Catalin Dorian Florescu

 4 Sterne bei 166 Bewertungen

Lebenslauf

Catalin Dorian Florescu wurde am 27. August 1967 in Timișoara, Rumänien geboren. Im Alter von neun Jahren reiste er gemeinsam mit seinem Vater nach Italien und Amerika aus, kehrte aber acht Monate wieder zurück. Im Sommer 1982 floh er mit seinen Eltern in den Westen und wohnt seitdem in Zürich; mittlerweile ist er Schweizer Bürger. Florescu studierte Psychologie und Psychopathologie an der Universität Zürich und arbeitete anschließend als Psychotherapeut in einem Rehabilitionszentrum für Drogenabhängige. Seit 2001 ist er freier Schriftsteller und veröffentlichte sein Debüt »Wunderzeit«.

Alle Bücher von Catalin Dorian Florescu

Cover des Buches Jacob beschließt zu lieben (ISBN: 9783423141802)

Jacob beschließt zu lieben

 (62)
Erschienen am 01.11.2012
Cover des Buches Der Mann, der das Glück bringt (ISBN: 9783423146210)

Der Mann, der das Glück bringt

 (47)
Erschienen am 09.02.2018
Cover des Buches Zaira (ISBN: 9783406698897)

Zaira

 (23)
Erschienen am 27.05.2016
Cover des Buches Der blinde Masseur (ISBN: 9783492254830)

Der blinde Masseur

 (17)
Erschienen am 01.09.2009
Cover des Buches Der Feuerturm (ISBN: 9783406781483)

Der Feuerturm

 (7)
Erschienen am 17.02.2022
Cover des Buches Wunderzeit (ISBN: 9783423143219)

Wunderzeit

 (5)
Erschienen am 01.07.2014
Cover des Buches Der Nabel der Welt (ISBN: 9783406712517)

Der Nabel der Welt

 (2)
Erschienen am 19.09.2017

Neue Rezensionen zu Catalin Dorian Florescu

Cover des Buches Der Feuerturm (ISBN: 9783406781483)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Der Feuerturm" von Catalin Dorian Florescu

Nationalismus, Liberalismus, Faschismus und Kommunismus, wechselnde Regierungen, Katastrophen, Kriege
Gwhynwhyfarvor einem Jahr

Der Anfang: «Der Wald umschloss die kleine Stadt wie eine Faust. Ob es die Hand Gottes war oder die des Teufels, wusste niemand so genau. Wenn die Bewohner wieder einmal unsicher waren, bauten sie eine weitere Kirche aus dem Holz des Waldes, der großzügig ihren Glauben stützte. Sie schmückten sie mit Ikonen, weihten sie und fühlten sich beschützt, für eine Weile.

Es war Eichenholz, hart und belastbar, aus dem hier fast alles bestand: die Palisaden der Festung, die auf einem Plateau über dem Fluss Dâmboviţa thronte, der Belag der Uliţa Mare, der einzigen Gasse, die diesen Namen überhaupt verdiente; die Dachschindeln der schäbigen Häuser, wenn man sich so etwas leisten konnte – ansonsten reichte auch Schilf –, die Wiegen der Neugeborenen und die Särge der Toten.»


Als er 1892 errichtet wird, ist der Feuerturm von Bukarest das höchste Gebäude der Stadt. Der Ich-Erzähler, Victor Stoica, gehört zu einer Familie, die seit Generationen Feuerwehrmänner stellt und in der Nähe vom Turm lebt. Er ist der Erste, der mit dieser Tradition bricht, Geschichte studiert. Victor, Opfer der Diktatur, der denunziert wird und für zehn Jahre in Foltergefängnisse und Straflager verurteilt wird, verraten vom besten Freund, der nun beim Geheimdienst Securitate arbeitet. Und auch der Bruder fällt ihm vor Gericht in den Rücken. Nach dem Gefangenen-Martyrium erlebt Victor 1989 den Volksaufstand, hofft nun auf Freiheit und ein besseres Leben. Der historische Roman fasst gut recherchiert ein Jahrhundert zusammen, Nationalismus, Liberalismus, Faschismus und Kommunismus, wechselnde Regierungen und Katastrophen, Kriege – ein Bild von der Vielvölkermetropole Bukarest um 1900 beginnend, mit dem Untergang der jüdischen Gemeinde bis zur Beendigung der Diktatur durch Ceausescu («goldene Zeit der Denunzianten»). Ein Familienroman, die Stoicas, fünf Generationen Bukarester Feuerwehrleute, eine Geschichte, die von Freundschaft, Verrat und Liebe handelt. Die Geschichte Rumäniens.


«Feuerwehrmann zu sein, ist ein ehrenwerter Beruf … Aber wir sind auch Soldaten, und wenn man uns

etwas befiehlt, gehorchen wir.»


Ein spannender Anfang über die Siedlung, aus der eine Metropole entstehen wird, weiter in den Jahrhunderten, hinübergehend zur Familie der Feuerwehrmänner. So sehr der Anfang reizt, sich mit der Familie die Tonalität sich wandelt, muss ich zusammenfassend sagen: Ich habe mich durch den Roman durchgekaut, immer mal wieder quergelesen. Es geht kreuz und quer zwischen den Generationen und man verliert schnell den Überblick. Victor Stoica bricht aus zwei Gründen mit der Familientradition: Feuerwehrmann zu sein ist nicht sein Traumberuf, noch weniger kann er sich damit identifizieren, zu gehorchen. Im Gefängnis sitzend denkt er zurück an seine Ahnen.


«Wir haben früh gelernt, bei Carol II., bei Antonescu, vielleicht noch früher, bei den Großgrundbesitzern, den Osmanen, den Russen, den Habsburgern, den Ungarn, wie wertvoll es ist zu schweigen. Es rettet Leben, in erster Linie das eigene. Sich zu ducken, in die Wälder zu flüchten, sich unsichtbar machen, klagen, ohne sich aufzulehnen, sich mit teuflischen Verhältnissen zu arrangieren, das hat dafür gesorgt, dass wir zwar erobert, aber nicht ausgelöscht wurden.»


Ein Ururgroßvater, der glaubt, im Alleingang die Stadt gerettet zu haben, die Urgroßmütter Ecaterina und Agape mit großen Herzen, nehmen streunde Kinder auf und verstecken Menschen, Militärdiktatur und Judenverfolgung unter Antonescu – die Männer funktionieren, erledigen das, was der Staat befielt. Der Umbau Bukarests mit Monumentalbauten und Hochhäusern unter Ceausescu («mit den Kommunisten verschwand auch der Charme»), die starke Religiosität und Heiligenverehrungen der Frauenfiguren, die vielen Kirchen; Bericht aus den Gefängnissen, aus den Folterkellern – rumänische Geschichte pur. Mit viel Humor straffen Anekdoten Historisches zusammen. Die Komik versiegt unter der Diktatur wie das Essen im Kochtopf – geduckt schleicht man durch die Gassen, um nicht aufzufallen. Folter und Gefängnis trifft die, die zu laut denken. Andere finden Gefallen an der Macht der Unterdrücker. Es gibt stimmungsvolle Augenblicke, wunderbare literarische Szenen, Ungesagtes, versteckt hinter Offensichtlichem, das reizt – aber insgesamt konnte der Roman mich nicht packen. Momente, die mich als Leserin hineinfallen lassen, um dann wieder herauskatapultiert zu werden – Interessantes, Historisches auf jeden Fall. Alles in allem wird mir zu sehr gesprungen in den Zeiten; Erinnerungen hier und da, anekdotenhaft präsentiert – der Fluss der Geschichte hat mir hier gefehlt. Rumänische Sätze ohne Übersetzung – ein spärliches Glossar  – waren auch nicht hilfreich. Historisch interessant, die Geschichte Rumäniens zu begreifen; im Lesefluss recht mühsam.


«Mochten Armeen gekommen sein und die Stadt zermalmt haben, mochten Flugzeuge am Himmel aufgetaucht sein und sie in eine Kraterlandschaft verwandelt haben, mochten Rotarmisten oder Grünhemden sie terrorisiert haben, mögen die Kommunisten Bukarest verunstaltet haben, möge der Mensch vor Hunger und Unglück kriechen, der Turm würde alles stumm und gelassen erdulden. Denn alles schien ein Verfallsdatum zu haben, nur er nicht.» 



Catalin Dorian Florescu ist 1967 in Rumänien geboren und hat seine Kindheit in der kommunistischen Diktatur verbracht. 1982 schaffte es die Familie, sich in den Westen abzusetzen. Seitdem wohnt der Autor in Zürich, wo er Psychologie studierte. Für mehrere Jahre arbeitete er im Bereich der Drogenabhängigkeit und ließ sich in Gestalttherapie ausbilden. Seit Dezember 2001 lebt er als freier Schriftsteller. Im Jahr 2019 war er als «literarischer Matrose» auf der Donau unterwegs. Seit einem Jahr arbeitet er wieder therapeutisch. Er hat u.a. sieben Romane geschrieben – eine Auswahl: «Wunderzeit», «Zaira», «Jacob beschließt zu lieben», «Der Mann, der das Glück bringt», bis auf das Erste alle im Verlag C.H.Beck. Wichtigste Literaturpreise: Schweizer Buchpreis 2011, Anna Seghers-, Josef von Eichendorff- und Andreas Gryphius-Literaturpreis. In Rumänien wurde ihm die Kavaliersmedaille für kulturelle Verdienste verliehen.


Cover des Buches Der Feuerturm (ISBN: 9783406781483)
Mira20s avatar

Rezension zu "Der Feuerturm" von Catalin Dorian Florescu

Von der Kunst eine Geschichte zu erzählen!
Mira20vor 2 Jahren

Wer in Florescus Bücher eintauchen will, der sollte sich auch Zeit geben, den Personenkreis rund um seine Schauplätze kennenzulernen. Auch sollte man sich nicht vom Umfang der rund 350 Seiten täuschen lassen. Der Roman ist sehr dicht geschrieben und umfasst fast 100 Jahre Bukarester Geschichte. Aber wer schon Romane von ihm gelesen hat, weiss, es lohnt sich!

Dieses Buch ist eine gelungene Mischung aus historischen wichtigen Schlüsselmomente und einer eindrücklich komponierten Familiengeschichte. Familienmitglieder, die den Leser begleiten, faszinieren und auch berühren, gehören der Dynastie der Familie Stoica an.

Bukarest und Rumänien hatten bisher für mich nur einen entfernten Klang. Ein Ostblockstaat, der lange komplett vom Westen abgeriegelt war und heute irgendwie immer noch sehr fern ist. Nach dieser Lektüre möchte man Bukarest besuchen und betrachtet auch das Land mit anderen Augen.

Der Feuerturm ist das Symbol einer geschichtsträchtigen Zeit der Metropole Bukarest. Dort lebt die Familie Stoica seit 5 Generationen. Der ICH- Erzähler, Victor Stoica ist der jüngste dieser Feuerwehrfamilie und der erste, der nicht Feuerwehrmann wird. Er blickt zurück auf eine reichbefrachtete und traditionelle rumänische Familiengeschichte.

Ganz Anfang steht der neu erbaute Feuerturm in Bukarest! Lange ist er auch das höchste Gebäude in der Stadt. Aufsehenerregend und markant prägt er das Stadtbild! Von ihm aus werden frühzeitig Brandherde gesichtet und manche Katastrophen verhindert. Seine Kommandanten gelten oft als Helden und so ist die Familie Stoica sehr angesehen und auch bekannt! Sie nehmen eine lange Zeit eine wichtige Funktion innerhalb der Gesellschaft ein.

Und obwohl der Autor immer von der Familie Stoica erzählt, erlebt der Leser eine ganzes Jahrhundert Geschichte der Metropole Bukarest. Könige werden gekrönt und sterben. Kriege gekämpft, die Seiten gewechselt, die kommunistische Diktatur errichtet und der berüchtigte Geheimdienst gegründet.

Florescu hat eine unglaubliche Erzählkraft. Man hört die Erzählstimme und lauscht ihr. Man schweift ab und findet wieder zurück – genauso wie auch an Familientische Geschichten erzählt werden. Ich habe den Autor schon an einer Lesung erlebt und war damals  begeistert von seiner Art, eine Geschichte zu ergänzen oder ihre Entstehung zu erläutern. Diese Weise, eine unglaubliche Begeisterung für eine Geschichte zu verbreiten, schafft er auch schriftlich festzuhalten.

Fazit:

Dieser Roman klingt. Man lauscht der Erzählmelodie. Man muss verwinkelte Geschichten mögen und sich auf das Abschweifen einlassen können. Die Lektüre braucht eine gewisse Konzentration und auch längere Lesezeiten am Stück tun der Stimmung im Buch gut.

Das Lesen dieses Buches hat richtig Freude gemacht.

Cover des Buches Der Mann, der das Glück bringt (ISBN: 9783406691126)
mabo63s avatar

Rezension zu "Der Mann, der das Glück bringt" von Catalin Dorian Florescu

Grandiose Erzählkunst
mabo63vor 2 Jahren

Zwei Lebensgeschichten aus zwei total verschiedenen Orten miteinander verwoben. Das Donaudelta und New York, wunderbar erzählt von Catalin Dorian Florescu. Der Mann der das Glück bringt. Gibt es einen schöneren Titel?!

Sehr schön geschriebenes Buch. In einer Weite und Vielfallt erzählt die seinesgleichen sucht. Kann ich nur weiterempfehlen.

Gespräche aus der Community

Eine Reise zwischen dem Donaudelta und New York

Mit seinem neuesten Roman "Der Mann, der das Glück bringt" ist dem preisgekrönten Schriftsteller Catalin Dorian Florescu eine zugleich bewegende und spannende Geschichte um Auswanderung und Neuanfang in einer fremden Welt gelungen. Mit den beiden Erzählern Ray und Elena reist der Leser vom Donaudelta bis nach New York und lässt das 20. Jahrhundert Revue passieren. "Der Mann, der das Glück bringt" ist ein wahrhaft literarisches Abenteuer!

Zum Inhalt
Ray und Elena lernen sich in einer dramatischen Nacht in New York kennen. Sie ist eine Fischerstochter aus dem Donaudelta, er ein erfolgloser Künstler, der noch an den Durchbruch glaubt. Sie muss die Asche ihrer Mutter nach Amerika bringen, er will erreichen, was sein Großvater für sich erhoffte. Ihre geheimnisvollen Lebenswege finden in jenem Augenblick zusammen, als sie sich entscheiden können, einander erzählend zu vertrauen. Ihre Familiengeschichten führen den Leser in die Welt New Yorks vor hundert Jahren und in das magische Universum des Donaudeltas.
In seinem spannenden, an Fabulierlust und Überraschungen reichen Roman, der von 1899 bis in die Gegenwart reicht, lässt Catalin Dorian Florescu zwei Erzählstimmen abwechselnd zu Wort kommen. So entsteht das Bild eines fantastischen und harten Jahrhunderts zwischen dem Schwarzen Meer und der amerikanischen Metropole. Ein Roman voller Tragik und Komik, der gleichzeitig eine literarische Reverenz an die Fähigkeit des Menschen ist, sein Glück zu suchen, zu überleben und allen Widrigkeiten zum Trotz zu lieben.


Leseprobe

Zum Autor
Catalin Dorian Florescu, geboren 1967 in Timisoara in Rumänien, lebt als freier Schriftsteller in Zürich. Er veröffentlichte die Romane "Wunderzeit" (2001), "Der kurze Weg nach Hause" (2002) und "Der blinde Masseur" (2006). Er erhielt zahlreiche Preise – u. a. den Anna Seghers-Preis und 2011 den Schweizer Buchpreis. Im Jahr 2012 wurde er mit dem Josef von Eichendorff- Literaturpreis für sein Gesamtwerk geehrt. Für das Manuskript des neuen Romans erhielt er das Werkjahr der Stadt Zürich.

Wenn ihr mehr über die Hintergründe zum Roman erfahren möchtet, dürft ihr dieses schöne Interview mit Catalin Dorian Florescu nicht verpassen!

Möchtet ihr zusammen mit Ray und Elena dieses literarische Abenteuer erleben? Wenn ihr durch das 20. Jahrhundert reisen, und euch darüber im Rahmen einer Leserunde austauschen und im Anschluss eine Rezension schreiben möchtet, dann bewerbt euch über den blauen "Jetzt bewerben"-Button* bis zum 17.02. für eins der 25 Exemplare von "Der Mann, der das Glück bringt", die wir zusammen mit C.H.Beck verlosen. Ihr müsst nur auf folgende Frage antworten:

"Der Mann, der das Glück bringt" ist auch eine Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Welches ist aus eurer Sicht das größte Ereignis des 20. Jahrhunderts? Und warum?


Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten!

Viel Glück!

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* Im Gewinnfall verpflichtet ihr euch zur zeitnahen und aktiven Teilnahme am Austausch in allen Leseabschnitten der Leserunde innerhalb von vier Wochen nach Erhalt des Buches sowie zum Schreiben einer Rezension, nachdem ihr das Buch gelesen habt. Bestenfalls solltet ihr vor eurer Bewerbung für eine Leserunde schon mindestens eine Rezension auf LovelyBooks veröffentlicht haben. Bitte beachtet, dass wir Gewinne nur innerhalb Europas und nur einmal pro Haushalt verschicken.
745 BeiträgeVerlosung beendet
abas avatar
Letzter Beitrag von  abavor 8 Jahren
Ich möchte mich bei euch allen für die tolle Leserunde bedanken! Bis zum nächsten Mal!

Zusätzliche Informationen

Catalin Dorian Florescu wurde am 27. August 1967 in Timișoara (Rumänien) geboren.

Catalin Dorian Florescu im Netz:

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