Cover des Buches Der Traum von Meer und Wind (ISBN: 9783426517055)
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Rezension zu Der Traum von Meer und Wind von Carla Federico

Die erste Kreuzfahrt

von SiCollier vor 9 Jahren

Rezension

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SiColliervor 9 Jahren
Man tut, was man tun muss und worin man am besten ist , und das nicht obwohl, sondern gerade weil es manchmal der schwerste Weg ist. (Seite 437)


Meine Meinung

Es ist nun nicht so, daß mich der Buchrückentext dermaßen angesprochen hätte, daß ich das Buch gleich hätte lesen wollen. Auch das Cover vermochte dies nicht, denn das Meer gehört nicht unbedingt zu meinen Träumen. Sehr schnell überzeugt hat mich dann jedoch eine Leseprobe, in der ich mich dermaßen fest las, daß ich unbedingt wissen wollte, was denn weiter im Buch geschehen würde.

Die Autorin hat es also geschafft, mir ein Thema näher zu bringen, das mir eher fern liegt. Auch ist es ihr gelungen, durch ihre Erzählweise bei mir das Gefühl zu erwecken, tatsächlich im ausgehenden 19. Jahrhundert gelandet zu sein. Selbst die paar mir als zu modern erscheinenden Begriffe haben sich als zeitgenössisch richtig herausgestellt.

Lustreisen, wie man eine Kreuzfahrt damals noch nannte, kenne ich nur aus dem Fernsehen, so war es interessant, einmal eine lesend und zudem in einer ganz anderen Zeit kennenzulernen. Allerdings beinhaltet das Buch deutlich mehr als „nur“ eine Kreuzfahrt, die rund ein Drittel des Buches ausmacht. Die Vorgeschichte erzählt, wie es zu dem Zerwürfnis zwischen den Familien kam, und im letzten Drittel erfahren wir, was in den Jahren nach der Lustreise geschieht.

Der Autorin ist es dabei gelungen, mich ganz in den Bann des Erzählten zu ziehen. Schon nach jeweils wenigen Sätzen hatte ich das Gefühl, direkt dabei zu sein, mich nicht mehr im 21., sondern im 19. Jahrhundert zu befinden. Manches erschien mir dabei zwar relativ modern, ein Blick ins Nachwort sowie Erklärungen der Autorin an anderer Stelle zeigten jedoch, daß die Vergangenheit anscheinend moderner war, als man ihr bisweilen zugesteht.

Meine Sympathien und Antipathien den beiden Hauptfiguren Mina und Bethy gegenüber hielten sich etwa die Waage, wobei das im Verlauf des Romans durchaus wechselte. Am Ende hat mir Bethy allerdings doch etwas besser gefallen bzw. konnte ich ihre Entwicklung besser nachvollziehen als die Minas. Was möglicherweise daran lag, daß ich das Buch in dieser Hinsicht als etwas zu kurz empfunden habe. Auch Tino, eine wichtige Nebenfigur, hätte für meine Begriffe mehr Raum verdient gehabt.

Eine meiner heimlichen Lieblinge war jedoch Minas Großmutter Hedwig. Mit ihrer Bemerkung: "Ich muss gestehen, dass es mir ziemlich egal ist, wie das Licht erzeugt wird, solange es funktioniert." (S. 586) hatte sie mir letztlich, wenn ich das heutige "Lampenchaos" betrachte, aus der Seele gesprochen. Ihre etwas steife Art erklärt sich aus ihrer Herkunft, familiär wie zeitlich gesehen. Im Laufe des Buches kam bei mir sogar so etwas wie Mitleid für sie auf. Immerhin versucht sie, ihre Enkelin vor manchem, was sie selbst inzwischen als Fehler betrachtet, abzuhalten. Die Selbsterkenntnis, die sich dahinter verbirgt, ist ihr sicherlich nicht leicht gefallen.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und etliche angenehme Lesestunden beschert. Das war zwar mein erstes, aber sicherlich nicht mein letztes Buch von Carla Federico.


Kurzfassung

Die Mischung aus Familiengeschichte, Abenteuer und Geschichte hat mich gut unterhalten.
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