Um das Pferd einmal von hinten aufzuzäumen, das Wichtigste zuerst:
Catherine Bissegger ist bei ihrem Erstlingsroman ein richtig guter Krimi gelungen. Allerdings reicht es für mich nicht ganz für die Höchstbewertung, aber der Reihe nach:
Zuallererst fallen Äußerlichkeiten auf. Covergestaltung, Bindung und Satz lassen ein Produkt aus der boomende Sparte der Selbstverlage erwarten. Weit gefehlt, das Buch ist in einem kleinen, aber durchaus arrivierten Regionalverlag aus Zürich erschienen.
Angaben zum Inhalt sind kaum möglich, ohne zu spoilern. Nur soviel (aus dem Klappentext): Die Kommissare Nadine Santi und Yves Harder von der Züricher Kriminalpolizei werden zu einem Brandfall nach Küsnacht gerufen. In einem bis auf die Grundmauern niedergebrannten Haus wurden eine männliche und eine weibliche Leiche gefunden. Schnell ist klar, dass es sich nicht um einen Unfall handelt und die männliche Leiche ist rasch als Hausherr identifiziert. Doch wer ist das weibliche Opfer? Erst Wochen später, als ein renommierter Wirtschaftsanwalt aus Zürich seine Ehefrau als vermisst meldet, nehmen die Ermittlungen Fahrt auf.
Die Geschichte ist durchaus spannend erzählt, wenn auch das Tempo, selbst für einen cosy-Krimi, sehr überschaubar ist. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, weil die Autorin aus der Schweiz kommt und die Geschichte auch dort angesiedelt ist „g“. Für einen cosy-Krimi fehlt mit aber trotzdem etwas an Lokalkolorit. Obwohl die Handlung am Zürichsee, einem der schönsten Flecken der Schweiz, angesiedelt ist und Küsnacht, spätestens seit Schiller, auch mit einer gewissen historischen Seite aufwarten kann, bleiben Handlungsort und Kulisse eher blass, da hätte man mehr draus machen kann. Dafür sind die beiden Protagonisten lebendig, bunt und sympathisch gezeichnet – mit diesem Duo fiebert man gerne mit. Die Auflösung ist nachvollziehbar und gut vorbereitet. Darüber hinaus gefällt mit besonders, dass die Geschichte (fast) ganz ohne Blut und Gewalt auskommt.
Etwas gestört haben mich aber die ständig wechselnden Zeit- und damit einhergehenden Handlungsebenen. Das behindert für mich den Lesefluss und von der Bedeutung dieses Stilmittels für den Fortgang der Geschichte bin ich nicht völlig überzeugt. Das hätte man auch „mundgerechter“ servieren können.
Deshalb erreicht dieser insgesamt sehr gelungene Krimi bei mir 4*