Emotional und sehr realitätsnah
von Schnuffelili
Rezension
Die erste Überraschung des Buches, es gibt keinen Ich-Erzähler – wie ich es, ehrlich gesagt, erwartet hatte. Es wird stattdessen abwechselnd aus der Sicht von Sanne und Mathieu – ganz kurz auch aus Finns Sichtweise – erzählt. Daher bekommt der Leser einen sehr subjektiven Einblick auf die Ereignisse, aber auch eine tiefe Einsicht in die Gefühlswelt der beiden Hauptfiguren Sanne und Mathieu. Dies ist an ein paar wenigen Stellen leider zu unübersichtlich geworden, aber im Großen und Ganzen gut umgesetzt. Das Übertragen von Emotionen – vor allem bei Davids Sterbeszene – ist sehr gut gelungen, hat aber auch während der Geschichte ein paar Tiefs. So sind seitenweise Dialoge nicht nur unübersichtlich, sondern manchmal hatte ich das Gefühl, dass das Gesagte der Charaktere nicht immer auf einander abgestimmt war bzw. ein bisschen zusammenhanglos schien. Auch das Finn von seinem Vater als „David“ spricht, fand ich nicht ganz nachvollziehbar, sowie manche Reaktionen von z.B. Mathieu, die ich unreif und nicht nachvollziehbar fand.
Einen kleinen Kritikpunkt muss ich zum Schluss noch anbringen. Ich hatte erwartet, dass die Farbe Blau doch ein bisschen häufiger auftaucht und sich vielleicht wie ein Band durch die Geschichte zieht.
Trotzdem ist es ein gelungenes Buch. Nicht zuletzt, weil solch ein Schicksal jeden ereilen könnte und man daher sehr mitfühlen kann. Sannes Entwicklung von der Witwe, die nicht so recht weiß, was sie mit sich anfangen soll, zur (wieder) selbstbewussten, entscheidungswilligen und lebensfrohen Frau ist schön mit anzusehen und wird nicht im Laufe der Handlung erzwungen.
Das Ende der Geschichte ist sehr gelungen. Sanne kann mit dem Kapitel David abschließen und ist dabei ziemlich offen. Danach gibt es sogar mehr oder weniger ein offenes Ende, sodass sich der Leser selber die Story „weiterspinnen“ könnte.