Cover des Buches Im Land der Feuerblume (ISBN: 9783426504390)
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Rezension zu Im Land der Feuerblume von Carla Federico

Rezension zu "Im Land der Feuerblume" von Carla Federico

von jansdarling2002 vor 13 Jahren

Rezension

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jansdarling2002vor 13 Jahren
o9o Story o0o 1852 – ein Aufruf aus Chile schwappt über den großen Teich nach Deutschland. In Chile wurden händeringend Leute gesucht, die ein Handwerk beherrschen sowie Kraft und willens sind, Land urbar zu machen sowie sich dort niederlassen zu wollen. Von dem Aufruf lassen sich einige anstecken, zumal sie in Deutschland durch Missernten und Kälte eine Zukunft sehen … so wird alles zu Geld gemacht, was nicht mehr benötigt wird. Von diesem Geld wird Proviant aber auch Saatgut gekauft, auch wenn keiner weiß, ob ihre Pflanzen dort überhaupt wachsen. Auch Werkzeuge werden besorgt, denn man weiß ja nie. Jeder Auswandererwillige packt seine Truhe mit allem, was er meint und kleidet sich in den seinen besten aber auch zweckmäßigen Kleidungsstücke. Am Hamburger Hafen versammeln sich alle, um der Dinge zu harren, die da kommen. In diesem Getümmel von Menschen, Truhen und Vorräten treffen die abenteuerlustige Elisa sowie der ruhige und leicht eigenbrötlerische Cornelius aufeinander. Die Blicke gehen hin und her, aber mehr Mut bringt erst mal keiner auf. Mit Ihnen warten unter anderem auch die Familie Steiner mit ihren sechs Kindern, die Mielhahns, aber auch noch andere Familien. Und als allein reisende Frau: Jule Eiderstett. Endlich erklingt das Signal, das Segelschiff darf betreten werden. Kaum an Bord werden alle von der Besatzung gemäß ihrer bezahlten Passage den jeweiligen Plätzen zugewiesen. Dass das nicht ohne Streitereien abgeht, ist mehr als logisch, vor allem wenn die roße Familie wie die Steiners mit einer resoluten Jule Eiderstett aufeinander trifft. Das sie später noch einmal auf Jule angewiesen sein könnten, kommt ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht in den Sinn. Endlich sind alle Auswanderwilligen an den zugedachten Plätzen und die Reise kann losgehen. Ein letztes Winken zu den Daheim gebliebenen … . Nicht nur in den Unterdecks zwischen den Truhen und dem Proviant ist die Stimmung angespannt, auch in der Kajüte von Cornelius , welcher mit seinem Onkel Zacharias – seines Zeichens Pastor – in Chile das Glück suchen will. Pastor Zacharias ist nicht freiwillig auf diese Reise gegangen, nein er wurde von seinem Landesvater gezwungen und klagt nun bitterlich darüber, sowie darüber, was ihnen auf der Reise so alles passieren kann … ein Grund für Cornelius sich aufs Deck zu flüchten. Aber auch Elisa ist nicht sonderlich angetan von der Reise-Konstellation, wobei sie sehr gespannt auf Chile ist. Auf ihren Vater Richard hingegen ist sie nicht gut zu sprechen, denn er hatte kurz nach dem Tode von Elisas Mutter erneut geheiratet: Annelie. Es eskaliert, als Elisa erfährt, dass Annelie schwanger ist. Aber nicht nur um Elisa herum wird die Stimmung übellauniger, sondern generell an Bord – die Vorräte neigen sich langsam und unaufhaltbar dem Ende hinzu, immerhin ist man schon wochenlang unterwegs. Das eine oder andere Leben wurde aufgrund von Krankheit ausgehaucht – Annelie erleidet eine Fehlgeburt, die sie aber nur dank Jule Eiderstett übersteht. Eine neue Krankheit und ein Sturm beuteln den Segler, alles wäre nicht so schlimm, wenn die Besatzung nicht meinen würde, dass man diese Krankheit ausräuchern müsste. In Verbindung mit dem Sturm kommt es zu Tumulten an Bord, in deren Verlauf das Schiff Feuer fängt. Ein Teil der Passagiere kann den sich ausbreitenden Flammen entkommen und sich in Rettungsboote flüchten, für einen Teil der Passagiere kommt die Rettung aber zu spät. So landen die Auswanderer dann kurze Zeit später und vollkommen entkräftet am Strand der chilenischen Küste. . Ein Willkommensempfang sieht allerdings anders aus. Sie geraten nicht an den Menschen, der ihnen eigenes Land versprochen hat, sondern bei einem Ausbeuter auf einer Hacienda, wo sie für wenig Lohn, Essen und einer marginalen Unterkunft mehr als schuften müssen. Streitereien sind an der Tagesordnung – insgeheim reift in allen der Plan, die Hacienda heimlich zu verlassen und ihr Schicksal selber in die Hand zu nehmen. Nach einiger Zeit schwerer Arbeit – gepaart mit dem einen oder anderen suspekten Unfall ist es so weit: Die gesamte Auswanderergruppe macht sich auf den Weg – tagelange Märsche durch Schlamm und unwegsame Wälder zermürbt sie beinah, doch sie haben ein Ziel vor den Augen: den Llanquihue-See, wo es nach "Hörensagen" fruchtbares Land geben soll. Bald ist der See erreicht, der Gruppe leuchtet schnell ein, ,dass nun doch noch ein hartes Stück Arbeit vor ihnen liegt. Denn hier ist nichts außer von Bergen gesäumtes und zugewuchertes Land. Angespornt durch die traumhafte Lage entsteht bald das erste Haus – komplett geschaffen von Menschenhand … Wird die Gruppe von Auswanderern hier sesshaft werden? Werden sie Ackerbau und Viehzucht betreiben können – vor allem mit dem wenigen, was sie nach der Strandung sowie der Zeit auf der Hacienda mitnehmen konnten?? . o0o Leseeindrücke o0o 780 Seiten pure Auswanderer-Saga –aufgeteilt in insgesamt 45 einzelne Kapitel sind ausgelesen und haben Eindruck hinterlassen. Als ich das Buch anfing, war ich ein wenig skeptisch, ob sich das Werk nicht ein wenig als schnulzig entpuppen könnte, aber schnell wurde ich eines bessern belehrt. Auch wenn ich gleich zu Anfang ein wenig irritiert war, denn zu Beginn des Werkes war gleich eine Passage aus dem Jahre 1880 zu lesen, welches ja eigentlich das vorläufige Ende dieser Saga ist. Im Mai 2011 erscheint übrigens der Folgeroman "Jenseits von Feuerland" Die Irritation verschwand aber schnell, als ich weiter las und in die Saga im Jahr 1852 einstieg. Schon zu Anfang wird man als Leser mit einer immensen Anzahl an Charakteren konfrontiert, die man zuerst gar nicht so recht zu zuordnen weiß, zumal in der Schiffszene noch weitere Namen dazu kommen. Aber mit der Zeit entdeckte man die Verbindungen der in der Handlung spielenden Charaktere. . Hier möchte ich schon mal anmerken, dass die Charaktere sehr facettenreich dargestellt sind – halt so, wie man sie sich vorstellt, wenn man an die Zeit denkt. Sehr gut kommen Emotionen und Empfindungen herüber, aber auch Atmosphäre , da die Autorin einen sehr lebhaften und bildreichen Schreinstil hat. Zumeist der jeweiligen Szenerie angepasst – mal neutral und bündig , aber auch mal eben ausführlicher und umfangreicher. Dieses gefällt mir so sehr gut, denn dadurch kann man sich beim Lesen in die Charaktere hineinversetzen und vergisst sein reales Umfeld ein wenig. Gestützt wird dieses dadurch, dass die agierenden Charaktere sehr menschlich erscheinen , ärmlich aber menschlich. Das passt gut zur Handlungszeit sowie auch gut in die Handlung hinein. Je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr ist der Leser in der Handlung eingebunden. Auch wenn ein Teil der hier agierenden Personen [ so schreibt die Autorin hier im Nachwort] rein fiktiver Natur sind, obwohl sie darauf bedacht war, sich an geschichtliche Fakten zu halten und auch die eine oder andere Person realer geschichtlicher Natur einzubauen. Das gibt einen besonderen Reiz und übt ein gewisses Spannungsambiente aus. . Als sich die Handlung vom Schiff aufs Festland verlagerte, hatte man beinah alle Charaktere kennen gelernt und meinte ihnen beim Lesen über die Schulter beim Arbeiten zu zuschauen. Auch hier merkt man, dass die Autorin sich mit der Thematik beschäftigt hat – zumal sie das Land auch bereist hat und somit eigene Erlebnisse und Erfahrungen einbringen konnte. Wohl auch dadurch bleibt der Schreibstil schön gleichmäßig , aber dennoch zeigt sie innerhalb der Handlung eine Problematik auf , die zur Handlungszeit des Romans schon sehr ausgeprägt aber auch heute noch sehr aktuell ist (und gerne in den sinnfreien, volksverdummenden und niveaulosen Auswanderungs-Dokusoaps des Berieselungsfernsehens gerne vergessen wird): Wer auswandert bekommt nichts geschenkt, sonder muss hart dafür arbeiten und muss auch Rückschläge einstecken. Immer wieder stellt sich beim Leser die Frage: "Na, werden sie aufgeben oder weiter machen?" Dadurch ist der Leser noch mehr in diese Saga eingebunden. Auch wenn man meinen könnte – und bei einigen kann ich mir das gut vorstellen, dass sie meinen: Diese Saga hätte Dschungel-Camp-Charakter. Naja, im entfernten Sinne trifft dieses vielleicht minimal zu. Aber die Faszination , wie sich die Charaktere im Laufe der hier abgehandelten 28 Jahre entwickeln, wie sie die Natur mit anderen Augen sehen und sich bzw. ihre Fähigkeiten eben mit Unterstützung der Natur weiter entwickeln, ist mehr als unterhaltsam . Vor allem sorgt dieses auch für Spannung. Da keimt sich einem doch ansatzweise der Gedanke auf, dass man sich selber auch gerne mal auf die Probe stellen möchte, um zu sehen, ob man selber auch aus dem Nichts etwas aufbauen kann. Ich denke aber mal, so technikverwöhnt wie wir sind, würden wir gnadenlos scheitern. Neben einer guten Handlungsthematik sowie einer dazu passenden Charakterkonstruktion kommt durch den überwiegend neutralen Schreibstil ein guter Unterhaltungswert bei rum, welcher schnell die Zeitlücken des Alltags auffrisst. . Zusammenfassend möchte ich mir das Urteil erlauben, dass Im Land der Feuerblume zwar überwiegend auf fiktiven Charakteren basiert, diese aber sehr realistisch wirken. Die Autorin hat hier durch ihre eigenen Reiseerfahrungen viel beisteuern können. Ferner hat sie ihren einfachen Schreibstil um die bildliche Kunst erweitert, dieses merkt man aber erst im Verlauf des Buches. Unterhaltungstechnisch ist das Werk eher oder vielmehr im Zeitvertreibenden Unterhaltungs-Genre anzusiedeln, es ist nichts Triviales aber auch nichts Anspruchsvolles, sondern einfach ein packender Zeitvertreib. . Alles in allem eine gut recherchierte sowie unterhaltsame Saga , die sich dank ihrer Stimmigkeit in Bezug auf Charaktere und Schreibe auch noch flüssig lesen lässt. Ferner bringt Im Land der Feuerblume eine gewisse Bandbreite an thematischen Aspekten aber auch ein wenig Nachdenkpotenzial mit sich. Zu guter Letzt möchte ich noch die beiden Karten am Anfang des Buches erwähnen, die beim Lesen und in der Handlung orientieren gute Dienste leisten. Im Land der Feuerblume gehört nicht unbedingt zu den anspruchsvollen Büchern, sondern eher zu denen, die die Zeit vertreiben, aber dennoch möchte ich eine Empfehlung mit 5 Sternen aussprechen.
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