Die Schicksale von Männern aus Europa, die in Südostasien unterwegs sind, tangieren sich immer wieder, manchmal auch unbemerkt. Dabei sind die Charaktere, die ausführlich vorgestellt werden, leicht überzeichnet, sodass ich manchmal den Eindruck gewann, es handele sich um Satire. Die Protagonistin Shanra ist in ihren Tagträumen eine Apsara, ein Himmelsmädchen, eine Nymphe, deren ritueller Tanz einst an den Königshöfen des mittelalterlichen Khmer-Reiches zelebriert wurde. In den nächtlichen Albträumen wird sie von den Geistern ihrer Eltern und anderen Verwandten heimgesucht, die während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer Ende der 1970-er Jahre verschleppt und ermordet wurden. Der Autor versteht es, die Episoden zu einem Ganzen zusammen zu fügen. Es wird nie langweilig, auch wenn der Leser ahnt, dass Shanra nicht die anmutige Tänzerin ist, sondern eine Rachegöttin. Wegen der nach meiner unmaßgeblichen Meinung zuweilen etwas undifferenzierten und einseitig negativen Darstellung von UN-Missionen und Hilfsprojekten leider einen Stern Abzug. Ich fühlte mich auf jeden Fall gut unterhalten.
Abschließend sei angemerkt, dass ich Thailand (und einmal auch Laos) ausschließlich nur mit Einheimischen viele Male bereist habe und mit einer Thailänderin verheiratet war. So habe ich eine eigene Vorstellung, wie die Menschen in Südostasien ticken. Aber wer weiß das wirklich?