, warum er die anstrengende und zickige Frau nicht in Ruhe lassen kann. Denn dass Liz eine total merkwürdige Vorstellung davon hat, wie die Welt mit ihr umzugehen hat, wird nicht nur bei ihrem Besuch der Arbeitsagentur deutlich. Liz will gefälligst einen Job, der Spaß macht und wann immer ihr etwas nicht passt, kündigt sie halt oder läuft weg. Sie ist in meinen Augen auch nicht besser als ihr Vater. Sie hat eine Essstörung, ist ganz klar Alkoholikerin und wechselt die zwei Männer ja auch aus, wie es ihr beliebt. Um Noahs Gefühle macht sie sich beispielsweise keine weiteren Gedanken, wenn es sie nicht direkt selbst betrifft. Das Gleiche gilt für die Junggesellinnenparty. Sicher, der Abend ist am Ende ganz annehmbar geworden, aber hätte Liz ihre Schwester auch nur ein bisschen gekannt, hätte sie gewusst, dass der „gewöhnliche“ Weg, also eine Limousine und ein schicker Club genau das Richtige gewesen wären. Aber nein, sie wollte etwas anderes und so setzt Liz ihren Kopf durch. In meinen Augen macht sie keine Charakterentwicklung durch. Dass sie am Ende auf ihren Vater zugeht, ordne ich ehrlich gesagt der typischen Hochzeitsstimmung und dem Alkohol zu, den sie mit Sicherheit wieder literweise in sich trägt. Es war an vielen Stellen ziemlich störend, dass immer wieder beschrieben wurde, was Liz nicht alles in sich hineinkippt.


Gefehlt hat mir klar, dass auf emotionale Momente mehr eingegangen wurde. Gerade das Feld der Vater-Tochter-Beziehung hat doch unglaublich viel Potential geboten. Man hätte beschreiben können, wie Liz und Jake sich am Ende mit den Geschehnissen auseinandersetzen, wie Jake sich auf der Hochzeit gefühlt hat, wie Noah auf seinen eigenen Vater trifft, nachdem dieser entlassen wurde. Vielleicht wäre auch eine emotionale Szene, in der jemand am Grab der Mutter redet, ganz spannend gewesen. Auch die Begegnung von Jakes neuer und alter Familie hätte mich interessiert. Mir fehlte auch klar die Konklusion bezüglich Liz‘ Gefühlen. So bleibe ich mit dem Gefühl zurück, dass zwischen ihr und Noah immer noch nur Halbgares ist und sie beim nächsten Streit direkt wieder mit Jason ins Bett springt. Auch da fehlte mir übrigens ein Einblick in ihre Gefühlswelt. Man erfährt im Grunde immer nur die Folge ihrer Handlungen, nicht, was sie dabei wirklich berührt.


Traurig ist auch, dass Liz nicht begreift, dass es einfach mal nicht um sie geht, wann immer die Hochzeit besprochen und geplant wird. Alle müssen wie auf Eierschalen um sie herumtanzen, um ja nichts zu sagen, was die empfindliche Liz dazu bringt, jemanden anzufauchen oder einfach wegzugehen. Es sollte um Casey gehen, oft genug macht Liz die Ereignisse aber zu ihrer eigenen Show. Recht gut gefallen haben mir deswegen die Spitzen, die Casey nicht nur einmal von sich gegeben hat und ihre deutliche Unzufriedenheit, als der Junggesellinnenabschied so katastrophal verlaufen ist. Casey ist eine der wenigen Personen, die sich nicht scheuen, Liz mal Kontra zu geben und ehrlich zu sein.


Gefallen hat mir auch Jake, der einzige Charakter, bei dem ich die Emotionen wirklich gespürt habe. Er ist zwar ein Feigling, erkennt die Fehler seiner Vergangenheit aber zumindest an und fasst am Ende ein bisschen Mut. Auch Noah war ein guter Charakter, mal nicht der typische, perfekte Schönling, der die Protagonistin im Sturm erobert.

Tatsächlich fand ich die Wendung, dass er über Jake ein Buch schreiben möchte, richtig gut. Genauso wie Liz‘ Reaktion. Denn natürlich fühlt man sich verraten, ihr Problem ist nur, dass sie nie zuhört, sondern die Flucht ergreift – wie Jake früher. Tatsächlich habe ich an diesem Punkt große Hoffnungen gehabt, dass es zu spannenden Szenen kommt. Dass Liz und Noah einfach mal darüber reden, was sie da empfinden und dass Liz und ihr Vater sich an einen Tisch setzen. Gut hätte es ja nicht einmal enden müssen. Aber es passiert schlichtweg nichts. Über das Buch wird nie mehr geredet, das Thema wird schlichtweg fallen gelassen.


Der Schreibstil ist locker und leicht verständlich, lediglich die Verwendung von Dialekten (z.B. schlichten für stapeln) und die Rechtschreibfehler haben mich gestört.

Fazit

Der Grund, warum ich dennoch mehr als 2 Sterne vergebe, ist, dass das Buch mich durchaus unterhalten hat. Die emotionalen Themen wurden zwar nur tangiert, hatten aber trotzdem ihre intensiven Momente und die Vergangenheitssituationen habe ich auch wirklich fühlen können. Mir fehlte aber schlichtweg die Spannung, im Grunde ist der Roman nur eine Beschreibung aus Liz Leben, mit ein paar kleinen Hügelchen als Höhepunkten.

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