Cover des Buches Die Liebe deines Lebens (ISBN: 9783596197293)
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Rezension zu Die Liebe deines Lebens von Cecelia Ahern

Die unwahrscheinlichsten Zufälle "Die Liebe deines Lebens" zu finden (in 27 einfachen Schritten)

von Winterglanz vor 7 Jahren

Rezension

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Winterglanzvor 7 Jahren
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll...
Nach "P.S. Ich liebe Dich" war "Die Liebe deines Lebens" das zweite Buch, das ich von Cecelia Ahern gelesen habe und genau wie bei dem ersten, spielte es sich auf einer unglaublichen Gefühlsebene ab, die den Leser sofort mit sich zieht.
(Achtung: Spoiler!)

Direkt zu Beginn des Romans wird der Leser in das Leben der 33-jährigen Christine geworfen, ohne viel von ihr und ihrer Vergangenheit zu wissen; und begleitet sie durch das Buch hinweg durch ihre wohl ereignisreichste Zeit ihres bisherigen Lebens. Sofort nimmt sie einen mit, auf ihrem Weg des Perfektionismus, der über die ein- oder anderen Umwege führt.
Wie wahrscheinlich ist es, in seinem Leben jemandem zu begegnen, der einen Selbstmordversuch startet? Genau das fragt sich auch Christine, die Protagonistin des Buchs, als sie gleich am Anfang Zeugin einer solchen Handlung wird, die sie nicht verhindern kann. Natürlich überhäuft sie sich nur so mit Schuldgefühlen und Vorwürfen und sucht wie immer Hilfe in ihren Selbsthilfe-Büchern, die sie Schritt für Schritt befolgt. So nimmt sie sich vor, sich für einen erneuten Vorfall wie ihre "Simon-Conway-Erfahrung" vorzubereiten und wie es der unwahrscheinliche Zufall so will, trifft sie in einer Nacht, eigentlich auf der Suche nach ihrem neuen Wohlfühlplatz (auch ein Tipp aus einem ihrer Bücher), auf einen Mann der sich an das Geländer einer Brücke klammert - allerdings auf der völlig falschen Seite.
Sie und der verwirrte, vielleicht auch depressive Fremde, Adam, vereinbaren einen Deal, nachdem er vom Leben eingeholt, wohlbehalten zurück auf der Brücke steht. Christine hat sich geschworen, nicht wieder zu versagen, das würde sie nicht verkraften, also schlägt sie ihm aus der Verzweiflung heraus vor, ihm zu zeigen, dass das Leben schön und vor allem lebenswert ist - allerdings hat sie bloß zwei Wochen als Bedingung und zwar bis zu Adams Geburtstag. Und hier beginnt die seltsame Reise.
Als ihr bewusst wird, was sie ihm versprochen hat, kommt sich Christine ziemlich hilflos vor und tut das, was sie immer in solchen Momenten tut: sie besorgt sich ein Buch, mit einer einfachen Anleitung, die gewisser Maßen die Freude am Leben wieder erwecken soll.
Im Laufe der Handlung muss Christine nicht nur damit auskommen, dass alle Schritte, die sie versucht hat, um ihn zu überzeugen allesamt fehlgeschlagen sind, sondern muss auch mit eigenen Problemen auskommen - ihr Ehemann, den sie kurzerhand verlassen hat, nach der "Simon-Conway-Erfahrung", ein schwieriger Klient ihrer Arbeit bei der Jobvermittlung, ihre eigene Familie, die aus allem etwas heiteres zu ziehen scheint, ihre beste Freundin, die selbst eine erschütternde Zeit durchmacht und zu guter letzt natürlich Simon Conway selbst, der seit seinem fehlgeschlagen Versuch sich umzubringen, im Koma liegt und seine Frau, die Christine die ganze Schuld auflädt. Dazu kommt, dass sie sich die Probleme von Adam zu eigen gemacht hat und sich nun auch mit dessen Firmenerbe, der Schokoladenfabrik seines Vaters, und Adams (Ex)Freundin Maria auseinandersetzen muss.
Mit vielen aufheiternden Stellen gewinnt Cecelia Ahern der Geschichte und dem ernsten Thema des Selbstmordes etwas der düsteren Stimmung ab und schafft eine mitreißende Roadtrip Atmosphäre, bei der Christine ständig in Zwiespalt gerät: ihre Gefühle für Adam, die merklich immer öfter auftauchen, die sie sich aber erst später eingesteht und zulässt, aber gleichzeitig laut ihrem abgemachten Plan, Adam mit seiner Freundin wieder zusammenbringen muss und gerade aus Liebe entscheidet sie, Adam zu helfen, auch wenn sie Maria immer weniger ausstehen kann. Es ist besser, ihn aus der ferne lieben zu können, als ihn nie wieder zu sehen.
Auch wenn die Eifersucht zu ihrem ständigen Begleiter wird, wird sie auch permanent von Sorge um Adam und die damit verbundenen Schuldgefühle, dass sie das Schlimmste vielleicht doch nicht verhindern kann, verfolgt. Dennoch merkt man immer wieder, wie auch Adam seinen Gefühlen nicht länger standhalten kann und etwas an Christine zu liegen scheint.
Gegen Ende des Romans scheint sich plötzlich alles zu wenden und man kann das Buch kaum noch aus der Hand legen. Christine verschwindet eines eigentlich wunderschönen Morgens mit Adam, alleine ins Krankenhaus, in dem Simon liegt, weil sie sich wieder erinnert und nun felsenfest der Überzeugung ist, dass ihre immer währenden Schuldgefühle ihm gegenüber berechtigt seien. An diesem Morgen stirbt aber Simon und als Christine wieder in das Hotel und zu Adam zurück kehrt, keimt das wohl größte Missverständnis auf, das es in dem Buch geben kann.
Erst auf seiner Geburtstagsparty sehen sie sich also wieder und Christine klärt beiläufig, wieso sie so fertig aussieht, verschwindet aber auf die Party, als Maria dann auftaucht. Immerhin will sie ja, dass der ursprüngliche Plan aufgeht und nicht, dass Adam, weil er nicht mit Maria zusammen kommen könnte, doch noch entschließen könnte, zur Brücke zurück zu kehren und das zu vollenden, was er eigentlich schon vor zwei Wochen angefangen hatte. Nach einer kleinen Rede von Adam auf seiner Party verschwindet Christine und versteckt sich vor aller Augen der Gäste und erst von Panik angetrieben, weil etwas mit Adam wohl nicht stimmte, kommt sie aus dem Versteck und weiß sofort, wo sie suchen muss.
Sie ist wieder auf der Brücke, wie zu Beginn des Romans und Adam steht am Geländer, allerdings auf der richtigen Seite und endlich kommt Christine dazu, ihm ihr Herz und ihre Seele auszuschütten, in der Angst er würde doch noch springen. Im fortlaufenden klärt sich dann doch die Situation über das Missverständnis und endlich kann auch Christine aufatmen und braucht sich in Zukunft keine Sorgen mehr um ihn zu machen. Denn von da an wird sie immer in seiner Nähe sein.

Die Charaktere scheinen zu Anfang das absolute Gegenteil zu sein. Christine wird im Roman als eher Ideenreiche "Denkerin" beschrieben, die mit allem fertig werden kann und zielstrebig das verfolgt, was sie sich vornimmt, vor allem wenn es darum geht jemandem zu helfen. Sie ist in der Hinsicht sehr perfektionistisch veranlagt, was nicht immer das beste für alle ist. Sie vertraut sehr auf ihre Bücher, doch da muss sie selbst zum Ende hin die Erfahrung eingestehen, dass es eben nicht für alles die eine perfekte Anleitung gibt, nach der, wenn man alles genauestens befolgt, einfach alles perfekt sein wird. Christine hat ihr bisheriges Leben, so scheint es, nach ihren Selbsthilfebüchern geordnet. Doch statt, dass Adam tatsächlich ihre Hilfe gebraucht hat, was er im Grunde auch getan hat, war es teilweise tatsächlich auch Christine, die ihn ganz einfach gebraucht hat. Durch ihn hat sie erst erfahren, was Liebe überhaupt ist, nicht etwa durch ihren langweiligen (Ex)Mann Barry.
Adam dagegen scheint ein instabiler, sensibler Mann zu sein. Es wird direkt klar, dass er sein Leben nicht allein auf die Reihe kriegen kann, doch durch die vielen Aktionen, die Christine plant, kommt er in Bewegung, wird durch sie abgelenkt und muss gezwungener Maßen am Leben teilnehmen, was er immer offener tut. Erst durch Christine scheint er wieder Freude am Leben zu haben, nicht etwa durch ihre, nun ja, schon teilweise lächerlichen, aber lustigen Versuche ihn aufzuheitern. Christine hat ihn zum ersten Mal wieder richtig zum Lachen bringen können und das war angesichts dessen, was man als Leser über ihn bisher kennt, ein schöner Moment.
Im Laufe des Romans werden sich die beiden Protagonisten allerdings immer ähnlicher, nicht zuletzt wegen ihrer Vergangenheit, die nach und nach aufgelöst wird und sich gar nicht mal so unähnlich zueinander stehen: beide haben ihre Mutter verloren, beide haben offensichtliche Beziehungsprobleme und beide machen eine ungefähr gleichschlimme Zeit durch, beide wieder verbunden durch Selbstmordversuche.

Es wird in der Handlung auch deutlich, dass nur Christine für Adam die beste Medizin ist, so wie sie sich um ihn kümmert und wie er sich in ihrer Gegenwart fühlt und verhält. Wenn Christine mal nicht in seiner Nähe ist, scheint alles schief zu gehen, was wieder ein Wink ist, dass sie wohl oder übel für einander bestimmt sein sollen.




Fazit:

Ich habe den Schreibstil von Cecelia Ahern wirklich genossen. Sie hat die Figuren so anschaulich beschreiben können, ihre Gefühle wunderbar zum Ausdruck gebracht und den Leser einfach nur mitgerissen. Es war kein sehr spannendes Buch, zugegeben bis auf das Ende, zur Zeit des Wendepunkts, der eine tiefe Erschütterung in mir wach rüttelte. Doch das Ende war ein großartiger, herzerwärmender Auftritt.
Es war sehr unterhaltsam, ich würde es für jeden empfehlen, der ein Buch zum verlieben für zwischendurch sucht oder gerade selbst eine eher nicht so schöne Zeit durchmacht. Christine versteht euch und sie hilft, allein durch ihre... nennen wir es "liebgemeinten Versuche" zumindest etwas aufzuheitern. Es kommen auch wieder bessere Zeiten.
Ich mochte die Charaktere Christine und Adam wirklich sehr, wohingegen Barry (der unsympathische Ehemann, der mit der Trennung und seinem Leben nicht klarkommt) sich gegen letztes Drittel des Buches endgültig in meinen bedingungslosen Hass geredet hat, so aber Christine und generell sonst alle anderen Charaktere in ein deutlich besseres Licht stellt. Nichts desto trotz hat mich das Buch an manchen Stellen total gefesselt, nicht zuletzt an meiner Lieblingsstelle, als die beiden einen Kochkurs, bzw. einen Backkurs belegen, mit dem Ziel einen Kuchen für Marias Geburtstag zu backen, der wohl schrecklichste Kuchen der Welt, mit einer wirklich lustigen Geschichte.
"Die Liebe deines Lebens" erhält daher 4 - 4,5 Sterne, da sich die Handlung zur Mitte hin immer öfter gezogen hat und dort die Spannung etwas nachgelassen hat, aber dann zum Ende hin wieder "einen drauf gesetzt hat" und ein wirklich schönes Ende erzählt (und ich bin wirklich kritisch, was Enden in Büchern angeht!). Ganz klar empfehlenswert.
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