Cover des Buches Die Quelle (ISBN: 9783596030606)
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Rezension zu Die Quelle von Catherine Chanter

Ein verdammtes Paradies

von Betsy vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Leider ein wenig mitreißender Erzählstil, eine Hauptfigur die einem nicht wirklich sympathisch wird und einer anderen Handlung als erwartet.

Rezension

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Betsyvor 7 Jahren
Es sollte ein neuer Anfang werden für Ruth und Mark, als sie ein Anwesen auf dem Land kaufen, dass „Die Quelle“ genannt wird, da es von einer unterirdischen Quelle gespeist wird. Angesichts einer seit längerem anhaltenden Dürreperiode im ganzen Land definitiv kein Nachteil. Als jedoch nach und nach die Dürre anhält und nur „Die Quelle“ weiterhin blüht und gedeiht, weil es nur dort auch immer noch regnet, sehen sie sich bald Anfeindungen gegenüber und mehr und mehr geraten sie in die Isolation. Gefangen auf ihrem eigenen Grundstück, findet Ruth schließlich Anschluss an die Schwestern der Rose, die durch Ruths Tochter eine einstweilige Heimat auf ihrem Grundstück gefunden haben. Langsam verliert sich Ruth immer mehr in dieser Glaubensgemeinschaft und entfernt sich von Mark und allen anderen. Die Geshichte findet ihren traurigen Höhepunkt als ihr Enkel Lucien plötzlich verschwindet.

Ein Buch, das mich vom Klappentext sehr angesprochen hat, allerdings inhaltlich dann ganz andere Schwerpunkte setzt als gedacht und immer mehr zu einer Sektengeschichte verkommt, wohingegen die Quelle und die Dramatik der Dürre irgendwie immer unwirklicher wird und mehr den passenden Hintergrund zu Ruth und ihren Glaubensschwestern bildet.

Was das Ganze noch etwas schwieriger macht ist der extrem unspektakuläre Erzählstil, der zu Beginn auch etwas gewöhnungsbedürftig ist, da man sich in der Gegenwart befindet in der Ruth unter Hausarrest in der Quelle steht und man nur bruchstückhaft erfährt was genau passiert ist.

Es ist definitiv eine düstere Atmosphäre, allerdings hätte ich persönlich lieber auf die Einbindung der Sekte verzichtet und mehr über die Probleme und die bedrohliche Situation in der sich Ruth und Mark auf ihrem vermeintlichen Paradies befinden gelesen. Generell war es hier einfach zuviel das hineinspielte, einerseits die Eheprobleme von Mark und Ruth, dann die Tochter mit Drogenproblemen, die mit ihrem Sohn Lucien immer mal wieder unangekündigt bei ihren Eltern auftaucht und auch wieder verschwindet, dann natürlich der Orden der Rose von Jericho, deren Anführerin Amelia immer mehr ihr Netz um Ruth spinnt und sie als Auserwählte präsentiert samt ihrem geheiligten Land, sowie ein schlimmes Verbrechen. Irgendwie schien die Autorin selbst immer mehr vom anfänglichen Inhalt abgedriftet zu sein.

Was hier dennoch sehr gut geschildert und vermittelt wird, ist wie schwer es ist mit Isolation umzugehen, als sich langsam aber sicher die Nachbarn von ihnen abwenden, weil die Dürre anhält und alle anderen unter dieser zu leiden haben, nach und nach auch alle ehemaligen Freunde aus der Stadt verschwinden und wie beide, Ruth und Mark, damit eben auf ihre Weise versuchen damit fertig zu werden und sich dabei immer mehr voneinander entfernen und damit auch ihre Ehe erneut vor einer schwierigen Situation steht, die noch schlimmer wird durch Ruth Beziehung zu den Schwestern der Rose und ihrem Verhalten, aber auch dadurch, dass die Medien sich mittlerweile auf die Quelle stürzen.

Nach dem anfänglich guten Start, auch wenn es selbst hier bereits zeitweise sehr zäh zum lesen war, dominiert später immer mehr der Glaubenskult der Rose und so einiges wirkte dabei befremdlich, allen voran Ruth, die es einem als Leser wirklich nicht einfach macht sie zu verstehen und man teilweise echt Mitleid mit Mark hatte, auch wenn dieser ebenfalls keine einfache Figur ist, weil wir ihn ja nur aus Ruths Blickwinkel kennenlernen und er daher etwas einseitig blieb, genau wie alle anderen Charaktere. Auch fand ich es persönlich etwas unrealistisch, das beide auf ihrer Quelle relativ wenig belästigt wurden und es keine gröberen gewaltsamen Ausschreitungen gab, denn damit hätte ich eher gerechnet als dass sich hier dann letztendlich alles um Ruth und ihr allmählicher Einstieg in eine Sekte handelt.

Selbst in der Gegenwart mit Ruth und ihren Bewachern, sowie ihrer neuen Situation ist es teilweise wirklich anstrengend, weil manches einfach seltsam wirkt und gegen Ende zwar Ruth endlich die Wahrheit über jene Nacht in der Lucien verschwand erfährt, allerdings bleiben Fragen zur Quelle bis zum Schluss ohne Antworten.

Fazit: Viel Drama, ein zäher, aber leider gefühlsarmer Erzählstil, Figuren, die es einem wirklich nicht leicht machen sie zu mögen und letztendlich eine Entwicklung der Geschichte, die leider wenig mit dem Erwarteten zu tun hat, sondern abdriftet in religiösen Fanatismus. Gute Ansätze, vor allem zu Beginn, doch es fehlt hier definitiv echte Emotion und das Verständnis zu den Figuren, die dadruch, dass Ruth hier alleine die gesamte Erzählung übernimmt, leider sehr einseitig sind und man keinen weiteren Zugang zu ihnen bekommt. Die Quelle selbst bleibt leider auch am Ende weiterhin mysteriös und war einfach nur Schauplatz einer anderen seltsamen Geschichte. Wer hier also eine spannende und eindringliche Katastrophengeschichte erwartet in dem die Dürre und die geheimnisvolle Quelle die Hauptrolle spielen, der wird enttäuscht werden, denn großteils geht es hier wirklich um eine Sekte und wie Ruth in ihren Bann gerät, dadurch nach und nach fast alles verliert und ihr einstiges Paradies zu einem Gefängnis für sie wird.
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