Rezension zu "Kleine Infamien" von Carmen Posadas
Der Koch Néstor Chaffino richtet mit seinem Partyservice eine Feier im Sommerhaus des Kunstsammlerehepaars Teldi aus. Doch dann wird er eines Morgens tot im Kühlhaus gefunden - jemand hat ganz offensichtlich die Tür hinter ihm verriegelt und ihn erfrieren lassen.
Es wird auch schon bald klar, dass einige der Anwesenden nur allzu gute Motive gehabt hätte, Néstor umzubringen. Dunkle Vergangenheiten oder noch frische Leichen im Keller, fragwürdige Kooperationen mit den argentinischen Militärs, sorgfältig versteckte homosexuelle Neigungen oder Liebesaffären... - bei manchen der Gäste wäre so einiges zu enthüllen. Dies geschieht - zumindest für den Leser - so nach und nach durch Rückblenden, die fein säuberlich nach Protagonist geordnet sind und die allmählich deutlich machen, was Néstor unter Umständen aufzudecken gehabt hätte, sofern ihm denn ein längeres Leben beschieden worden wäre.
Ich muss sagen, dass ich auf den letzten Metern leider schlappgemacht habe. Irgendwie hat mich dann die Geschichte gar nicht mehr so gefesselt, wie das noch am Anfang durchaus der Fall war. Eigentlich stimmte auch alles, ein interessantes Setting und Charaktere, die auch die ein oder andere Wendung versprachen. Nur irgendwie konnte ich mich in die Geschichte immer weniger reinfinden, und schließlich hat es mich gar nicht mehr interessiert, wer denn jetzt Néstor umgebracht hat. Und das ist ja grundsätzlich erstmal eine schlechte Voraussetzung, ein Buch dann auch weiterzuempfehlen.
Woran das lag? Hm. Ich würde sagen, am ehesten daran, dass das Tempo zwischendurch ziemlich rausgenommen wird, dass es häufig um Nebensächlichkeiten geht und man dadurch etwas aus den Augen verliert, wieso man eigentlich weitergelesen hatte. Diese Details plätschern zwar ganz nett dahin, bringen einen aber nicht unbedingt weiter bzw. der Lösung näher.
Mein Fazit also: Dieses Buch gehört für mich in die Kategorie "Kann man lesen, muss man aber nicht".