Cover des Buches Der Katzenclan: Täuschung und Wahrheit (ISBN: 9783739622255)
Rezension zu Der Katzenclan: Täuschung und Wahrheit von Caroline Crown

Eine Reise ins Ungewisse

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Eine Geschichte mit vielen interessanten und innovativen Elementen, die noch ein wenig reifen muss.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Als das Land plötzlich durch eine ungewöhnliche Hitzewelle heimgesucht wird, Mädchen spurlos aus der Namenlosen Stadt verschwinden und sich ein Krieg zwischen dem Wald- und dem Meeresvolk anbahnt, machen sich die 4 Gestaltwandler Xyna, Lea, Ben und Thy auf den Weg, um hinter die Mysterien zu kommen. Doch zuerst einmal müssen sie lernen einander zu vertrauen, denn in der Vergangenheit waren sie einander nicht wirklich wohlgesinnt. Zudem schleicht ihnen jemand nach, der alles daran setzt, sie aufzuhalten, ganz egal, ob sie dabei umkommen. Können sie es schaffen, einen Krieg zu verhindern und den Katzenclan wieder zusammenzuführen? Oder sind sie lediglich ein Spielstein einer größeren Macht?

Es gibt vieles, das mir wirklich sehr gut an dieser Geschichte gefallen, aber auch manches, dass mich eher gestört hat. Kommen wir erstmal zum Positiven.
In die Geschichte leitet ein Prolog sehr sanft ein, ganz im Gegensatz zu den vielen anderen actiongeladenen Einstiegen, die heutzutage gängig sind. Für mich ist das mal eine sehr willkommene Abwechslung gewesen. Ein wenig hat der Prolog vom Stil her sogar etwas von einem Märchen. Warum nicht, ist doch auch mal was Schönes.
Man merkt richtig wie viel Mühe in die Ausarbeitung der einzelnen Charaktere gesteckt worden ist. Besonders die Hauptfiguren sind mir sehr ans Herz gewachsen. Jeder von ihnen hat seine ganz eigene Geschichte zu erzählen, seine ganz eigene Vergangenheit, die ihn geprägt hat. Zu Anfang bekommt man natürlich nicht gleich alles auf dem Silbertablett serviert. Dafür merkt man aber recht schnell, dass hinter den Figuren sehr viel mehr steckt, als man zunächst vermutet. Ihre Handlungen werden sehr von ihren Vorerlebnissen geprägt, die dem Leser Stück für Stück aufgedeckt werden. Die Autorin kennt ihre Charaktere sehr gut und weiß genau wie sie in welcher Situation reagieren werden. Die Figuren wirken so sehr lebendig und sympathisch unperfekt, sodass man sie gerne auf ihrem Weg begleitet, mit ihnen leidet, lacht und ein bisschen stolz auf sie ist, wenn sie an den Geschehnissen wachsen, die ihnen widerfahren. Das hat mir sehr gefallen.
Eine große Liebesgeschichte lässt sich hier eher nicht finden. Dafür geht es sehr viel um Freundschaft und Familie und den Halt, den diese spenden können. An sich finde ich das ebenso berührend wie eine große Lovestory.
Auch hat die Autorin sich ein paar nette und innovative Details einfallen lassen, die sie geschickt in die Geschichte eingebaut hat. Die Weitergabe der Gestaltwandlerfähigkeit, die Völker des Waldes und des Meeres, der gefühlsmanipulierende Wald, die Angstprüfungen und der tödliche Sand sind mir in anderen Fantasygeschichten noch nicht so oft untergekommen oder sogar noch nie. Die kleine Entdeckungsreise neuer Elemente hat mir hier also sehr viel Spaß gemacht. Gern hätte ich noch mehr über diese beiden Völker erfahren.
Das Cover wirkt aufgrund der warmen Farben sehr harmonisch auf mich. Die enthaltenen Elemente lassen sich auch im Buch wiederfinden, weshalb es auch gut zum Inhalt passt. Die Schrift geht nur ein bisschen unter, weil sie so dünn gehalten ist. Dafür ist der Titel an sich passend gewählt worden.
Nun komme ich zum kritischen Teil. Hui, das wird sehr schwierig, ohne zu spoilern.
Der Krieg der beiden Völker (wie der ausgeht werde ich nicht verraten): Das Ergebnis kam aufgrund der Vorereignisse für meinen Geschmack etwas zu leicht zustande. Es wirkt so etwas unrealistisch, etwas zu schnell.
Die Erzählweise hat mir auch nicht richtig zusagen können. Sie ist gespickt von abrupten Szenenenden und völlig neuen Anfängen. Genauso verhält es sich mit den Perspektivwechseln. Mir kam es so vor, als würde ständig zwischen den Innenleben der Figuren hin- und hergesprungen, je nachdem, wer gerade etwas zu der Situation denken könnte (ist schwer zu beschreiben, sorry). So hat man auf der einen Seite immer gewusst wie alle Figuren zu einer Sache tatsächlich stehen, mir war das aber zu viel und stellenweise hat es mich sehr verwirrt. Lieber knobele ich selbst ein bisschen, was in dem Kopf einer Figur vorgeht und interpretiere ihre Handlungen und das, was sie so im Gespräch von sich geben, als alles präsentiert zu bekommen. Da geht viel von der Spannung flöten, was ja nicht sein sollte. Ich habe mich beim Lesen dementsprechend wie ein Pingpongball gefühlt, der von Szene zu Szene und von Figur zu Figur geworfen wird. Die Geschichte wirkt so auch unfertig und wie ein Rohgerüst.
Dazu kommen dann noch die recht häufigen Tippfehler, Wortauslassungen und -vertauschungen. Manchmal kam es mir so vor, als wollte die Autorin einen Satz schreiben und hat sich mittendrin überlegt, ihn anders zu formulieren. Die Autorin selbst hat aber versprochen, da nochmal drüberzuschauen und die Fehler zu korrigieren. Demnach wird das in einer späteren Auflage sicher besser sein.
Der letzte Punkt betrifft den Bösewicht der Geschichte. Von dem wird irgendwann sehr viel gesprochen, selber auftauchen tut er aber nicht, wenn man von seinem Handlanger einmal absieht. Also entweder es gibt eine Fortsetzung, dann könnte ich es verstehen, dass da noch etwas offen gelassen wird oder es soll so sein. Hmm, mir fehlt so aber einfach etwas. Vielleicht ist es Geschmackssache, für mich gehört es aber dazu, dass man dem Bösewicht zumindest einmal gegenübersteht, damit man sich nochmal ein Bild von ihm machen kann. Das kann man vorher zwar auch durch seinen Plan und wie er mit seinen Mittelsmännern umgeht und so weiter und so fort, aber es ist immer nochmal etwas anderes, wenn er direkt zu den Figuren spricht. Schade drum, kann man aber wohl nichts gegen machen.

Die Geschichte hat auf jeden Fall eine Menge tolle Elemente, sie bisweilen auch sehr innovativ sind. Gleichzeitig weist sie aber auch mehrere Schwächen auf, die den Eindruck eines Rohgerüsts vermitteln, dass noch zurecht geformt werden muss. Gelohnt hat es sich aber dieses Buch zu lesen. Weiterempfehlen kann ich es vor allem an jüngere Jugendliche. Vom Gefühl her, ist es auch eher etwas für Mädchen als für Jungs. Ich denke aber, dass auch ältere Leser hier gut unterhalten werden können.
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