Cover des Buches Theos Reise (ISBN: 9783446192652)
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Rezension zu Theos Reise von Catherine Clément

Lehrreich

von ioreth vor 9 Jahren

Rezension

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iorethvor 9 Jahren
Theo erkrankt bereits auf den ersten Seiten des Buches schwer. Weder der Leser noch Theo selbst erfahren um welche Krankheit es sich handelt, nur das die Blutwerte schlecht sind. Seine Eltern, Schwestern und Freundin trauern sehr, verweigern ihm aber jede Erklärung. Dann erscheint seine Tante auf dem Plan und erklärt sie wird ihn auf eine Reise um die Welt mitnehmen und hofft dabei auf eine Heilung zu stoßen. Bei dieser Reise soll Theo die verschiedenen Religionen kennenlernen, also auf nach Jerusalem...

Die Erklärungen zu den Religionen sind sehr Holzhammermäßig in den Text eingebracht, aber da Theo das offenbar teilweise auch so empfindet und es eben als Unterricht gekennzeichnet ist, nicht als sich völlig natürlich entwickelndes Gespräch wirkt es nicht übermäßig unglaubwürdig. Ein 14-jähriger kann durchaus Theos Interesse an Religionen und Kulturen entwickeln wenn man ihn vielen spannenden Persönlichkeiten gegenüber setzt die sie erklären und die Kultstätten zeigen. Als Identifikationsfigur ist er ein wenig schwierig durch den ständigen Gedanken, dass er eh bald stirbt und auch durch den offensichtlich großen Reichtum seiner Familie. Die Art wie er die Religionen erfährt ist eben für einen Normalsterblichen nicht zu haben.
Leider ist die Reihenfolge dieser Reise und der Treffen mit Religionen nicht einer erkennbaren Logik gefolgt, den Beginn in Jerusalem kann man ja noch erklären aber dann geht es recht wild hin und her, weder geografisch noch in der Historischen Reihenfolge dessen was gesehen und erzählt wird noch einem logischen Grundaufbau der dahinter stehenden Philosophien wird wirklich gefolgt. Das ist ein wenig schade, besonders weil Theo in jeder Etappe ein Rätsel erhält, dass auf die nächste hinweist und diese die Etappen besser verbinden könnten.
Trotzdem hat mir dieser Anteil an der Geschichte gut gefallen, besonders viele der Diskussionen im Text, auch wenn sie manchmal etwas unnatürlich wirken, zeigen verschiedene Seiten auf. Und das Konfliktpotenzial ist ja auf diesem Gebiet sehr groß. Theo fällt ebenso wie dem Leser auf, dass er immer nur mit den toleranten Vertretern jeder Religion spricht, doch die Erklärung, die Fundamentalisten würden dieses Gespräch gar nicht führen ist einleuchtend.
Was mir allerdings eindeutig missfallen hat ist der Umgang mit der Krankheit. Ich hätte einen anderen Auslöser für die Reise (meinetwegen eine psychische Erkrankung) eher akzeptieren können. Aber die Art wie von Geisterheiler und Mystikern an einem angeblich todkranken Kind herumgedoktert wird und seine Medikamente für irgendwelche seltsamen Tinkturen abgesetzt werden finde ich gefährlich. An dieser Stelle bietet das Buch leider ein sehr großes Risiko verzweifelte Menschen in die Hände von Scharlatanen zu treiben.
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