Ich habe dieses Buch mit meinen Kindern (6+8) in der Bibliothek entdeckt. "Kinder stark machen, NEIN zu sagen!" als Untertitel, weswegen ich das Buch mitgenommen habe. So genau habe ich nicht hingeschaut. Den Wolfsschatten nicht wahrgenommen. Nein sagen lernen ist wichtig. Auch noch für Erwachsene. Es hat nichts mit dem Nein der Trotzphase zu tun.
Ein paar Tage später beim der Vorlesezeit des Zubettgehens vorgelesen. Nach wenigen Seiten beginnt für mich der Horror, von dem meine Kinder noch nichts ahnen. Das Buch ist bunt und fröhlich gestaltet und doch beginnt schnell eine Ahnung in mir zu reifen, dass es um sexuellen Missbrauch gehen könnte. Ich wollte das Buch weglegen. Aufhören vorzulesen. Meine Kinder vor diesem Alptraum beschützen.
Aber nein. Indem ich es ihnen vorlese, beschütze ich sie doch viel mehr. Wissen, dass sie mir alles erzählen können. Oder der Oma, dem Papa, der Erzieherin, der Lehrerin, einer Freundin. Jemand, dem sie vertrauen. Ohne Bedingungen. Ich sage Ihnen das auch am Ende. Dass dies auch gerade für böse Geheimnisse gilt. Für Geheimnisse, die angeblich Schlimmes passieren lassen, wenn sie erzählt werden. Dass dies nicht gilt.
Das Buch macht mir in gewisser Hinsicht mehr Angst als es jeder Thriller könnte. Angst, meine Kinder vor so etwas nicht beschützen zu können. Dass ich nicht immer da bin, um sie zu beschützen. Ich kann nur versuchen, sie so stark zu machen, dass sie sich selbst beschützen können.
Dieses Buch hilft dabei. Es erzählt kindgerecht eine Geschichte von (sexuellem) Missbrauch. Es macht deutlich, was wichtig ist. Das es böse Geheimnisse gibt. Dass es böse Menschen gibt, die sich zunächst gut geben und sich so Vertrauen erschleichen. Aber auch dass es immer Menschen gibt, die helfen können. Dass man nicht allein ist. Und dass böse Geheimnisse besser erzählt werden.
Absolut empfehlenswertes Buch. Verständlich sicher schon in gewissem Maße ab 3 oder 4 Jahren.