Cover des Buches Der Mann, der das Glück bringt (ISBN: 9783406691126)
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Rezension zu Der Mann, der das Glück bringt von Catalin Dorian Florescu

Ein intensives Jahrhundert

von Magena vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein intensiver, sprachgewaltiger Roman der fesselt und entführt - ein sprachliches Meisterwerk, was gegen Ende jedoch leider schwächelt.

Rezension

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Magenavor 8 Jahren
Ein ganzes Jahrhundert in einem Roman. Catalin Dorian Florescu zeigt uns das New York zur Jahrhundertwende. Das New York der armen Menschen, das New York von Rays Großvater. Ein Junge ohne Eltern, ohne ein zu Hause. Einfühlsam, poetisch und doch mit aller Härte lernen wir das Leben im Ghetto von New York kennen. In einem zweiten Erzählstrang erzählt uns Elena vom ebenfalls entbehrungsreichen Leben ihrer Mutter im Donaudelta Rumäniens in einer Zeit zwischen den beiden Weltkriegen Europa. Doch von den politischen Dramen ist im magischen, verträumten und langsamen Donaudelta nichts zu spüren. Ganz allein auf sich gestellt leben hier die Menschen im Einklang mit dem Fluss. Nur die Schlagzeilen in den Zeitungen bieten ein Fenster hinaus zur Welt. Fast wie ein roter Faden ziehen sich die in den Erzählungen genannten Zeitungs-Schlagzeilen sowohl in New York, als auch im Donaudelta und bieten nicht nur den Protagonisten ein Fenster in die Welt, sondern auch dem Leser eine zeitliche Orientierungshilfe im 20. Jahrhundert.

Der Roman ist sprachgewaltig, poetisch und intensiv. Ein sprachliches Meisterwerk! Auch die Handlung ist geschickt gestrickt und fesselt den Leser. Anfangs stiften die zwei verschiedenen Erzählstränge kurzzeitig Verwirrung, und auch die Betitlung der Protagonisten als Großvater und Mutter ist anfangs erst etwas gewöhnungsbedürftig. Doch durch Florescus kunstvolle Sprache ist man schnell im Roman gefangen und mag es nicht mehr beiseite lesen. Gleichsam ist es eine ruhige, langsame Erzählung.

Die Charakterzeichnung des Großvaters ist sehr gut gelungen und gebannt hing ich an seinen Fersen, blasser dagegen erscheint Elenas Mutter im Donaudelta. Und auch mit Elena selber, die wir im letzten Teil der Geschichte noch kennenlernen werde ich nicht warm.

Auf den letzten 100 Seiten sind wir in der Gegenwart und die bisherige Magie des Buches geht verloren. Intensiv und detailreich lernen wir hier nun das New York nach der Jahrtausendwende kennen, doch es will nicht die gleiche Magie wie zum Beginn entstehen. Und so kann ich diesem sonst so starken, intensiven Roman leider nur 4 Sterne geben.

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