Rezension zu "Das Demenz-Buch" von Carol Bowlby Sifton
Überall in den industrialisierten Staaten, in denen die Lebenserwartung der Menschen, Frauen und Männer, in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen ist, mit erheblichen Folgen für die demographische Entwicklung ( was für die Zukunft eines der wichtigsten Herausforderungen der Politik sein wird), nehmen die verschiedenen Demenzerkrankungen zu. Mit fortschreitendem Lebensalter steigt das Risiko eines Menschen, an einer demenziellen Degeneration zu erkranken und pflegebedürftig zu werden, steil an.
Entsprechend haben sich schon seit längerer Zeit die Bedingungen für die professionelle Pflege in Pflegeheimen und auch - zunehmend- ambulant stark verändert. Besonders die Anforderungen für die pflegenden Angehörigen, für die aus menschlich - familiären oder auch aus finanziellen Gründen eine Unterbringung in einem Heim nicht in Frage kommt, sehen sich großen seelischen und körperlichen Belastungen gegenüber und brauchen Rat und Hilfe.
Demenzkranke brauchen eine vollkommen andere Form der Pflege und Zuwendung als Menschen, die geistig noch auf ihrer altersgerechten Höhe sind. In den letzten Jahren häufen sich die Ratgeber und Erfahrungsberichte, die zeigen, dass auch in der Demenz Menschen noch fühlen, für Berührung empfänglich sind und ihr Leben eine eigene Würde hat.
Vielleicht hat zu dieser begrüßenswerten Veränderung in der Wahrnehmung und dem Umgang mit dieser Krankheit und den von ihr betroffenen Menschen auch das vorliegende Buch von Carol Bowlby Sifton beigetragen, das schon 2004 in den USA veröffentlicht wurde und nun nach 2008 bei Huber in einer zweiten und überarbeiteten Auflage erscheint.
„Ein ‚Wegbegleiter’ für Angehörige, Pflegende und Aktivierungstherapeuten“ will dieses Buch sein, von dessen relativ schwergewichtigem Umfang man sich nicht schrecken lassen sollte. Denn auch die bewusste und kritische Lektüre einzelner Kapitel von denen man sich – motiviert oder gedrängt durch ein gerade aktuelles Problem- Rat und Hilfestellung erwartet, kann weiterhelfen. So ist es meiner Meinung nach ratsam, sich zuerst mit dem Kapitel über die Kommunikation zu beschäftigen, weil die betroffenen Angehörigen sich hier oft, zunächst jedenfalls, am schwersten tun. Man wird staunen, auf welche vielfältige Weise man mit einem Menschen kommunizieren kann, von dem man denkt, er sei zu wesentlichen geistigen oder sprachlichen Leistungen gar nicht mehr fähig.
Das Buch ist ein wichtiges Standardwerk und kann allen im Untertitel genannten Personen nur empfohlen werden. Auch diejenigen, die endlich einmal wissen wollen, was Demenz eigentlich ist, und die vielleicht ihre Angst in den Griff zu bekommen versuchen, dass Demenz auch einmal in ihr Leben tritt auf die eine oder andere Weise, können von dem Buch und seinen einzelnen Teilen profitieren.