Rezension zu "Dunkle Zeichen" von Cate Tiernan
Ich glaube es kam selten eine Bücherreihe, die ich schneller gelesen habe und zu der ich eher widerspenstig stehe, als Das Buch der Schatten von Cate Tiernan. Bisher habe ich vier Bücher gelesen, die stellenweise immer mehr nachgelassen haben, vom Potenzial her, von der Entwicklung, allen vorran aber von der Spannung her. Ich musste mich damit abfinden, dass das Buch sich grundsätzlich lang zog und das ich am Ende immer meine Finger mehr um das Buch krampfte, weil ich kaum erwarten konnte, den Ausgang zu erfahren. Und dieser Moment hält kurz an und dann ist das Buch vorbei. Schade.
Ich habe mich auf jeden Folgeband gefreut, aber ich bin immer mit gemischten Gefühlen ans Lesen herangegangen. So auch an Band fünf. Und wieder einmal hat mich mein Gefühl nicht überrascht.
In "Dunkle Zeichen" muss sich nicht nur Morgan mit einem gebrochenem Herzen und dem damit verbundenen Verrat ihrer großen Liebe Cal auseinandersetzen, sondern auch der Leser. Ich persönlich hätte den Verlauf der Geschichte niemals für möglich gehalten - umso geschockter war ich Cal's wahres Gesicht erleben zu müssen. Er kam mir immer so zärtlich, so mitfühlend und aufrichtig vor und er gehört für mich zu Morgan wie der Schnee zum Winter und die Sonne im Sommer. Es war eine herbe Überraschung an die ich mich erst einmal gewöhnen musste, denn es passiert mir selten, dass ich mich an eine auf den ersten Blick gute Person gewöhne und dann feststellen darf, dass sie jeglicher Norm widerspricht.
Deshalb konnte ich Morgans Gefühle auch verdammt gut nachvollziehen. Ich habe mit ihr gelitten und versucht ihren weiteren Weg einschätzen zu können, aber sie hat mich vollkommen überrascht. Ihre Naivität hat mich wirklich sehr stark aufgeregt. Man hätte ihr leicht ein U für ein O vormachen können und sie hätte es geglaubt. Dabei ist sie doch eigentlich nicht so blauäugig. Na ja, zumindest nicht immer. Dass sie zunächst nicht glauben wollte, dass Cal ihr Böses will, kann ich schon nachvollziehen. Immerhin liebt sie ihn und auch er liebt sie auf eine merkwürdig verdrehte Weise.
In diese Meinung eine kurze Inhaltszusammenfassung zu packen, ist recht schwierig, weil das Buch immer noch kein Grundgerüst aufgebaut hat. Es geht immer nur um Morgans Gefühle und um das, was sich darum herum entwickelt. Sie hat kein klares Ziel, die Dinge passieren einfach - wie in einer Fernsehserie.
Sehr gut gefallen haben mir Hunter und Sky. Nachdem ich sie zunächst absolut nicht mochte, weil ich ihr wahres Wesen nicht verstanden habe, sind sie mir in diesem Buch schon deutlicher ans Herz gewachsen. Vorallem Hunter, der einen guten Kern hat, aber dennoch einen Job erfüllen muss, der ihm wehtut. Er will Buße tun für einen Tod, den er gar nicht zu verantworten hat. Er ist grundlegend loyal. Durch die Einträge in das Buch der Schatten, erfährt man viel von ihm und nicht nur das, was er zeigen will. Es war auf erfreuliche Weise anders einen Charakter völlig neu zu entdecken.
In der Kurzbeschreibung heißt es, dass Morgan viel dunkles erleben wird und die Dunkelheit ist auch spürbar, aber irgendwie habe ich mir etwas furchtbares vorgestelt, etwas erschreckenders als es dann letztenlich war.
Schlussendlich wird es in dieser Reihe noch ein paar Bücher geben und natürlich werde ich auch diese lesen, aber meine Lieblingsbuchreihe wird es wohl nie werden, dafür ist sie zu wechselhaft. Aber irgendwie macht genau das den Reiz aus, dass ich wissen möchte, wie es weitergeht. Kann man das nachvollziehen?^^
Fazit:
"Dunkle Zeichen" ist seinem Namen nur ansatzweise gerecht geworden. Morgan muss sich viel mit dem Verrat ihrer großen Liebe beschäftigen, aber es gelingt ihr ausgesprochen gut. Ihre Gefühle sind nachvollziehbar und echt, aber ihre Entwicklung kam mir schon etwas komisch vor.
Was mich an diesem Buch mehr begeistert hat als an den anderen Büchern, war, dass ich mich als Leserin völlig umorientieren musste. Was Gut ist, kann auch Böse sein und Licht und Schatten liegen doch näher beieinander. Schon erfrischend, nachdem ich es sonst nur kenne, dass alles exakt auf das vorhersehbare Happy End hinausläuft. Alles ist offen und ungewiss.