Cover des Buches Das Fundbüro der Wünsche (ISBN: 9783499271199)
Rezension zu Das Fundbüro der Wünsche von Caroline Wallace

Ein Fundbüro der etwas anderen Art...

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Nicht mein Fall.. Martha ist naiv, William gruselig, Max ein Arsch und die Story total seltsam. Elisabeth und George sind aber top!

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren

Seit 16 Jahren lebt und arbeitet Martha im Fundbüro des Bahnhofs von Liverpool. Sie hat ihr ganzes Leben dort verbracht, seit sie als Findelkind – in einem Koffer – dort abgegeben wurde. Sechzehn Jahre lang hat Martha diese Geschichte geglaubt. Bis sie eines Tages einen Brief erhält, der ihre jetzige Welt gehörig ins Wanken bringt. Der anonyme Absender behauptet nämlich zu wissen, wer Martha wirklich ist. Zusammen mit Elisabeth, der netten Café-Besitzerin von nebenan, George, dem römischen Legionär und William, dem verschrobenen Streuner, macht sie sich auf die Suche nach ihrer wahren Identität; eine Geschichte die einige Überraschungen mit sich bringt.

Es hätte so schön werden können! Das Buch klang ein wenig nach „Die fabelhafte Welt der Amelié“. Es klang nach einzigartigen Charakteren, Verwicklungen, aber auch viel Gefühl; eben eine schöne und zuckersüße Geschichte für zwischendurch. Was habe ich bekommen? Einzigartige Charaktere? Das Wort seltsam trifft es wohl eher... Verwicklungen? Ja, die gab es durchaus. Wenn auch nicht äußerst überraschende. Viel Gefühl? Jein. Ich bin ganz ehrlich: Es war nicht so wie ich mir das vorgestellt habe; nicht so leicht und tralalala wie ich – ehrlich gesagt – gehofft hatte. Ernstere Themen, Identitätsfindung, Misshandlungen. Und das bei diesem märchen- und mädchenhaften Cover...

Fangen wir doch mal mit den Charakteren an, denn die sind – wie soll ich es am besten sagen – nicht gerade die absoluten Sympathie-Träger, finde ich. Da ist einmal Martha. Die süße, kleine, liebe Martha. Diese drei Worte beschreiben sie eigentlich schon zu hundert Prozent. Denn mehr war da nicht. Sie ist die überall beliebte, absolut nette und zuvorkommende, immer nur Gerechtigkeit im Sinn habende, in Kleidchen Pirouetten drehende Martha, die absolut NICHTS über die Welt außerhalb des Bahnhofs kennt. Denn sie hat, durch die kranke Indoktrinierung ihrer Mutter, die wahnwitzige Vorstellung, dass der Bahnhof, sobald sie sich nur einen Schritt davon wegbewegt, zusammenbrechen und alle Menschen unter sich begraben würde. Wahnvorstellungen? Martha doch nicht! (Ich meine, sie denkt auch, dass der Teufel zusammen mit den Ratten im Keller wohnt, aber das nur mal so am Rande...) Ja, jetzt werden die ersten bestimmt rufen: „Aber das denkt sie doch nur, weil ihre Mutter ihr das so eingeflößt hat!“ Also, erstens: Wie krank ist die Mutter? Zweitens: Im Ernst, wie krank ist die Mutter? Die gehört in die Klapse! Und drittens: Wieso glaubt Martha das alles? Sein wir doch mal ehrlich: Ich hab meinen Eltern als ich kleiner war auch nicht alles geglaubt was sie mir erzählt haben. Und auch wenn Martha nicht allzu viel Kontakt mit anderen Personen hat, haben ihr doch noch eine Menge sagen können, dass ihre Mutter gehörig einen an der Waffel hat, und sie ja nichts von dem glauben soll, was die ihr so erzählt. Und was macht Martha? Lässt sich weiterhin die Ohren mit so einem Müll vollsülzen, lässt sich demütigen, mies behandeln, und erträgt das alles nur mit einem Lächeln und einem müden Schulterzucken, von wegen „Ich kenne es ja nicht anders von ihr?“. Warum wehrt sie sich nicht? Als ob sie sich nicht gegen eine alte klapprige Frau behaupten könnte? WO sind die starken Frauen nur hin? Mir ist schon klar, dass das Buch in einer anderen Zeit spielt - 1970 – klar, damals war es anders als heute. Aber wieso konnte sich Martha nicht mal eine Scheibe von Elisabeth abschneiden, die mit ihrer toughen und unabhängigen Art, selbstständig und ziemlich erfolgreich ein Café leitet? Sie hat sich nichts sagen lassen; sie ließ sich nicht so einfach unterdrücken! Vielleicht reagiere ich auch über, aber ich kann so eine verweichlichtes Verhalten echt nicht ab! Sowas macht mich einfach immer wütend!! Genauso wie Marthas permanent dümmliche (man kann es einfach nicht anders ausdrücken!) und naive Art, was Max anging. Max, bei dem man schon 10 Kilometer gegen den Wind riecht, dass bei dem was faul ist. Und ALLE haben ihr gesagt, dass sie sich vor ihm in Acht nehmen soll. ALLE!!! AAAARGH... Wie mich so etwas nervt! Martha denkt aber natürlich nur an das gute im Menschen, sie hat ja schließlich NIE böse Gedanken und selbst als Max sie (Achtung: Spoiler!) vergewaltigen wollte, hat sie am Ende trotzdem (!!!) Mitleid mit ihm, weil es Max dann ja sooooo mies ging (Spoiler Ende). Ganz Ehrlich: Der Arsch hat es echt nicht anders verdient gehabt :D. Ich fand es auch echt zum Haare raufen, wie Martha immer wieder die Augen vor der Tatsache verschloss, dass George einfach bis über beide Ohren in sie verknallt war! Okay, klar, der Kerl hat auch definitiv nicht alle Schweinchen im Rennen (Warum legt er nie seine Legionärs-Uniform an? Schläft er in dem Ding? :D), aber wer hat das in diesem Buch schon? William ist auch noch so eine Nummer für sich. Ich fand ihn ehrlich gesagt nur total seltsam, vor allem sein verwirrendes Gerede über den Tod seiner Eltern hab ich bis zum Ende nicht ganz verstanden. Ich hab mich auch ein ganz klein wenig vor ihm gegruselt (und vor seiner Erscheinung geekelt) und konnte irgendwie gar nicht verstehen, warum Martha ihn und sein Auftreten am Bahnhof so faszinierend fand... Und was ich mich auch mehrmals gefragt habe: Wie wusste William einfach über ALLES immer so gut und so schnell Bescheid? Das wird mir echt auf ewig ein Rätsel bleiben... Die einzige die bei mir hundertprozentig punkten konnte war Elisabeth – naja und George, weil der so liebevoll schusselig war :D. Ich fand Elisabeths starkes Auftreten auf wiederholte Weise echt beneidenswert. Ich wäre in manchen Situationen auch echt gerne so schlagfertig wie sie :D.

Dadurch, dass mich Martha eigentlich permanent mit ihrer Art genervt hat, konnte die Geschichte an sich mich leider auch nichts so wirklich mitreißen. Die Sache mit dem Koffer und die Suche nach der verschwundenen Urne fand ich ganz nett, war aber für mich nur bedingt spannend und eher nur Nebensache. Interessanter fand ich zu erfahren, wer denn jetzt der anonyme Absender der Briefe ist und wie Marthas Mutter damit zusammenhängt. Die Auflösung dazu fand ich wirklich schön. Ich hatte zwar schon länger eine leise Vermutung im Hinterkopf, die sich dann bewahrheitete, aber im Großen und Ganzen hat mir der Schluss der Geschichte gut gefallen und mich etwas versöhnlicher gestimmt.

Fazit: Anders als erwartet. Nicht so tralalala und eher mit ernsteren Hintergedanken. Martha hat mich mich mit ihrer Art in den Wahnsinn getrieben und auch die anderen Charaktere konnten, außer Elisabeth und George, nicht punkten. Insgesamt ganz nett, aber leider leider nicht mehr.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks