Es tut mir ein bisschen weh, nur 3 Sternchen zu vergeben, da ich an sich allein schon vor dem Schreiben sehr großen Respekt habe, aber das Buch hat mich einfach nicht gepackt. Laut Klappentext ist die Protagonistin Marilina inmitten der Mailänder Schönheiten der 90er Jahre eine Unscheinbare aber dennoch ungeheuer auf Männer anziehende Frau. Es wird ein Molotowcocktail gegen die gängigen Schönheitsideale versprochen. Leider war dem nicht so. Ich konnte Marilinas Wesen bis zum Ende der Geschichte nicht wirklich fassen, weder innerlich noch äußerlich; keine Ahnung, ob es an der Übersetzung liegt oder was. Sie ist intelligent und alleinstehend, hat hier und da kleine Amüsements mit weit jüngeren Männern, die mit ihr wegen ihrer Erfahrung gerne schlafen, den einen oder anderen bezahlt sie dafür. Man liest eher zwischen den Zeilen heraus, dass die Männer sie dafür schätzen, dass sie nicht gleich eine Beziehung will, sie will einfach nur den Sex.
Nebenher finden echt dröge und anstrengende Rückblenden und Dialoge mit ihrer neurotischen Mutter und verzweifelten, miesepetrigen Freundinnen statt, die zu der Geschichte irgendwie nicht wirklich viel beitragen. Die Dialoge wirken zudem sehr konstruiert, so redet kein Mensch! Ich weiß immer noch nicht so ganz, was hier eigentlich erzählt wird. Eine Stimme aus der Presse hieß seinerzeit: Voller Tempo, Witz und Provokation.
Äh? Wo denn? Es gibt einige pikante Szenen, durchaus, aber auch die beschreiben einfach nur den Akt, war nichts Weltbewegendes. Ich habe schon überlegt, ob es vielleicht daran liegt, dass das Buch in den Neunzigern geschrieben wurde, damals ist man mit der Thematik in der Literatur noch nicht so freizügig umgegangen wie heute. Doch andererseits hat es auch damals schon Autoren gegeben, die fantastische Werke mit Pfeffer geschrieben haben. Vielleicht liegt es am Schreibstil, der viel zu sehr aufgebauscht und dabei gleichzeitig ereignislos wirkt. Sicher gibt es Leser, die das Buch toll finden und das ist auch gut so, letztendlich sagt die Rezension mehr über den Leser aus, als über das Buch. Es war einfach nicht meins.