Cover des Buches Die letzte Praline (ISBN: 9783866123359)
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Rezension zu Die letzte Praline von Carsten Sebastian Henn

Eine köstliche Versuchung ...

von RitaLeseviel vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Professor Dr. Dr. Bietigheim ist und bleibt eine Versuchung der besonderen Art.

Rezension

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RitaLesevielvor 10 Jahren

So war das nicht geplant. Erst trifft Prof. Dr. Dr. Bietigheim mit eineinhalb Stunden Verspätung in Brügge ein, wo er als Chefjuror die Weltmeisterschaft der Chocolatiers leiten soll und dann wird er auch noch von völlig fremden Menschen mit Namen begrüßt, umarmt und geküsst. Ein wenig viel für den korrekten und distinguierten Professor und seinen treuen Begleiter Benno von Saber, einem Terrier edelsten Geblüts mit einem langen Stammbaum und in den Augen des Professors hervorragenden Benehmen. Doch der nächste Tag hält Überraschungen für den Inhaber des einzigen Lehrstuhls für Kulinaristik bereit. Die amtierende Chocofee der Weltmeisterschaft erscheint nicht und wird stattdessen sehr abgekühlt und tot als Schokoladenskulptur gefunden. Gott sei Dank sind mit dem Professor und Benno von Saber die besten Spürnasen vor Ort. Die Weltmeisterschaft startet trotz aller Vorkommnisse. Bietigheim ermittelt und muss aufpassen nicht nur wegen der Weltmeisterschaft Teilnehmer und deren Gebaren ständig abgelenkt zu werden, denn eine Frau, welche die „fleischgewordene Schokoladengeschichte“ verkörpert, stellt für ihn mehr als nur eine süße Versuchung dar.

Eine Schale gefüllt mit leckeren Pralinen, darüber eine auf einer Schokoladengabel aufgespießte weibliche Schokoladenprinzessin zieren das Buchcover, welches in harmlosen Rosatönen gehalten ist. Da läuft nicht nur Benno von Saber das Wasser im Mund … Maul zusammen.

Momentan lese ich Bücher, die alle mit einem Warnhinweis versehen wurden, oder versehen werden sollten. Hier also mein persönlicher Warnhinweis: Lesen Sie dieses Buch ausschließlich in tiefer Abgeschiedenheit, ohne Nähe zu jeglicher Zivilisation und vor allem ohne die Möglichkeit einkaufen gehen zu können, da Sie ansonsten Gefahr laufen zum Schokoholic zu werden. Der Genuss des Romans ist nur vertretbar, wenn Ihr zeitgleich Hochleistungssportler und ein schlechter Futterverwerter sind.

Aber von vorne. „Wo sie sind, passiert früher oder später ein Mord.“ Treffender kann man es nicht ausdrücken, wenn Prof. Dr. Dr. Bietigheim wieder ungewollt in einen kulinarischen Kriminalfall verwickelt wird. An seiner Seite, wie bereits in den vorangegangenen Krimis, sein Hund Benno von Saber und sein getreuer Bodyguard, Chauffeur und Mädchen für alles, Pit Kossitzke:

„ … Ich passe auf Sie auf, einer muss den Job ja machen. Ich bin Ihr Schutzengel.“ „Sind diese nicht üblicherweise mit Flügeln und Heiligenschein ausgestattet?“ „Ich bin eine Weiterentwicklung, Schutzengel 2.0. Mit vielen Special Features.“ „Welchen denn? Einem ausklappbaren Flaschenöffner an der Hüfte?“

Zusammen sind sie in der Lage die seltsamen Vorkommnisse miteinander zu verbinden und der Lösung auf die Spur zu kommen.

Wie immer versorgt Autor Carsten Henn seine Leser nicht ausschließlich mit einem wunderbaren Kriminalroman, sondern einmal mehr mit interessanten Hintergrundinformationen zum Thema Schokolade und Pralinen. Wissen, welches Henn quasi im Vorbeigehen vermittelt, was aber den Nachteil hat, dass das omnipräsente Lebensmittel eine gewisse anregende Wirkung auf den Appetit hat. Ich bitte daher nochmal den Warnhinweis zu beachten …

Wer Brügge bisher noch nicht kennt, der erhält durch den Roman einen sehr schönen Einblick in diese mit Geschichte gespickte Stadt und ihre Bewohner. Apropos Bewohner. Carsten Henn lässt auch in diesem Krimi wieder ein Feuerwerk an Figuren auf den Leser los, die niemals blass wirken, sondern sich köstlich in das Gesamtbild hineinfügen. Dazu seine leichter beschwingter Schreibstil, dem es nicht an Spannung fehlt, haben mich das Buch in kürzester Zeit verschlingen lassen.

Wenden wir uns nun dem bereits angedeuteten Thema Humor zu. Davon gibt es in einem Henn´schen Krimi immer ausreichend, bei einem Bietigheim-Krimi noch mehr. Eigentlich ist es schon sehr schwierig, das permanente debile Grinsen beim Lesen aus dem Gesicht zu bekommen.

„Ich habe Sie mal irgendwo gesehen – da waren Sie aber viel netter.“ „Das kann nicht sein. Ich bin nicht nett. Ich bin Gelehrter!“

„Ich nenne Ihnen gleich fünf hervorragende Gründe: 1. Schokolade befriedigt sogar wenn sie weich geworden ist. 2. Keiner beschwert sich, wenn du zu fest auf die Nüsse beißt. 3. Bei Schokolade ist die Größe egal. 4. Du kannst sie an allen Tagen des Monats haben. Und 5. Beim Genuss von Schokolade bekommt man keine Haare in den Mund.“

Soviel zum Fachwissen zum Thema Schokolade einer Hildegard zu Trömmsen, der heimlichen Liebe des Professors, die selbstverständlich auch in diesem Roman mit von der Partie ist und den Professor nicht nur einmal in arge Bedrängnis bringt und das nicht nur durch ihr Geschenk, dem neuen Iphel5.

Abschließende Beurteilung? Ich bin und bleibe ein Bietigheim Fan und freue mich auf den nächsten Fall, der sich mit eher Hochprozentigem beschäftigen und bei dem Pit wohl zu sportlichen Höchstleistungen auflaufen wird.

Leseempfehlung? Ja, ja und nochmals ja.

Für wen? Ach, lest es doch einfach, dann werdet ihr es wissen.

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