Rezension zu "Mr Nobody – Er will sich erinnern. Sie muss vergessen." von Catherine Steadman
Thriller gibt es ja wie Sand am Meer. Es ist schon eine Kunst für sich, hier etwas innovatives zu finden und zu lesen, geschweige denn zu schreiben.
Catherine Steadmann ist es - mit einigen Einschränkungen - gelungen mit "Mr. Nobody" eine Geschichte zu erschaffen, die im Gedächtnis bleibt.
Zunächst wird das Rad nicht neu erfunden, was die Story angeht:
Der Leser wird Zeuge, wie ein unbekannter Mann an einem Strand in Norfolk erwacht. Keine Erinnerungen an sein Leben, keinerlei Hinweise, die Aufschluss bringen könnten.
Dann schleichen sich die Kapitel aus der Sicht von Dr. Emma Lewis ein. Diese ist Neuropsychiaterin und bekommt das Angebot einen Aufsehen erregenden Fall zu übernehmen, der ihrer Karriere den gewissen Sprung nach vorne verschaffen könnte: Ein Mann wurde in ihrer Heimatstadt am Strand gefunden, ohne jegliche Erinnerungen, ...
Klar, man kann sich denken, dass Emma bei dem Angebot zuschlägt, sollte jedoch noch wissen, dass Emma aus guten Grund ihrer Heimat den Rücken gekehrt hat und zunächst viele Bedenken hat. Vor Jahren ist dort etwas schlimmes passiert, so schlimm dass es notwendig wurde ein neues Leben zu beginnen und möglichst nie wieder zurück zu blicken..
Und dann bringt der erinnerungslose Fremde, von der Presse "Mr. Nobody" genannt, auch noch gegenüber Emma Dinge zur Sprache, die mit "damals" zu tun haben und die er unmöglich wissen kann..
...so nimmt alles seinen Lauf.
Naja, nach gut 100-150 Seiten zumindest. So lange dauert es, bis die Story ausm Knick kommt.
Es fängt alles ganz gemütlich an, es werden sämtliche Figuren - kleinere, wie größere, aber im Endeffekt alle doch wichtig - beleuchtet und teils wieder fallen gelassen. Da hätte man mehr Tempo machen können.
Allerdings hat es mir auch gefallen, dass viel medizinisches eingebracht wurde! Da hat Steadman sehr gut recherchiert und als passionierte "Grey's Anatomy"-Schauerin fühlte ich mich sogar etwas heimisch und geborgen! 🤣
Nachdem die Story an Fahrt aufgenommen hatte, wollte ich unbedingt wissen, was nun "damals" los war und was Mr. Nobody damit zu tun hat. Die Auflösung war weniger meins, aber recht überraschend. Mal etwas anderes, und damit war ich zufrieden.
Und dann dreht sich das Rad noch weiter - was mit Mr. Nobody los ist, geht über das Geschehene hinaus. Dieses "Warum" war ebenso überraschend und fesselnd. Aaaaaber völlig an den Haaren herbei gezogen.
Allgemein versteht man das Handeln der Personen nicht wirklich. Zu konstruiert.
Tolle Geschichte, aber nicht richtig rund geschrieben.
Nichts desto trotz hatte ich Spannung und Spaß. Wenn man sich rein auf den Unterhaltungswert konzentriert und nicht so viel hinterfragt, kann man gerne zu diesem Buch greifen.