Schon auf den ersten Seiten ihres Romans "Spiegelbild im goldnen Auge" entwirft Carson McCullers ein Kammerspiel. Was dann folgt, erstaunt – denn zu ihrer Zeit war es ein literarisches Wagnis: unterdrückte Homosexualität, eine Frau, die ihre Sexualität selbstbestimmt lebt, ein gehemmter Voyeur, der wie ein Schatten durchs Geschehen gleitet, und ein philippinischer Hausdiener, der seine Herrin vergöttert. All das spielt sich auf einem abgelegenen amerikanischen Militärstützpunkt ab.
Bemerkenswert ist, dass McCullers diese Themen bereits 1940 aufgriff – in einer Zeit, in der Homosexualität kriminalisiert und weibliche selbstbestimmte Sexualität moralisch geächtet wurde.
Ihre Sprache ist kühl, zurückhaltend und elliptisch – heute klar verständlich, damals sicher verdeckter.
Sehr lesenswert!