Rezension zu "Die Kerkermeister Gottes" von Cecelia Holland
Hollands "Antichrist" in der deutschen Übersetzung machte Lust auf mehr. Dieser Roman, "City of God" von 1979, spielt im Rom der Borgias. Nicholas Dawson arbeitet als Sekretär bei der florentinischen Botschaft und der helle Kopf versinkt immer mehr ins Intrigennetz der Borgias. Das Rom dieser Zeit wird als lebensgefährlicher Ort dargestellt, in dem auf der einen Seite pralle Lebenslust, auf der anderen Gefahr, Intrigen, Tod und Verderben auf die Menschen warten. Sehr gut spinnt Holland die einzelnen Fäden und macht einen in opulenten, ebenso interessanten Bildern wie in "Antichrist" mit dem dekandenten Leben der Borgias im Vatikan vertraut. Das Buch war vielleicht auch einer der ersten historischen Romane mit einem schwulen Protagonisten; Nicholas' Liebesbeziehung zu Stefano ist zwar für die Handlung wichtig, wird aber im Text kaum ausgestaltet, was ich etwas merkwürdig fand. Andererseits passte das zur Atmosphäre des Buches, in der positive Emotionen trotz des gezeigten Reichtums Mangelware sind. Besonders die letzten Seiten, in denen es Schlag auf Schlag geht und Nicholas auch Rache für seine Demütigungen nimmt, waren hier schon fast etwas belastend. Auch die ambivalente Einstellung der Zeit zur Homosexualität zwischen Akzeptanz, Alltäglichkeit und Verdammung kommt recht gut und ohne Klischees rüber. Wie in "Antichrist" lebt der Roman von einem sehr gut gezeichneten Protagonisten und vielen anderen starken Figuren wie dem Papst, Nicholas' Diener oder Nicholas' Vorgesetztem. Auf den vielen Gängen durch die Stadt bekommt man auch ein sehr gutes Gefühl dafür, wie Rom in der Renaissance aussah. Für mich ein sehr gutes Buch.