Auf der Spur der „Grundpersönlichkeit“
Das „Enneagramm“, das „DISG System“, die „Grundformen der Angst“, C.G.Jungs „Archetypenlehre“, die „Säfte“ in der Antike und viele andere Systeme mehr setzen seit der Antike bereits sich das Ziel, im Blick auf „die Menschen“ eine überschaubare Anzahl an „Grundpersönlichkeiten“ zu bestimmen.
Ein Ordnungssystem, dass entweder im Groben (die vier Grundformen der Angst, die vier „Säfte“ der antiken Philosophie) oder im differenzierteren System (die 9 Persönlichkeitstypen des „Enneagramms“ oder die 15 Persönlichkeitsausrichtungen des „DISG“ (welche aber im Kern den vier „Grundformen der Angst“ nach Riemann beruht) dem Menschen für sich dazu verhelfen soll, seine Stärken und Schwächen, die ihn individuell grundlegend bestimmenden Antriebe und Kräfte zu erfassen und, im besten Fall, demgemäß sein Leben in Einklang mit seinen innewohnenden Möglichkeiten zu bringen.
Oder die auch „den anderen“ (Kundigen) dazu verhelfen sollen, Menschen in einer Art Raster besser einschätzen und damit besser mit ihnen kommunizieren zu können (denn den jeweiligen Persönlichkeitstypen gehen bestimme Kommunikationsformen mit einher).
Während das „Enneagramm“ eher der spirituellen „Selbstsuche“ dient, legt das „DISG“ mehr Wert auf die ökonomische Komponente der Personalführung.
In diesem breiten Umfeld setzt Carolin Myss nun ihre 10 aktualisierten „Archetypen“, zu deren Bestimmung sie auf vielfache Untersuchungen (wie der Begriff „Archetypen“ schon suggeriert auch jene von C.G.Jung) zurückgreift und für die Gegenwart dem Leser (neu) erschließen möchte. Dies allerdings, das sollte man vorher bedenken, im Rahmen einer Sprache und Haltung, die stark vom „New Age“ bestimmt wird.
Der Kreative, der Fürsprecher, der Sportler, der Helfer, der Modebewusste, der Intelektuelle, die Führungskraft, der Rebell, der spirituell Suchende, der Visionär benennt Myss dabei ihre „Typen“.
Hier fällt dem in den Persönlichkeitssystemen Kundigen schon bei den Bezeichnungen die wesensverwandten Bestimmungen anderer Systeme ins Auge.
Sei es der „Kapitän“ beim DISG (Führungskraft), sei es der „8er“ (Der Rebell (und jeder andere der „1er bis 9er“ zu anderen „Archetypen“ hier im Buch ) beim Enneagramm, sei es der „Hysteriker“ (der Kreative, der Rebell, der Modebewusste, der Visionär) in Bezug zu Riemanns „Grundformen der Angst“.
So finden sich im Kern nicht unbedingt bahnbrechende und neue Erkenntnisse in diesem Buch, dennoch aber gelingt Carolin Myss durchaus eine „Entstaubung“ alter Begrifflichkeiten und eine „Modernisierung“ der Elemente der Persönlichkeiten für die Gegenwart.
Indem sie das „kollektive Unbewusste“ Jungs begrifflich neu fasst als das „innere Netzwerk“, ergeben sich vielfache Konstellationen in der Ausprägung der „Kräfte“ der inneren Archetypen, denn weiterhin gilt, wie bei allen anderen Systemen, dass alle Persönlichkeitsanteile (Archetypen) ja in jedem vorliegen, nur in unterschiedlicher Gewichtung zum Tragen kommen.
Das es für die Selbstfindung und für die Einschätzung der eigenen Möglichkeiten und damit für die Setzung individuell „sinnvoller“ Ziel einerseits und für die Wahl der zur eigenen Persönlichkeit passenden Strategien zur Erreichung von Zielen und zur Gestaltung des eigenen Lebens andererseits wichtig ist, die eigene Persönlichkeit kennen zu lernen und sich über die Möglichkeiten, aber auch Schwächen des „vorherrschenden Archetyps“ im Klaren zu sein, dazu verhilft dieses (flüssig und verständlich verfasste) Buch durchaus.
Für Leser, die bereits in den verschiedenen anderen, gängigen Persönlichkeitssystemen sich auskennen bietet Myss hier und da interessante, neue Gedanken und Aspekte, allerdings keine unbedingt neuen Erkenntnisse.
Als Einstieg in die Welt der „Persönlichkeitsbestimmungen“ findet der Leser hier ein leicht zugängliches, doch aber mit esoterischem Unterton („Mythos“, „Seelenlektion“, „Schatten“, „Gnadengeschenk“ etc.) überhöhtes, Einführungsbuch vor, dass verständlich und nachvollziehbar die Kernelemente von „Grundpersönlichkeiten“ modern zum Ausdruck bringt.
Auf der Spur der „Grundpersönlichkeit“