Cover des Buches Rendezvous im Café de Flore (ISBN: 9783746632711)
Jana68s avatar
Rezension zu Rendezvous im Café de Flore von Caroline Bernard

Interessantes Thema mit Abstrichen in der Umsetzung

von Jana68 vor 6 Jahren

Rezension

Jana68s avatar
Jana68vor 6 Jahren
An den Roman „Rendezvous im Café de Flore“ von Caroline Bernard bin ich doch mit recht hohen Erwartungen herangegangen. Der Klapptext klang vielversprechend und ich interessiere mich sehr für Themen, die sich mit dem Widerstand gegen Nazi-Deutschland im Allgemeinen und mit der Résistance im Besonderen befassen.
So ganz konnte das Buch meine Erwartungen leider nicht erfüllen.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen.

Vianne ist eine sehr junge Frau mit einem außergewöhnlichem Interesse an der Botanik, als sie sich 1928 mutig entschließt, ihren eigenen Weg zu gehen. Heimlich verlässt sie die Heimat, um in Paris, der Stadt ihrer Träume, ihr Glück zu finden. Mit ihr erleben wir das Paris der späten Zwanziger und das Lebensgefühl der Boheme. Vianne schafft es tatsächlich, sofort Anschluss zu finden und Fuß zu fassen in dieser riesigen und von Licht durchfluteten Stadt. Kaum angekommen begegnet sie Clothilde, mit der sie sich zunächst zu einer Zweckgemeinschaft zusammen schließt. Daraus entwickelt sich eine tiefe Freundschaft.
Bald darauf begegnet Vianne dem Britischen Maler David, in den sie sich verliebt und dessen Muse sie wird. Mit seinem Bild „Nach dem Ball“ setzt David seiner Muse ein Denkmal, das die Zeit überdauern wird und im Roman die Brücke schlägt in die andere Zeitebene.
Ich konnte nicht alles an dieser Beziehung zu David gut heißen, habe manches nicht nachvollziehen können, aber ich lebe auch in einer anderen Zeit.
Mit der Machtergreifung Hitlers und der Besetzung Frankreichs ändert sich schlagartig alles. David muss fliehen, Vianne schließt sich der Résistance an.
Ihre Geschichte hat mir ganz gut gefallen, wenngleich mir die Erzählungen über Viannes Widerstandskampf dann doch insgesamt zu kurz weggekommen sind. Da habe ich doch deutlich mehr Einblick erwartet und ihre Geschichte wäre auch ohne die Wiederbegegnung mit David, den Sie heimlich über die Grenze aus dem Land führt, sehr glaubhaft gewesen.

Marlenes Geschichte hingegen, die sie selbst erzählt, spielt in unserer Zeit und nimmt für mich insgesamt einfach zu viel Raum ein. Inhaltlich konnte ich diesem Teil nicht allzu viel abgewinnen. Bis auf die „Wiederentdeckung“ von Paris in unseren Tagen, das sie doch sehr schön beschreibt, hätte ich auf diesen Teil gut und gerne verzichten können. Ihre eingeschlafenen Ehe, an der keiner der beiden Partner mehr ernsthaftes Interesse zeigt, und ihre Verliebtsein in Etienne hatte weder Tiefgang noch Substanz und wirkte auf mich eher klischeehaft und erzwungen. Daran ändert auch die familiäre Ahnenforschung wenig.
Etwas kleinere und weniger ausgeprägte Dosen davon und stattdessen etwas mehr über Viannes Zeit in der Résistance hätten dem Buch deutlich mehr Kraft verliehen.

Insgesamt lässt sich das Buch flüssig lesen, aber vollumfänglich fesseln und überzeugen konnte es mich leider nicht
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks