Carl-Christian Elze ist Mitbegründer der Leipziger Lesereihe „niemerlang“, Monatsjuror bei „lyrix, dem Bundeswettbewerb für junge Lyrik und Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Sein Debütroma „Freudenberg“ (Roman; Edition Azur 2022). stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.
Nun ist in meinem geschätzten Verlagshaus Berlin sein Gedichtband „panik/paradies“ erschienen. Darin sucht er die großen Schauplätze menschlicher Erfahrung in zehn Kapiteln auf zwischen Angst und Zuversicht, zwischen Panik und Produktion, zwischen Glauben und (Ver-)Zweifeln. Auseinandersetzungen mit Kindheit und Kindheitserinnerung, Familie und Ehe, Liebe und Entfremdung, Tier-Mensch-Beziehungen, Politik und ihre Auswirkung. Wie begegnen wir dem Schmerz, wie dem Tod?, wie der Trauer?, wie dem immer wiederkehrenden Gefühl der Ohnmacht, der Angst. Man liest mit Flow, mit seinem Atem und zum Teil wütend. Der Gedichtband ist schonungslos offen. Intensiv nimmt Elze seine Leser in seinen Alltag mit. Wissend, dass wir auch hilflos sind, weil Gier, Geiz viele Menschen antreiben. Man muss auch lange Reihen lieben, in denen er wie in einer Beschwörung alles herausschreibt, was der Vers an Möglichkeiten bietet. Er schreibt, dass die Dinge für ihn selbst klarer werden, wenn er schreibt. So schreibt er verwegen jeden Tag und trotzt so der These von der Krise der Lyrik. Man muss Details, apokalyptische Stimmungen und drastische Formulierungen lieben, die bei mir den einen Punkt Abzug in meiner Bewertung erzielten. Erwähnenswert ist noch die liebevolle und hochwertige Gestaltung des Independent Verlag für Lyrik. Elzes „panik/paradies“ ist in der „Edition Belletristik“ erschienen in der unterschiedlichste Stimmen der deutschen Gegenwartslyrik, die von eigens für die Bücher angefertigten Illustrationen begleitet werden. Optisch wird jedes dieser Kapitel durch eine schwarze Doppelseite eingeleitet. Gemeinsam ist ihnen die Dringlichkeit einer eigenen Sprache.
Carl-Christian Elze
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Neue Bücher
William und der Fliegenkönig
Alle Bücher von Carl-Christian Elze
Freudenberg
Ich lebe in einem Wasserturm am Meer, was albern ist
panik/paradies
William und der Fliegenkönig
Neue Rezensionen zu Carl-Christian Elze
Der Klappentext hat mich fasziniert und die Leselust geweckt: Erzählt wird die Geschichte des introvertierten 17-jährigen Freudenbergs, der sich fremd in der Welt fühlt und sich deswegen nach einem unglücklichen Zufall einen Ausweg sucht. Bei einem Strandurlaub an der polnischen Ostsee findet er an einer einsamen Steilküste einen toten Jungen, der ihm auf den ersten Blick in Statur und Äußerem soweit ähnelt, dass Freudenberg spontan beschließt, seinen eigenen Selbstmord zu inszenieren. Er vertauscht Kleidung und Habseligkeiten und zieht sich mit seiner neuen Identität ins polnische Hinterland zurück. Dabei trifft er bald auf ein Mädchen, mit der er sich zwar nicht sprachlich verständigen kann, die ihm aber ihre Welt zeigt und in die sich Freudenberg verliebt. Allerdings erkennt Freudenberg schnell, dass er auch mit einer neuen Identität in der Welt nicht zurecht kommt und kehrt schließlich nach Hause zurück, zu seinen Eltern in den Heimatort, in dem er gerade beerdigt wurde. Wie kann Freudenberg nun wieder zurückkehren in sein altes Ich? Das war die Frage, wegen der ich das Buch letztlich gelesen habe. Die Frage hat mich fasziniert, doch leider war die Antwort nicht so ausgearbeitet, wie ich es mir vorgestellt habe. Und das liegt v.a. an dem Stil des Buches. Sprachlich kühl und distanziert, geschrieben in recht kurzen Sätzen ohne viele Nebensätze fehlt mir die bildhafte Kraft. Auch der Hauptprotagonist Freudenberg bleibt flach und blass für mich, ich kann ihm keine emotionale Tiefe abgewinnen. Häufig verliert er sich in Tagträumereien, als Leser fällt es schwer Phantasie und Realität auseinanderzuhalten, vieles wird nur angedeutet, bleibt unscharf oder gleich surreal. Erst nach gut der Hälfte des Buches ist die Handlung für mich weniger wabernd und changierend, wird handfester, klarer und stringenter. Ab diesem Zeitpunkt will Freudenberg seine Entscheidung wieder rückgängig machen und ist zu den Eltern zurückgekehrt. Nun muss die große Lüge revidiert werden, damit Freudenberg sein altes Leben fortsetzen kann. Wie dann diese Rückkehr gelöst werden soll empfinde ich ebenfalls als zu kühl, emotionslos und letztlich auch zu einfach.
Das Buch hat mich inhaltlich leider nicht überzeugen können und sprachlich eher enttäuscht, zu viel bleibt ungesagt, ist zu nebulös formuliert und mit schlicht zu irreal. Dabei kommt trotz ausführlicher Vergleiche und viel beschreibender Erzählform keine Szene vor meinem inneren Auge auf, es fehlt an Ausdruckskraft und Bildhaftigkeit.
Der Schluss des Buches hat mich dann positiv überrascht, sonst wäre das meine erste einsternige Bewertung geworden. Dennoch kann ich nicht verstehen, warum das Buch auf der Longlist des Buchpreises gelandet ist. Hier fehlt es an stringenter Handlung, plastischen Hauptcharakter und sprachlicher Finesse.Der Klappentext hat mich fasziniert und die Leselust geweckt: Erzählt wird die Geschichte des introvertierten 17-jährigen Freudenbergs, der sich fremd in der Welt fühlt und sich deswegen nach einem unglücklichen Zufall einen Ausweg sucht. Bei einem Strandurlaub an der polnischen Ostsee findet er an einer einsamen Steilküste einen toten Jungen, der ihm auf den ersten Blick in Statur und Äußerem soweit ähnelt, dass Freudenberg spontan beschließt, seinen eigenen Selbstmord zu inszenieren. Er vertauscht Kleidung und Habseligkeiten und zieht sich mit seiner neuen Identität ins polnische Hinterland zurück. Dabei trifft er bald auf ein Mädchen, mit der er sich zwar nicht sprachlich verständigen kann, die ihm aber ihre Welt zeigt und in die sich Freudenberg verliebt. Allerdings erkennt Freudenberg schnell, dass er auch mit einer neuen Identität in der Welt nicht zurecht kommt und kehrt schließlich nach Hause zurück, zu seinen Eltern in den Heimatort, in dem er gerade beerdigt wurde. Wie kann Freudenberg nun wieder zurückkehren in sein altes Ich? Das war die Frage, wegen der ich das Buch letztlich gelesen habe. Die Frage hat mich fasziniert, doch leider war die Antwort nicht so ausgearbeitet, wie ich es mir vorgestellt habe. Und das liegt v.a. an dem Stil des Buches. Sprachlich kühl und distanziert, geschrieben in recht kurzen Sätzen ohne viele Nebensätze fehlt mir die bildhafte Kraft. Auch der Hauptprotagonist Freudenberg bleibt flach und blass für mich, ich kann ihm keine emotionale Tiefe abgewinnen. Häufig verliert er sich in Tagträumereien, als Leser fällt es schwer Phantasie und Realität auseinanderzuhalten, vieles wird nur angedeutet, bleibt unscharf oder gleich surreal. Erst nach gut der Hälfte des Buches ist die Handlung für mich weniger wabernd und changierend, wird handfester, klarer und stringenter. Ab diesem Zeitpunkt will Freudenberg seine Entscheidung wieder rückgängig machen und ist zu den Eltern zurückgekehrt. Nun muss die große Lüge revidiert werden, damit Freudenberg sein altes Leben fortsetzen kann. Wie dann diese Rückkehr gelöst werden soll empfinde ich ebenfalls als zu kühl, emotionslos und letztlich auch zu einfach.
Das Buch hat mich inhaltlich leider nicht überzeugen können und sprachlich eher enttäuscht, zu viel bleibt ungesagt, ist zu nebulös formuliert und mit schlicht zu irreal. Dabei kommt trotz ausführlicher Vergleiche und viel beschreibender Erzählform keine Szene vor meinem inneren Auge auf, es fehlt an Ausdruckskraft und Bildhaftigkeit.
Der Schluss des Buches hat mich dann positiv überrascht, sonst wäre das meine erste einsternige Bewertung geworden. Dennoch kann ich nicht verstehen, warum das Buch auf der Longlist des Buchpreises gelandet ist. Hier fehlt es an stringenter Handlung, plastischen Hauptcharakter und sprachlicher Finesse.
Ein Roman über einen speziellen, stillen 17-jährigen Jungen, der sich durch einen zufälligen Leichenfund und einhergehenden Rollentausch seine Freiheit erkämpft – die ihn aber zunehmend überfordert: Wenn das nicht mal nach einer interessanten, leicht absurden aber berührenden Geschichte klingt! Doch leider konnte der Roman für mich nicht halten, was er versprochen hat.
Zum einen wirbt der Klappentext mit einem „sprachlich fulminanten Romandebüt“. Von Fulminanz konnte ich aber leider gar nichts entdecken. Mir war die Erzählstimme zu kühl, sprachlich fand ich es eher durchschnittlich und auf mehrere unangenehm halbherzige Onanieszenen hätte ich liebend gerne verzichtet.
Auch wenn die Handlung durchaus das Potential hatte mich zu begeistern, hat mir die Umsetzung durchgehend einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es blieb so viel so vage. Ich hatte ständig das Gefühl, ich müsste irgendetwas interpretieren oder durchanalysieren bis der Aha-Moment kommt.
Nein, das war leider nicht mein Roman. Wer eine ähnliche Geschichte mit mehr Emotion und weniger Unschärfe lesen möchte, dem sei stattdessen „Meine Königin“ von Jean-Baptiste Andrea ans Herz gelegt.
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