Depressive Autorin beschreibt depressive Protagonistin
von ninchenpinchen
Kurzmeinung: Depressive Autorin beschreibt depressive Protagonistin, großartige Literatur, leider ohne Humor und Struktur
Rezension
Niemand verschwindet einfach so von Catherine Lacey – Erstellungsdatum 08.11.17
Ich las das Buch mit sehr gemischten Gefühlen dennoch zu Ende.
Es ist zwar großartig geschrieben, also hat auch die Übersetzerin literarisch perfekte Arbeit geleistet, aber es gibt wenig Handlung und Struktur.
Die Protagonistin Elyria ist schwer depressiv, setzt sich beim Trampen großer Gefahren aus, obwohl gerade die Frauen, also die Autofahrerinnen, ihr immer sehr davon abraten. Elyria kann sich nicht in Gemeinschaft integrieren, weder bei Männern, noch bei Frauen oder Paaren. Und jedes Mal, wenn seitens der Gastgeber versucht wird, ihre freiwillige Ausgrenzung aufzuheben, flüchtet sie ins nächste Abenteuer. Der Freitod ihrer Adoptivschwester beschäftigt sie gedanklich und es gibt einige Telefonate mit ihrem Ehemann.
Die letztendlich vom System erzwungene Heimkehr nach Unfall und Visaüberschreitung gestaltet sich genauso hoffnungslos wie die Flucht zuvor. Eine erlösende Hoffnung bleibt aus.
Fazit: Wer Wert auf großartige Literatur legt, auf neue und bisher möglicherweise ungedachte Gedanken, der ist hier richtig. Und dafür vergebe ich drei Sterne.
Wer aber den klassischen roten Faden sucht, einen Pageturner erwartet, am Ende Erleichterung erhofft und / oder Humor und Fröhlichkeit, der ist hier ganz falsch.