Cover des Buches Alexandra Romanowa (ISBN: 9783492249409)
Bellis-Perenniss avatar
Rezension zu Alexandra Romanowa von Carolly Erickson

Alexandra Romanowa, geb. Alix von Hessen-Darmstadt, die letzte Zarin

von Bellis-Perennis vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Eine spannende Biographie, der letzten Zarin - authentisch erzählt

Rezension

Bellis-Perenniss avatar
Bellis-Perennisvor 7 Jahren
Die promovierte Historikerin Carolly Erickson entführt uns in das Zaristische Russland. Genauer gesagt in das Leben des letzten Zarenpaares, Nikolaus II. und Alexandra (Alix geborene Prinzessin von Hessen-Darmsadt).

Alix ist eine Enkelin von Englands Königin Victoria und ebenso dickköpfig und willensstark wie ihre berühmte Großmutter. Die junge Alix, setzt es sich in den Kopf, ihren Cousin Nikolaus „Nicky“ zu heiraten, obwohl sie einige andere Verehrer hat.
Warum sie sich in Nicky, der von seinen Zeitgenossen als „farblos“, „passiv“ und „nicht sehr intellektuell“ beschrieben wird, zum Ehemann auswählt, erschließt sich uns trotz vieler überlieferter Briefe nicht wirklich. „Wahre Liebe?“ Auch der Wechsel zur russisch-orthodoxen Kirche fällt Alix nicht leicht.

Die „Deutsche“ ist in Russland nicht gerne gesehen, obschon ständig deutsche Prinzessinnen in die Zarenfamilie einheiraten. Die Bewährungsprobe folgt bald. Als Zar Alexander III., stirbt, sind weder Sohn Nicky noch Schwiegertochter Alix auf die Regierungsgeschäfte vorbereitet. Sowohl Alexander als auch seine Gemahlin wussten um die Schwächen Nickys und hätten lieber Michael auf dem Thron gesehen. Doch auf Grund der Primogenitur, ist Nicky Zar. Der entscheidungsschwache Monarch ohne Machtinstinkt umgibt sich mit Ministern, die es ihm leicht machen, dem Müßiggang und dem Privatleben zu frönen.

Man schwelgt im Luxus und Alix findet Freude an der neu erworbenen Prachtentfaltung. Das macht die Zarin sowohl beim alten russischen Adel sowie beim einfachen Volk unbeliebt.
Als man sie subversiver Machenschaften und mangelnder Liebe zu Russland bezichtigt, stärkt ihr Nicky nicht in dem Maße den Rücken, wie es nötig wäre. Eigentlich sollte er auf den Tisch hauen und die Lästermäuler zum Verstummen bringen. Leider ist es seine eigene Mutter, die ständig gegen ihre Schwiegertochter intrigiert.
Alix arbeitet hart um ihre Anerkennung, die ihr immer wieder versagt wird. Dass sie außerdem nur vier Töchter zu Welt bringt, ist auch nicht hilfreich. Das Volk und die Aristokraten lehnen Alix immer stärker ab. Der Druck einen Sohn zu gebären wird übermächtig und deshalb fällt auf eine Reihe dubioser Wunderheiler herein, deren letzter Rasputin sein wird.

Endlich, nach langen Bangen und Hoffen, kommt 1904 der ersehnte Thronfolger zur Welt. Welch eine Katastrophe, dass Alexej die in der Englischen Königsfamilie häufig auftretende Bluterkrankheit geerbt hat.

Der Einfluss Rasputins auf die Zarin, das politische Ungeschick Nickys, der Erste Weltkrieg, der Russland irgendwie überraschend trifft sowie die verheerende wirtschaftliche Lage – das alles gärt lange unter der Oberfläche, bis es zur Explosion kommt.

Das Versagen des Zaren als Befehlshaber, falsche Ministerernennungen, unfähige Generäle, nicht oder kaum ausgebildete und ausgerüstete Soldaten sind die Fehler auf Nickys Seite. Doch Alix fatale Abhängigkeit von Rasputin, dem die Popularität zu Kopf gestiegen sein dürfte, ist der Brandbeschleuniger zum Untergang.
Zuerst wird Rasputin ermordet, dann brechen im März 1917 anarchistische Unruhen aus.
Die Revolutionäre zwingen den völlig hilflosen Zaren zum Abdanken. Man überlegt die Möglichkeit, nach England ins Asyl zu gehen. Doch dies wird von Alix Verwandtschaft aus politischem Kalkül abgelehnt.

Dann nimmt die Geschichte ihren bekannten Verlauf: Die Zarenfamilie wird im Juli 1918 von den Bolschwiken ermordet.

Meine Meinung:

Interessant sind die „Zustände“ von Alix. Ohne jetzt medizinisch besonders geschult zu sein, klingt das sehr nach Panikattacken und psychosomatischen Krankheitsbildern. Und dass sie zur Höchstform aufläuft, bevor alles den Bach hinuntergeht, ist auch eher in den klinische Bereich einzuordnen.

Auffallend ist die Parallele zu Marie Antoinettes Biografie, die ihr Leben unter der Guillotine verlor. Verschwenderisch und putzsüchtig, unbeliebt am Hofe und beim Volk. Das liest sich wie ein déjà-vu.
Alix allerdings versucht, im Gegensatz zu Marie Antoinette, durch unermüdlichen Einsatz, sei es bei der Krankenpflege oder bei der Organisation von Spitälern und Suppenküchen doch ein wenig Linderung den verarmten Massen zu verschaffen. Doch es ist zu spät! Die Revolution lässt sich auch 1917 nicht aufhalten, genauso wie in Frankreich 1789.

Das Buch ist faktenreich und dennoch leicht lesbar geschrieben. So mag ich das gerne, wenn ordentlich und penibel recherchiert wird. Die Autorin zitiert reichlich aus Briefen Alix‘ und ihrer Zeitgenossen.
Am Ende des Buches gibt es ausführliche Quellenangaben. Die Bilder der Zarenfamilie ergänzen dieses Buch.

Fazit:

Ein penibel recherchiertes Buch über das Leben von Alexandra Romanowa, der letzten Zarin. Gerne gebe ich 5 Sterne und empfehle das Buch weiter.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks