Cover des Buches App to Date (ISBN: B075PYWRMF)
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Rezension zu App to Date von Carine Bernard

Leicht zu lesen, schwer zu verdauen

von JoJansen vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Leichter Liebeskrimi mit sehr realem, beängstigendem Hintergrund.

Rezension

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JoJansenvor 7 Jahren


Ein Team von Psychologen entwickelt gerade eine neue Dating-App, mit deren Hilfe die Benutzer ihren perfekten Partner finden sollen. Jenny, die als Studentin diesem Team angehört, testet die App mit einem Fakeprofil. Doch dann wird es kompliziert - sie lernt mit Hilfe der App Jakob kennen und verliebt sich in ihn. Wenig später stirbt eines ihrer Dates und Jakob wird als Mörder verdächtigt. Natürlich versucht Jenny alles, um seine Unschuld zu beweisen ...


Es klingt wie ein moderndes Märchen: Die App analysiert mit Hilfe seines eigenen Smartphones den jeweiligen User, erkennt seine Bewegungen, Vorlieben, Kontakte usw. und schlägt ihm dazu passend die perfekten Datingpartner vor, sobald sich diese in seiner Nähe aufhalten. Jakob und Jenny sehen tatsächlich im jeweils Anderen den optimalen Partner. Klingt toll, kein langes Suchen mehr, keine Enttäuschenungen, Tränen und Liebeskummer. Nur dass jedes Ding zwei Seiten hat und Jenny bald erkennen muss, dass jemand die App und die mit deren Hilfe gesammelten Daten missbraucht. Und auch Jakob und Jenny werden von der Realität eingeholt, denn Konflikte und Missverständnisse kann selbst diese neue App nicht verhindern.


Das Buch liest sich leicht und flüssig, die Charaktere sind relativ einfach - es gibt die Guten und die Bösen und kaum etwas dazwischen. Wenigstens Jakob hat als Guter ein paar Schwächen. Die Liebesgeschichte hat mich leider nicht so ganz gepackt. Einerseits ging es sehr schnell, andererseits war immer noch eine große Distanz zwischen den Beiden, z.B. das »verzockte Date«, oder dass Jenny nicht einfach mit der Wahrheit rausrückt. Durch die gelungene Beschreibung der Lokalitäten bekam ich direkt Lust, Düsseldorf wieder einmal zu besuchen.


Mich hat vor allem die gruselige Datenmissbrauchsgeschichte fasziniert. Ein bitterböses was-wäre-wenn-Szenario. Der Mordfall war eher »Beiwerk«, zumal mir ziemlich schnell klar wurde, wer der Mörder sein würde und was sein Motiv ist - noch bevor es eine Leiche gab. Ein Rätsel gewohnter Krimileser hätte hier vielleicht mehr erwartet. Trotzdem hat mich das Buch gefesselt und nachdenklich zurückgelassen. Denn, zu diesem Krimi gibt es eine interessante Vorgeschichte. Die Autorin Carine Bernard ließ sich von einer wahren Zeitungsmeldung inspirieren: https://www.dasmagazin.ch/2016/12/03/ich-habe-nur-gezeigt-dass-es-die-bombe-gibt/ Der Inhalt ist so ungeheuerlich, dass man ihn am liebsten ins Reich der Phantasie verbannen würde. Und doch ist diese psychologische Ausspionierung und Beeinflussung heute bittere Realität. Ich empfehle Euch dringend, den verlinkten Artikel zu lesen. Es geht nämlich nicht nur darum, welche personalisierte Buch-, Schuh- und Reisewerbung uns angezeigt wird. Damit könnte ich leben. Im Buch werden Dates gemacht. In der Realität Regierungen. DAS macht mir wirklich Angst.


Fazit: Leichter Liebeskrimi mit sehr realem, beängstigendem Hintergrund. 4****

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