Cover des Buches Das Labyrinth der Lichter (ISBN: 9783839815236)
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Rezension zu Das Labyrinth der Lichter von Carlos Ruiz Zafón

Eine sehr düstere Geschichte.

von Wedma vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Gekonnt geschrieben, aber sehr düster, voller Gewalt, oft traurig-pessimistisch bis fatalistisch depressiv. Aber total großartig gelesen.

Rezension

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Wedmavor 7 Jahren

Auf das Neuste von Zafón war ich sehr neugierig. Als die Fortsetzung zu der Reihe, die mit „Der Schatten des Windes“ angefangen hat, hat mich „Das Labyrinth der Lichter“ fasziniert, es war für mich also ein must have. Ich habe mir ein Hörbuch davon geholt. Aber nach und nach musste ich feststellen, dass es eher eine sehr düstere Geschichte voller Gewalt und menschenunwürdiger Umstände ist, und ich viel Geduld aufbringen musste, um das Buch doch noch zu Ende zu hören. So viel Unmut, Ausweglosigkeit, ein negatives Weltbild insg. habe ich dort nicht erwartet. Leider war ich oft genug im Laufe der Geschichte damit konfrontiert. Nur zum Schluss wurde es etwas heller. Wie ein Dessert, das einem mehr oder weniger schmeckt, nachdem das ganze zwölf Gänge Menu vom Meisterkoch rein gar nicht geschmeckt hat. Wer also an Depressionen leidet, sollte es sich zweimal überlegen, das Buch in die Hände zu nehmen.

Es ist ganz toll, großartig von Uwe Teschner gelesen. Ganz große Klasse. Seine Darbietung wertet das Buch enorm auf. Ich konnte mir alles bildhaft vorm inneren Auge führen. Bloß diese detaillierten Schilderungen der Gewalt und dann noch so oft und in all den Variationen wurden dadurch auch noch eindrucksvoller.

Gut, es ist Franko Regime, da gab es nicht viel zu lachen, Gesellschaftskritik in einem Roman ist immer gut, so die Faustregel, soweit klar, aber diese Gewaltszenen: mal wird einer gefoltert und da wird in aller Ausführlichkeit berichtet, wie einem die Knie zerschossen werden, usw. Der Nächste wird unter menschenunwürdigen Umständen gefangen gehalten und sieht sich gezwungen, ohne Betäubung seine Hand mit der Handsäge abzutrennen, uvm. Immer wieder wird einem vor Augen geführt, wie wenig ein Menschenleben wert war, wie leicht es war, es zu ruinieren, und es fanden sich immer wieder die perversen Handlanger des Regimes, die das Foltern bewusst, mit zur Schau gestelltem Vergnügen, vollzogen. Mir wurde einfach übel von diesen detaillierten Darstellungen und ich habe schnell manches überspringen müssen.

Ohne Zweifel, die Geschichte, die eigentlich aus vielen anderen Geschichten besteht, wie eine russische Puppe, wurde meisterhaft erzählt und bildet einen würdigen Abschluss der Reihe. Aber ich wurde mit all den Gewalt- und Mordschilderungen an meine Grenzen getrieben.

Man erfährt zum Schluss die ganze traurige und tragische Geschichte von Isabella, Daniels längst verstorbenen Mutter. Für Daniel& Co. ist sie auch von Bedeutung, denn sie wirft Licht darauf, wer er eigentlich ist.

Die anderen Figuren, die eine Hauptrolle spielen, wie Alicia, eine etwas andere Ermittlerin, die den plötzlich verschwundenen Minister Valls suchen soll, und ihr Partner Vargas, der Polizist seit Jahren im Dienst, sind sehr überzeugend, ja überlebensgroß geworden. Aber auch sie sind traurige und zutiefst leidende Gestalten, überzeugte Pragmatiker und abgeklärte Pessimisten, die keine Chance, weder für sich noch fürs Vaterland, sehen. Alle Figuren sind auf die eine oder andere Art gezeichnet und sind eher traurig-pessimistisch bis fatalistisch depressiv. Fermin versucht manchmal noch witzig zu sein, wird aber früh und oft von anderen erinnert, dass niemand seine Sprüche hören will.

Ich verzichte auf jegliche Angaben zur Handlung um nicht zu spoilern.

Fazit: Die Geschichte ist zwar sehr gekonnt geschrieben, aber sie hat mir viel Geduld abverlangt und ich kann sie nicht unbedingt weiterempfehlen. Ich war sehr vom „Schatten des Windes“ angetan und habe alle Folgen gelesen. Aber jede davon nahm nach und nach ab, und der Abschluss fällt schon sehr düster und makaber aus. Man muss schon ein großer Fan von Zafón sein, um das Buch auch zu Ende zu bringen. Ich habe auf etwas ganz anderes gehofft, etwas, was mir Spaß machen würde, in etwa wie Teil 1. Leider habe ich das genaue Gegenteil davon erhalten. Ob ich zu Zafón wieder mal greife, ist eine sehr große Frage. Ich vergebe 4 Sterne, da für 3 das Buch einfach zu gut ist. Die Hörbuchversion wertet das Ganze deutlich auf.

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